Skifliegen in Oberstdorf "Hektischer" Wellinger verpasst Podest - Kraft macht die 40 voll
Skiflug-Weltmeister Stefan Kraft hat den zweiten Einzelwettkampf am Sonntag (25.02.2024) in Oberstdorf gewonnen und baut seine Führung im Gesamtweltcup aus. Andreas Wellinger verpasste das Podest trotz guter Ausgangsposition.
Deutschlands bestem Skispringer fehlten am Ende 8,2 Punkte auf Rang drei. Wellinger hatte zuvor zwei Flüge auf 221,5 und 215,5 Meter ins Tal gebracht. Zur Halbzeit hatte er noch auf Rang vier gelegen, musste nach einem schwächeren zweiten Versuch aber noch drei Konkurrenten vorbeiziehen lassen. Am Ende sprang Rang sieben für den Traunsteiner beim Heimweltcup heraus. Am Vortag war er noch Sechster geworden.
"Schade. Ich hatte es in der Hand, weiter vorne zu landen", äußerte sich Wellinger am Sportschau-Mikrofon enttäuscht. Seine erste Analyse: "Ich war beim Absprung zu hektisch. Das war zu ungestüm, da muss ich mehr Ruhe bewahren. Genau die Meter fehlen mir dann unten." Doch auch die Kampfansage für den Saisonendspurt folgte prompt. "Wir haben noch vier knackige Wochen vor uns. Ich will wieder auf das Podest. Ich weiß, dass ich das kann."
40. Weltcupsieg für Kraft
Seinen 40. Weltcupsieg holte der Österreicher Stefan Kraft, der mit Flügen auf 224 und 217 Meter vor Peter Prevc (223,5 / 224 Meter) gewann. Der Slowene, der zum Ende der Saison seine Laufbahn beenden wird, zeigte auf der Zielgeraden seiner Karriere noch einmal, was in ihm steckt. Schon am Vortag war er Zweiter geworden. Der zur Halbzeit führende Japaner Ryoyu Kobayashi (224 / 215) fiel noch auf Rang drei zurück.
Wellinger schaffte es als einziger Deutscher wie schon am Vortag in die Top Ten. Auch im Super-Team hatte es für ihn und Pius Paschke nicht für das Treppchen gereicht. Entsprechend durchwachsen fiel das Fazit von Bundestrainer Stefan Horngacher aus. "Wir hatten uns deutlich mehr erhofft. Wir sind nicht stabil geflogen und es waren immer wieder kleine Fehler dabei. Die Jungs sind eigentlich gut drauf und wollten hier mehr. Aber am Ende war es vielleicht ein bisschen zu verkrampft."
Keine leichten Bedingungen in Oberstdorf
Wie weit es am finalen Tag in Oberstdorf bei schwierigen Windbedingungen gehen konnte, zeigte der Österreicher Daniel Huber bereits in der Qualifikation, als er mit einem Satz auf 240 Meter nur 2,5 Meter unter dem Schanzenrekord blieb. Solche Weiten blieben im ersten Durchgang bei immer wieder wechselnden Verhältnissen zwischen Rückenwind und Aufwind allerdings aus, was wiederum Wellinger zunächst zugute kam.
Auch wenn er nach seinen 221,5 Metern im Schanzenauslauf nicht ganz zufrieden wirkte, blieb er nach einem konstanten Flug als Vierter voll im Rennen um das Podest. "In Summe einer meiner besten Flüge in dieser Saison", lautete Wellingers Fazit. Nur 0,2 Punkte fehlten ihm zu Timi Zajc und Platz drei. Auf Rang eins und Kobayashi waren es elf Zähler Rückstand. Hinter dem Japaner hatte sich Kraft in Stellung gebracht.
Wellinger kämpft mit Rückenwind
Im Finale hatte Wellinger dann etwas Pech. Rückenwind drückte ihn schon bei 215,5 Metern herunter. Außerdem schlichen sich ein paar kleine technische Fehler ein. Damit waren alle Chancen auf das Podest bereits hin. Im Kampf um den Tagessieg legte Prevc mit einem tollen Satz vor, den einzig Kraft kontern konnte. Am Ende hatte der Österreicher 3,3 Punkte mehr auf dem Konto und baut seine Führung im Gesamtweltcup (1.546 Punkte) vor Kobayashi (1.277) und Wellinger (1.161) aus.
Pius Paschke wurde mit 207,5 und 208,5 Metern zweitbester Deutscher. Der Routinier im deutschen Team verdiente sich nach zuletzt eher enttäuschenden Ergebnissen einen soliden 17. Platz. So zog er insgesamt auch ein positives Fazit, auch wenn er sich in den Einzelwettkämpfen etwas mehr erhofft hatte. "Aber insgesamt war es ein Schritt nach vorne für mich."
Raimund und Geiger mit Luft nach oben
Philipp Raimund konnte seine tollen Sprünge vom Vortag nicht bestätigen. Der 23-jährige Lokalmatador ging bei seinem ersten Versuch im Absprung etwas übermotiviert zu Werke und landete bereits nach 195 Metern. Im zweiten Anlauf schaffte er es aber über die 200-Meter-Marke und brachte das Skiflug-Wochenende als 26. in der Endabrechnung zu einem versöhnlichen Abschluss. "Ich habe gestern Selbstvertrauen getankt und wollte heute Gas geben. Das war leider etwas zu viel", schmunzelte Raimund im Anschluss.
Auch Karl Geiger konnte nach seinem Quali-Debakel am Vortag immerhin wieder etwas lachen. Dieses Mal schaffte es der Oberstdorfer vor seinem Heimpublikum mit 208,5 Metern locker in den Wettkampf, konnte dort seine Leistung im ersten Durchgang aber nicht bestätigen. 197 Meter bedeuteten nur Rang 29 zur Halbzeit. Auch im zweiten Versuch konnte sich der ehemalige Skiflug-Weltmeister nicht steigern und setzte bereits nach 187,5 Metern auf. "Ich bin froh, dass ich heute im Finale war", zeigte sich Geiger zunächst einmal erleichtert, stellte aber gleichzeitig klar. "Ich weiß, dass ich fliegen kann. Aber momentan tue ich mich einfach schwer."
Leyhe scheidet in der Qualifikation aus
Felix Hoffmann verpasste dieses Mal den zweiten Durchgang. Nach einem verpatzten Absprung landete der 26-Jährige nach 189,5 Metern und wurde 32.. Stephan Leyhe blieb bereits zu diesem Zeitpunkt nur die Zuschauerrolle. Nachdem es der Willinger am Vortag nur hauchdünn in den Wettkampf geschafft hatte, scheiterte er dieses Mal an den schwierigen Verhältnissen als 42. (158,5 Meter) in der Qualifikation. Eine Nationale Gruppe des DSV war beim zweiten Einzelspringen nicht im Einsatz.