DOSB-Mitgliederversammlung Faeser - "Keine Einreisesperren für Athleten"
Ohne Visa für russische Sportler keine Chance auf Olympia. Auf diese Aussage von IOC-Präsident Bach folgte nun ein überraschendes Statement der Bundes-Innenministerin.
Nancy Faeser (SPD) hat auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) in Saarbrücken am Samstagmorgen für einen Überraschungsmoment gesorgt. Die für den Sport zuständige Bundesministerin des Inneren und für Heimat sagte mit Blick auf die geplante deutsche Bewerbung um Olympische Sommerspiele 2036 oder 2040, dass es "keinerlei Einreisesperren für Athletinnen und Athleten in Deutschland gibt und gab".
Zwei Tage zuvor hatte Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), in einem Interview mit der "FAZ" Deutschlands Bewerbung noch einen Dämpfer verpasst. Solange nicht geklärt sei, dass alle Athleten, auch die aus Russland und Belarus, nach Deutschland einreisen könnten, "muss man auch nicht weiter über die Austragung der Olympischen Spiele diskutieren".
Differenzen trotz Gesprächen
So ganz vom Tisch ist der Konflikt aber wohl noch nicht, denn trotz Gesprächen gehen die Schlussfolgerungen auseinander. Während Bach noch Klärungsbedarf hat, sagte Faeser: "Wir haben uns in den letzten Wochen und Monaten auf höchster politischer Ebene mit dem IOC über diese Fragen ausgetauscht und aus unserer Sicht deutliche Antworten gegeben, die die autonomen internationalen Regeln des Sports selbstverständlich anerkennen. Wir erkennen die Regeln, die in Paris galten, genauso an und deshalb ist auch der Eintritt in den Continuous Dialogue folgerichtig."
Faeser zu Bach: "Ich verstehe es nicht"
Im Anschluss an ihre Rede fragte die Sportschau Faeser im Interview, warum ihrer Meinung nach Bach erneut öffentlichkeitswirksam eine Klärung gefordert habe. Die Antwort: "Ich verstehe es nicht." Angesprochen auf ihre früheren Äußerungen, dass Athleten aus Russland und Belarus die Einreise verwehrt werden solle, sagte Faeser, damals sei es um einen Start unter russischer Flagge gegangen. Derzeit treten russische Athleten unter neutraler Flagge bei Sportveranstaltungen an.
Der DOSB wollte sich von seinen Mitgliedern in Saarbrücken den Beschluss abholen, mit dem IOC in den sogenannten kontinuierlichen Dialog über die Ausrichtung von Olympischen Spielen einzutreten - und damit offiziell sein Interesse zu bekunden. Die Beschlussvorlage wurde einstimmig angenommen bei zwei Enthaltungen.