![Der deutsche Biathlet Philipp Nawrath am Schießstand | Petter Arvidson/Bildbyran via ZUMA Press Der deutsche Biathlet Philipp Nawrath am Schießstand](https://images.sportschau.de/image/47ba7240-8d02-4957-923e-56f5c978eb81/AAABlQQoqGQ/AAABkZLrr6A/original/nawrath-108.jpg)
Biathlon-WM Lenzerheide "Goldtorte" soll Nawrath im Sprint beflügeln
Nach Bronze im Mixed-Team wollen die deutschen Männer im Sprint die nächste Biathlon-WM-Medaille erringen. Die Hoffnungen ruhen auf dem Geburtstagskind.
Der Biathlet Philipp Nawrath bekam am Donnerstag (13.02.2025) den Kuchen für seinen 32. Geburtstag in die Hand gedrückt, drei Wunderkerzen brannten darauf. Und der Mannschaftskoch der deutschen Biathleten, Christian Schlösser, konnte sich dabei einen Hinweis nicht verkneifen: "Das ist die Goldtorte mit Goldstaub. Das soll dich beflügeln." Nawrath antwortete mit einem Grinsen und ähnlich flink wie sonst mit dem Gewehr am Schießstand: "Dann weiß ich ja, was ich zu tun habe."
Die kleine Szene, die die Biathleten auf Instagram teilten, sagt zweierlei aus über die deutschen Biathlon-Männer vor ihrem ersten Einzelwettkampf am Samstagnachmittag, dem Sprint über zehn Kilometer: Ja, vor allem auf Philipp Nawrath ruhen die Hoffnungen, Elfter ist er derzeit als bester Deutscher im Gesamtweltcup. Aber seit langem war die Stimmung nach dem Start in eine WM nicht mehr so gut wie dieses Mal in Lenzerheide. Rang drei nach einem dramatischen Finale in der Mixed-Staffel soll schließlich ebenfalls beflügeln.
Erstmals seit 2019 wieder mit Mixed-Medaille
Seit 2019 hatten die deutschen Biathleten auf eine Medaille in der gemischten Staffel warten müssen, die die WM-Wettkämpfe traditionell eröffnet. Nawrath selbst bezeichnete die Bronzemedaille einen Tag vor seinem Geburtstag als "schönes vorgezogenes Geschenk". Es sei "genial, dass wir das geschafft haben" und "für das Team und mein Gefühl wahnsinnig wichtig".
Ähnlich empfand es der Sportdirektor Felix Bitterling: "Wir wussten, dass irgendwann dieser Mixed-Staffel-Fluch gebannt sein wird. Dass es jetzt bei der Weltmeisterschaft gelingt, ist umso schöner. Kann nicht besser starten." Man gehe nun "mit einem anderen Mindset" in die kommende Wettkämpfe. "Das freut uns brutal, gerade weil wir es die letzten Jahre nicht geschafft hatten."
Männer-Team sucht nach Doll-Rücktritt noch nach der Form
Es hilft mit Sicherheit dem eigentlich in dieser Saison schwächelnden deutschen Männer-Team. Nach dem Rücktritt von Benedikt Doll im vergangenen Frühjahr ist Nawrath der Leader, hinter ihm fehlt es aber an Läufern, die permanent gute Ergebnisse erzielen. Kein weiterer Athlet steht unter den Top 15 der Welt. Vor allem am Schießen haperte es, läuferisch waren die Deutschen oftmals vorn dabei.
Danilo Riethmüller lief in dieser Saison einmal auf Rang zwei im Massenstart in Annecy, Nawrath wurde einmal Dritter - zu Beginn beim Sprint in Kontiolahti. Neben den beiden starten Justus Strelow, auch Dritter mit der Mixed-Staffel, und Philipp Horn am Samstag. Zuschauen muss Johannes Kühn, der somit frühestens im Einzel am Mittwoch bei der WM eingreifen kann.
Johannes Thingnes Bö will alleiniger Rekordweltmeister werden
Die Topfavoriten sind auch dieses Mal Norweger. Sie waren ja auch in dieser Saison wieder bestimmend: Sturla Holm Lägreid führt den Gesamtweltcup an - vor Johannes Thingnes Bö. Der will bei seinem letzten Großereignis mit seiner 21. Goldmedaille zum alleinigen Rekordweltmeister aufsteigen. Bislang teilt er sich die Bestmarke mit seinem Landsmann Ole Einar Björndalen. Dahinter folgen im Gesamtweltcup die beiden Franzosen Eric Perrot und Emilien Jacquelin, die Mixed-Gold gewannen.
Es brauche "vielleicht mal einen Tag, wo die Allerbesten wie die Norweger und Franzosen keine Sternstunde haben", teilte Bitterling vielsagend mit. "Aber diese Tage gibt es, die gibt es bei jeder WM. Unsere Aufgabe ist es, an diesem Tag einfach da zu sein. Von daher gehe ich positiv rein."
Philipp Nawrath liegt Lenzerheide
Vielleicht kommt es dem Team nun ja sogar entgegen, dass die Erwartungen diesmal bei den Frauen mit der Gesamtweltcup-Führenden Franziska Preuß höher sind. Hoffnung gibt bei Nawrath ja nicht nur sein Erfolg zum WM-Beginn, sondern auch, dass ihm Lenzerheide liegt: Im Vorjahr wurde er dort bereits Dritter im Sprint.
"Natürlich wäre eine Medaille das absolute Highlight – aber im Biathlon gehört auch immer eine Portion Glück dazu", sagte Nawrath. Der sich vor dem WM-Start noch gut von seiner Erkältung erholen konnte: "Ich weiß, was ich leisten kann, und wenn ich das auf die Strecke bringe, sind gute Platzierungen möglich." Und vielleicht hilft dabei ja auch noch der "Goldstaub"-Kuchen von Christian Schlösser. Sie haben zumindest nichts unversucht gelassen beim Deutschen Skiverband zum Einzel-Auftakt in Lenzerheide.