Sara Errani und Andra Vavassori im US-Open-Mixed-Finale 2024

Neues Format bei US Open Die Mixed-Revolution im Tennis - Upgrade und Affront

Stand: 14.02.2025 14:20 Uhr

Die US Open wollen den Mixed-Wettbewerb auf die große Bühne holen, mit Stars, Blitz-Format und viel Geld - auf Kosten der Spezialisten.

Die Mixed-Doppel im Profitennis sind - bisher - etwas für Kenner und Spezialisten. Bei den Grand Slams sind sie Beiwerk zu den parallel stattfindenden Einzeln, finden auf den kleinen Plätzen statt mit wenig Zuschauern und ohne große TV-Präsenz. Die Stars der Szene geben sich ab und zu die Ehre, vor allem aber messen sich hier die Doppel-Spezialistinnen und -Spezialisten, deren Namen nur wenige kennen.

Für diese Gruppe sind die Mixed-Wettbewerbe wichtig im mühsamen Kampf, jenseits der Top 100 der Einzelweltrangliste Geld zu verdienen. Und für sie dürften die aktuellen Pläne der US Open bedrohlich klingen.

US Open: Neues Format, neuer Zeitpunkt

Dort, beim Grand Slam in New York, wollen sie das Mixed in diesem Jahr auf die große Bühne bringen. In den Haupt-Stadien Arthur Ashe und Louis Armstrong sollen möglichst die Promis der Szene aufschlagen, angelockt durch ein hohes Preisgeld, ein kompaktes Format und einen neuen Zeitpunkt.

In nur zwei Tagen soll das Turnier über die Bühne gehen, am Dienstag und Mittwoch, 19. und 20. August, in der Vorwoche des eigentlichen Turniers. In dieser "Fan Week" genannten Woche läuft das Qualifikationsturnier, die Fans haben freien Eintritt. Die Stars der Szene haben hier oft noch Zeit, weil sie direkt vor dem Grand Slam kein anstrengendes Turnier mehr spielen wollen.

Sätze bis 4 statt bis 6

Diese Marktlücke wollen die US Open schließen und was sie mit dem Mixed vorhaben, klingt auch nicht nach Anstrengung, sondern eher nach Showcharakter. Vier statt sechs Spiele reichen für einen Satzgewinn, ein Match-Tiebreak ersetzt den entscheidenden dritten Satz und die Vorteilsregel fällt weg - bei Einstand entscheidet also der nächste Ballwechsel. Gut möglich, dass so 30 Minuten für eine Partie reichen.

Das Feld wird halbiert, statt 32 treten nur noch 16 Mixed-Doppel an, die Turniersieger bestreiten also maximal vier Spiele - und erhalten ein sattes Preisgeld von einer Million Dollar. Die Vorjahressieger Sara Errani und Andrea Vavassori aus Italien hatten im klassischen Format lediglich 200.000 Euro eingestrichen.

Kaum noch Start-Chancen für Spezialisten

Acht Startplätze werden über Platzierung in der Einzelweltrangliste vergeben, die anderen acht über Wildcards - die Veranstalter dürfen also frei wählen. Prominenz dürfte dabei ein zentraler Faktor sein, denn die Stadien wollen gefüllt werden und die Spiele sollen zur Primetime im TV und im Internet übertragen werden.

Wegbereiter für das neue Event war die "Mixed Madness"-Premiere aus dem Vorjahr, bei der unter anderem Naomi Osaka gemeinsam mit Nick Kyrgios angetreten ist. Auch US-Topspieler Taylor Fritz war beim Showevent dabei - und äußert sich jetzt begeistert über das neue Format. "Ich freue mich auf jeden Fall auf die Chance, in Zukunft im Mixed um einen Grand-Slam-Titel zu spielen."

Naomi Osaka und Nick Kyrgios

Naomi Osaka und Nick Kyrgios

Spezialisten kritisieren Reform scharf

Für die gut betuchten Stars der Szene öffnet sich ein weiterer Geldtopf des Tennis-Business. Für die Spezialisten versiegt eine wichtige Einnahmequelle.

"Als ehemalige US-Open-Mixed-Gewinnerin finde ich es sehr schade, was aus diesem Event werden soll", sagte die deutsche Allrounderin Laura Siegemund dem "Tennis-Magazin". "Ein ernsthafter Wettbewerb wird zu einem kurzen Showevent degradiert, dessen Zählsystem Gewinnen oder Verlieren eher zur Glückssache macht als zum Qualitätsmerkmal."

Laura Siegemund im Match gegen Anastassija Pawljutschenkowa bei den Australian Open

Laura Siegemund im Match gegen Anastassija Pawljutschenkowa bei den Australian Open

Zielinski: "Keine Kommunikation mit den Spielern"

Die US-Open-Mixed-Siegerin von 2016 kritisierte, dass die von den Änderungen betroffenen Spielerinnen und Spieler nicht mit einbezogen worden seien. "Jene Profis, für die der Mixed-Wettbewerb in erster Linie geschaffen ist, wurden einfach übergangen. Gerade in den USA, wo Doppel- und Mixed-Wettbewerbe von Klubniveau über College- bis zum Profitennis hohes Ansehen und eine lange Tradition haben, kann ich das überhaupt nicht nachvollziehen."

In eine ähnliche Richtung argumentierte Jan Zielinski, 2024 Mixed-Champion bei den Grand Smals in Melbourne und Wimbledon. "Keine Kommunikation mit den Spielern, kein Nachdenken darüber, was das für die Karriere einiger Leute bedeutet, kein Respekt vor der Geschichte und den Traditionen", schrieb der Pole in sozialen Netzwerken.

Ziehen andere Turniere nach?

Sollten die US Open finanziellen Erfolg mit ihrem Format haben, könnten andere Grand Slams nachziehen und möglicherweise andere Turniere, bei denen die Frauen und Männer parallel antreten. Und wenn es beim Mixed gut läuft, dann vielelicht auch im Doppel?

So könnte das kleine Experiment von New York eine Entwicklung anstoßen, die eine Profikarriere als Doppelspezialist erheblich erschwert.