Skifliegen Zajc gewinnt vor Prevc in Oberstdorf - Wellinger wird Sechster
Der Slowene Timi Zajc hat seine Qualitäten beim Skifliegen erneut unter Beweis gestellt und den ersten von zwei Einzelwettkämpfen in Oberstdorf am Samstag (24.02.2024) gewonnen. Andreas Wellinger wurde einmal mehr bester Deutscher, während Karl Geiger einen Tag zum Vergessen erlebte.
Die slowenischen Skispringer dominieren in Oberstdorf weiter: Großschanzen-Weltmeister Zajc, der bereits am Vortag im Super-Team gewonnen hatte, verwies dieses Mal seinen Landsmann Peter Prevc mit Sprüngen auf jeweils 230 Meter in einem engen Wettkampf auf Platz zwei. Für Zajc war es der vierte Weltcupsieg seiner Karriere. Alle vier holte er auf Skiflugschanzen.
Prevc, der nach dem ersten Durchgang noch geführt hatte und zum Ende der Saison seine Karriere beenden wird, fehlten am Ende 4,2 Punkte für seinen 24. Weltcupsieg. Auch Skiflugweltmeister Stefan Kraft erwischte einen guten Tag und wurde Dritter (-9 Punkte). Damit baut der Österreicher seine Führung im Gesamtweltcup aus.
Wellinger mit starkem zweiten Sprung
Andreas Wellinger wurde mit Flügen auf 219,5 und 223 Meter wie so oft in dieser Saison bester Deutscher, um das Podest oder gar den Tagessieg konnte er allerdings nicht mitspringen. Am Ende fehlten dem WM-Zweiten aus Ruhpolding 23,1 Punkte auf Zajc an der Spitze, auf das Podest waren es umgerechnet knapp fünf Meter. Doch vor allem sein zweiter Versuch, dank dessen Wellinger sich noch vom achten auf den sechsten Platz vorschieben konnte, macht Hoffnung für den zweiten Wettkampf am Sonntag.
"So ganz zufrieden bin ich noch nicht", äußerte sich Wellinger am Sportschau-Mikrofon etwas selbstkritisch. "Aber speziell mit dem zweiten Durchgang bin ich sehr zufrieden." Das sah auch Bundestrainer Stefan Horngacher so: "Der letzte Sprung gibt uns Hoffnung. Morgen wird er es noch besser durchziehen."
Slowenen dominieren in Oberstdorf
Welche Weiten auf der respekteinflößenden Heini-Klopfer-Skiflugschanze vor 16.000 Fans möglich sind, zeigten schon im ersten Durchgang bei relativ konstanten Windverhältnissen die Slowenen. Allerdings waren es nicht die Super-Team-Gewinner Zajc und Domen Prevc, die den besten Sprung zeigten, sondern Peter Prevc. Mit 230,5 Metern übernahm der 31-jährige Skiflugweltmeister von 2016 die Führung vor Zajc. Kraft, der die Qualifikation gewonnen hatte, schob sich zur Halbzeit noch auf Rang drei vor Domen Prevc. Wie eng der Wettkampf war, zeigte ein Blick auf die Punkte: Nur 4,5 Zähler trennten die ersten vier vor dem Finale.
Wellinger fehlten zu diesem Zeitpunkt als Achter bereits 16 Punkte auf die Spitze. Wie weit es ihn in Oberstdorf tragen kann, hatte er am Vortag mit zwei guten Flügen im Super-Team bewiesen. Auch dieses Mal stimmte die Anfahrtsgeschwindigkeit, für eine Position ganz vorne sollten seine 219,5 Meter aber nicht reichen. Im Finale konnte sich Wellinger zwar auf 223 Meter steigern und dank ordentlicher Noten zwei Plätze nach vorne schieben, für den Angriff auf das Podest war die Hypothek aus dem ersten Durchgang aber zu groß.
