Trotz erstem Saisonsieg Skispringer Eisenbichler erneut nicht im Weltcup-Team
Markus Eisenbichler ist im Herbst tief gefallen. Von Bundestrainer Stefan Horngacher wurde er ins zweite Glied degradiert und dazu öffentlich kritisiert. Nun hat er sich mit einem Sieg im Continental Cup zurück ins Gespräch gebracht. Für das deutsche Weltcup-Team wurde er dennoch erneut nicht berücksichtigt.
Was macht eigentlich Markus Eisenbichler? Er gewinnt wieder Springen. Der sechsmalige Weltmeister hat sich am vergangenen Wochenende im Continental Cup mit einem Sieg und einem dritten Platz in Iron Mountain (USA) zurückgemeldet. Der Paukenschlag in der zweiten Liga des Skispringens kommt dabei völlig aus dem Nichts, es war sein erster Einzelsieg seit drei Jahren und 88 Tagen. Nach schwierigen Jahren war der einstige Liebling der Skisprung-Fans zu Saisonbeginn brutal abgestürzt.
Horngacher knallhart: "Egal, wie viele Medaillen du hast"
Im November wurde er aus dem Weltcup aussortiert, im Dezember schaffte er es erstmals seit 2012 nicht einmal in die erweiterte Nationale Gruppe für die Vierschanzentournee. Obendrauf wurde er von Bundestrainer Stefan Horngacher noch öffentlich angezählt: "Er überspielt oft viele Dinge. Wir müssen mal reden, wo die Reise hingeht. Leistung zählt, das ist einfach so. Es ist egal, wie viele Medaillen du zu Hause hängen hast."
Schmid erhält den Vorzug vor Eisenbichler
Durch seinen Sieg im Continental Cup hat Eisenbichler nun selbst dafür gesorgt, dass er in Zukunft wieder eine Option für das deutsche Weltcup-Team sein kann. Dieser Wunsch hat sich zunächst aber zerschlagen. Im Aufgebot für den anstehenden Weltcup in Lahti fehlt sein Name. Stattdessen rückt Constantin Schmid in die Mannschaft. Der Team-Olympiadritte aus Oberaudorf "hat es zum zweiten Mal in dieser Saison geschafft, den zusätzlichen Weltcup-Quotenplatz im Continentalcup zu holen", begründete Horngacher seine Entscheidung. Diesen wird er nun im finnischen Lahti einnehmen.
Schmid, der in diesem Winter bei drei Weltcups nur einmal in den Punkten gelandet war, hatte am vergangenen Wochenende in Iron Mountain die Ränge sechs und acht belegt. Damit lag er zwar in beiden Wettkämpfen hinter Eisenbichler. In der Gesamtwertung ist Schmid aber deutlich besser platziert als Eisenbichler, der zuletzt eine längere Trainingspause eingelegt hatte. Stattdessen geht es für "Eisei" nun erst nach Planica und eine Woche später nach Lahti. Sollte er es hier auch nicht zurück ins Weltcup-Team schaffen, bliebe ihm nur das Saisonfinale in Planica Ende März. "Ich hoffe, dass er den Weg zurückfindet - auch wenn es spät im Winter ist", sagte ARD-Skisprung-Experte Sven Hannawald über Eisenbichler.
Sommer-Zwist um Eisenbichlers Fokus
Der Unmut von Horngacher gegenüber Eisenbichler rührte allen voran aus der Sommer-Vorbereitung und der Priorisierung seines Schützlings. In dieser Jahreszeit werden die Grundlagen für die Leistungen im Winter gelegt - und dort nahm sich der 32-Jährige teilweise raus. Der Oberbayer hatte sich dazu entschieden, seine Aufstiegsausbildung bei der Polizei abzuschließen, was Horngacher enttäuschte: "Davon haben wir ihm abgeraten, das muss auch unbedingt sein."
Die lange Suche nach der Konstanz
Die Quittung kassierte Eisenbichler in Form seiner Nicht-Nominierung im Winter. Sein großes Problem, die fehlende Konstanz, hatte ihn schon in den letzten Jahren immer wieder straucheln lassen. An einem Tag springt Eisenbichler "aus dem Stadion", wie es sein langjähriger Zimmerkollege Severin Freund bei BR24Sport beschreibt, "dann hat er wieder Sprünge, bei denen er gar nicht auf Weite kommt."
Das Rätsel um Eisenbichler offenbarte sich einmal mehr im Oktober. Den Probedurchgang beim Sommer-Grand-Prix in Klingenthal gewann er noch, wenig später verpasste er mit Rang 31 den zweiten Durchgang. Was Freund und auch Bundestrainer Horngacher besonders ärgert: Eisenbichler bringt alles mit, um mit den Weltbesten mitzuhalten. 21 Weltcup-Podestplätze und Platz zwei bei der Vierschanzentournee 2018/19 zeugen von seiner Klasse.
Befreiung in Iron Mountain
"Der Eisei kann, wenn er die richtigen Sprünge macht, jederzeit auf das Podest springen", ist sich Freund noch immer sicher. Nun - nach Platz 32 und 47 in Garmisch-Partenkirchen Anfang des Jahres - konnte Eisenbichler dies in Iron Mountain endlich wieder unter Beweis stellen. Am vergangenen Samstag landete er im ersten Springen des Tages auf Platz drei, am Nachmittag war er mit Sätzen auf 131,5 und 139 Metern nicht zu schlagen.
DSV-Sportdirektor sieht Eisenbichlers Kampf
"Er ist am Kämpfen und am Trainieren", honorierte DSV-Sportdirektor Horst Hüttel. Eisenbichler sei "ein bisschen Back to the roots" gegangen und arbeitet "mit seinen Heimtrainern, die ihn groß gemacht haben", erklärte Hüttel. Das Ziel dürfte klar sein: Seine schlagartig gestiegene Leistung stabilisieren und in diesem Winter doch noch einmal Weltcup-Luft schnuppern. Horngacher hatte sich zu Saisonbeginn entschieden, dass sich die unerfahrenen Martin Hamann und Philipp Raimund auf Top-Niveau beweisen dürfen, was sie auch nachweislich taten.
Das deutsche Aufgebot in Lahti
Karl Geiger (SC Oberstdorf), Stephan Leyhe (SC Willingen), Pius Paschke (SC Kiefersfelden), Philipp Raimund (SC Oberstdorf), Constantin Schmid (WSV Oberaudorf), Andreas Wellinger (SC Ruhpolding)