Kira Weidle-Winkelmann nach ihrem Lauf im Zielbereich.

Saalbach-Hinterglemm WM-Check: Es droht ein deutsches Fiasko

Stand: 30.01.2025 10:00 Uhr

Mittelmäßige Ergebnisse, folgenschwere Stürze und immer wieder Ärger mit dem Weltverband FIS: Die Stimmungslage der deutschen Skifahrer ist bescheiden. Lediglich zwei Podestplätze in über drei Monaten stehen zu Buche, platzt ausgerechnet bei der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm (4. - 16.02.2025) der Knoten?

Es droht die erste WM seit 18 Jahren, bei der das deutsche Alpin-Team leer ausgeht. Um das zu verhindern, hofft der DSV allen voran auf seine Stangenwald-Experten Linus Straßer und Lena Dürr. Doch für beide Athleten beherrschte die Suche nach dem eigenen Flow die bisherige Saison.

Straßer kommt Treppchen näher

Straßer verpatzte seinen Saisonstart komplett, schied zweimal aus und verpasste einmal den zweiten Durchgang. So langsam, aber gerade noch rechzeitig für die WM in Saalbach-Hinterglemm scheint er seine Qualitäten aus dem vergangenen Winter jedoch wiederzufinden.

Der Slalom-Gesamtzweite des Vorjahres kam bei vier der jüngsten fünf Rennen dem Podest als Sechster, Vierter, Fünfter und Vierter ganz nah. In Kitzbühel fehlten nur 0,09 Sekunden auf den drittplatzierten Lucas Pinheiro Braathen. "Es gehört auch mal dazu, knapp Fünfter zu werden", sagte Straßer im Anschluss, der immer wieder die Entwicklung im Großen und Ganzen ins Auge fasst: "Am Ende kannst du so ein Podium oder so einen Sieg auch nicht erzwingen."

So auch in Schladming, wo Straßer nach dem ersten Lauf in Führung gelegen hatte, um dann doch noch das Podest zu verpassen - dieses Mal um 0,10 Sekunden. Gerade beim Nachtslalom hatte er in den vergangenen Jahren mit zwei Siegen Selbstvertrauen tanken können. Dass es dieses Mal nicht reichte, konnte er mit Blick auf seine Form, die "absolut" stimme, aber verkraften. Allerdings: "Die WM ist wieder ein ganz anderes Rennen. 20 Leute wollen gewinnen, nur drei kriegen Medaillen."

Lena Dürr kämpft gegen den Trend

Genau andersherum verlief die Saison bislang für Lena Dürr. Die 33-Jährige vom SV Germering glänzte im November und Dezember mit vier Top-5-Platzierungen, zweimal davon sprang Dürr auf das Podest. Doch dann schlich sich der Fehlerteufel ein, im neuen Jahr schied Dürr in Kransjka Gora aus und wurde in Flachau Zehnte.

Garmisch gibt Weidle-Winkelmann Hoffnung

Zurück in den Top 10 ist auch Kira Weidle-Winkelmann. Die Vize-Weltmeisterin in der Abfahrt weiß, wie sich schnelles Skifahren anfühlt, musste sich jedoch nach einem durchwachsenen Start in den Beaver Creek und St. Moritz erst wieder in die Weltspitze hineinkämpfen.

Platz neun und acht am vergangenen Wochenende in Garmisch-Partenkirchen haben ihr "geholfen, wieder Selbstvertrauen aufzubauen". Die Starnbergerin fährt nun mit dem klaren Ziel zur WM, eine weitere Medaille zu gewinnen.

Vonn wünscht sich US-Dreamteam mit Shiffrin

Diesen Plan verfolgt auch US-Superstar Lindsey Vonn, die nach fünf Jahren Pause in dieser Saison ihr viel diskutiertes Comeback gab und dabei unter anderem mit Platz vier in St. Anton durchaus zu überzeugen wusste. Eine sensationelle WM-Medaille ist "das einzige Ziel, was möglich ist", erklärte Vonn im BR24Sport-Interview. Dieses Ziel könnte sie womöglich dank ihrer US-Teamkollegin Mikaela Shiffrin erreichen.

Ski-Star Lindsey Vonn träumt von einer WM-Medaille

Die beiden Erfolgsgaranten der vergangenen zwei Jahrzehnte sollen in Saalbach beim neuen Teamkombinationsformat aus Slalom und Abfahrt gemeinsam um Gold kämpfen - zumindest wenn es nach Vonn geht: "Ich würde gerne mit Mikaela fahren, das wäre großartig und ich denke, es wäre wahrscheinlich eines der coolsten Dinge überhaupt." Dafür muss Shiffrin nach ihrer schwerwiegenden Bauchverletzung allerdings erst einmal in die Spur finden, ihr Comeback ist am Donnerstag beim Slalom von Courchevel (17 Uhr im Sportschau-Ticker) geplant.

Slalom: Kann Emma Aicher überraschen?

Für die weiteren deutschen Starter käme eine WM-Medaille einem Wunder gleich. Der DSV ist gerade bei den Männern extrem ersatzgeschwächt, Alexander Schmid, Sebastian Holzmann und Jacob Schramm haben allesamt in diesem Winter einen Kreuzbandriss erlitten und fallen aus.

Die übrig gebliebenen Luis Vogt (22 Jahre) und Romed Baumann (39) haben in Gröden immerhin punktuell auf sich aufmerksam gemacht. Edelmetall ist von beiden aber ebenso wenig zu erwarten wie von der mit 21 Jahren immer noch unerfahrenen Emma Aicher. An einem guten Tag kann die gebürtige Schwedin eventuell überraschen, im Slalom schaffte Aicher es diesen Winter immerhin schon dreimal in die Top 10.

Emma Aicher jubelt.

Emma Aicher - eine WM-Medaille wäre eine Sensation.