Raimund: "Tag wird mir in Erinnerung bleiben"
Zweitbester Deutscher wurde Philipp Raimund, der bereits in der Qualifikation die erhoffte 200-Meter-Marke geknackt hatte. Als es darauf ankam, legte er sogar noch einen drauf und ballte nach 213,5 Metern im ersten Durchgang die Fäuste. "Der Tag wird mir definitiv in Erinnerung bleiben. Ich bin mit Selbstvertrauen gesprungen", sagte Raimund, der zuvor noch Kraft aus einem persönlichen Gespräch mit Bundestrainer Horngacher gezogen hatte.
Die Freudenschreie und geballten Fäuste sollten auch nach dem zweiten Versuch nicht ausbleiben. Mit 220 Metern und einem persönlichen Weitenrekord verbesserte sich die 23-jährige Hoffnung im DSV-Team noch auf Rang 14.
Paschke und Leyhe ohne Akzente
Neben Wellinger war Pius Paschke am Freitag im Super-Team an den Start gegangen. So wirklich lief es für den Routinier, der zu Saisonbeginn noch von Überraschung zu Überraschung gesprungen war, aber erneut nicht zusammen. 208 Meter bedeuteten nach dem ersten Versuch Platz 22. Im Anschluss ging es für ihn zwar noch fünf Meter weiter, wirklich verbessern konnte er sich damit allerdings nicht.
Stephan Leyhe, der als 40. gerade noch so in den Wettkampf gerutscht war, zeigte sich im Anschluss zwar verbessert, nach zwei Sprüngen auf 205 Meter und Rang 23 in der Endabrechnung hätte die Laune beim Willinger aber auch deutlich besser ausfallen können.
Hoffmann hat "unglaublich Spaß" beim Fliegen
Felix Hoffmann zeigte dagegen erneut, warum er ein Versprechen für die Zukunft im deutschen Skispringen sein kann. Nachdem er bereits in Willingen, Lake Placid und Sapporo zum Weltcupteam gehörte, bestätigte er auch beim Skifliegen seine Form und schaffte es mit 194 Metern in den zweiten Durchgang. "Mir macht es unglaublich Spaß zu fliegen", strahlte der 26-Jährige vor dem Finale. Dort konnte er zwar nicht ganz an seine Leistung anknüpfen (190,5 Meter), belohnte sich als 27. aber dennoch mit seinen nächsten Weltcuppunkten.
Luca Roth, der im Rahmen der Nationalen Gruppe am Start war, verpasste mit 189,5 Metern den Sprung unter die besten 30. Dennoch konnte er dem Wettkampf Positives abgewinnen und freute sich über die "gute mentale Herausforderung", die das Skifliegen mit sich bringt. "Ein super Gefühl. Natürlich möchte man gerne die 200-Meter-Marke knacken. Aber ich habe ja noch ein paar Wettkämpfe in meiner Karriere vor mir."
Geiger erlebt Quali-Debakel
Und Karl Geiger? Der erlebte ausgerechnet bei seinem Heimweltcup einen schwarzen Tag. Im Vorfeld hatte der 31-Jährige noch angekündigt, die Flugschanze in Oberstdorf endlich "knacken" zu wollen. Das misslang allerdings völlig. Nach schwachen 161,5 Metern musste der fünffache Weltmeister als 44. bereits in der Qualifikation die Segel streichen. Zum Vergleich: Teamkollege Wellinger sprang in der Qualifikation ganze 64,5 Meter weiter. "Manchmal kann Skispringen ratlos machen, aber wir werden wieder ein Rezept finden", sagte Horngacher zum Abschneiden seines einstigen Vorzeigespringers.
Karl Geiger schied bereits in der Qualifikation aus.
Für Geiger war es der nächste Rückschlag in einer Weltcupsaison, die mittlerweile mehr Tiefen als Höhen hat. Seit seinem siebten Platz von der Normalschanze in Oberstdorf bei der Vierschanzentournee Ende Dezember schaffte es der zweifache Saisonsieger nicht mehr unter die besten zehn in einem Einzelwettkampf. Neben Geiger verpassten auch Finn Braun (178 Meter) und Martin Hamann (141) aus der Nationalen Gruppe den Sprung unter die besten 40, die sich für den ersten Durchgang qualifizierten.