Johannes Thingnes Bö beim Stehenschießen im Sprint von Lenzerheide

Biathlon-WM in Lenzerheide Johannes Thingnes Bö krönt sich zum Rekordweltmeister

Stand: 15.02.2025 16:13 Uhr

Kurz vor dem Karriereende hat er es geschafft. Johannes Thingnes Bö ist mit nun 21 WM-Titeln der alleinige Rekordhalter. Die Deutschen spielten am Samstag (15.02.2025) bei seinem Rekord nur eine Nebenrolle und schafften es im Sprint nicht unter die besten zehn. Für die Überraschung des Tages sorgte ein anderer Athlet.

Mit zwei fehlerfreien Schießen sicherte sich Johannes Thingnes Bö bei seinen letzten Weltmeisterschaften den 21. Titel und zog damit an seinem Landsmann Ole Einar Björndalen vorbei. Hinter Bö sicherte sich der ebenfalls fehlerfreie US-Amerikaner Campbell Wright Silber mit knapp 28 Sekunden Rückstand. Bronze ging an Quentin Fillon Maillet aus Frankreich, der eine Strafrunde drehen musste und 37 Sekunden hinter Bö lag.

"Bei meiner letzten WM Geschichte zu schreiben, ist unglaublich. Ich könnte nicht glücklicher sein. Ole ist die Legende im Biathlon. Es ist eine Ehre, jetzt vor ihm zu sein", sagte Bö berührt und sprach von einem seiner "größten Siege". Björndalen nahm es gelassen. "Das ist nicht so schlimm. Ich habe das erwartet. Er ist ein fantastischer Athlet, unter Druck unglaublich", sagte der 51-Jährige im ZDF. Bö habe ein "extremes Talent. das dauert lange, bis das einer überbieten kann".

"Einfach nicht gut genug"

Bester Starter des Deutschen Skiverbandes (DSV) war Philipp Nawrath (2 Strafrunden/+1:26,0 Minuten), der zwei Tage nach seinem 32. Geburtstag auf Rang 18 kam. "Es war so mittel heute. Bei einer WM geht es um Medaillen, da ist es egal, ob man 18. oder 12. wird. Aber für die Medaillen war ich heute zu weit weg. Das ist schade", erklärte er im ZDF. Justus Strelow wurde 30. (1/+1:53,4 min.), Danilo Riethmüller (3/+2:10,3 min.) und Philipp Horn (4/+2:17,2 min.) landeten jenseits von Position 40, schafften aber die Qualifikation für die Verfolgung am Sonntag.

Dennoch herrschte Frust bei den DSV-Verantwortlichen: "Das ist einfach nicht gut genug. Ich will nicht draufhauen, das will ich intern besprechen. Es bringt jetzt nichts, rumzujammern. Wir müssen das analysieren, um uns für den Rest der WM in eine anständige Form zu bringen", so Sportdirektor Felix Bitterling.

Überraschung durch Campbell Wright

Während die Deutschen sich also ärgerten, sorgte Campbell Wright für die absolute Überraschung und brachte gleich zwei Nationen zum Jubeln. Der Junioren-Weltmeister von 2023 zeigte nicht nur zwei fehlerfreie Schießen, sondern haute auch auf der Strecke alles heraus, was in ihm steckte.

Ein vierter Platz beim Sprint in Kontiolahti war sein bisher bestes Ergebnis, doch so richtig auf der Rechnung hatte ihn niemand. Das aber nutzte der in Neuseeland geborene 22-Jährige, der seit zwei Jahren für die Vereinigten Staaten startet, und düpierte die Weltelite. "Ich glaube, ich werde das erst realisieren, wenn die WM vorbei ist. Ich bin heute echt All-In gegangen", sagte der sichtlich überraschte Campbell und fügte mit einem Schmunzeln hinzu. "Erwartet bitte nicht, dass ich das morgen wieder mache."

Nawrath und Strelow beginnen ohne Fehler

Philipp Nawrath schoss bei seiner ersten Einlage nicht mit dem höchsten Risiko, sondern auf Sicherheit. So konnte er alle fünf Scheiben treffen, lag allerdings in der Zwischenwertung schon über 20 Sekunden zurück. Aber zwei Fehler direkt zu Beginn des Stehendanschlags machten auch bei ihm alle Hoffnungen zunichte. Somit reichte es für ihn letztlich nicht für einen Top-Ten-Platz.

Justus Strelow zeigte seine gewohnten Stärken am Schießstand. Liegend war er zunächst der schnellste Schütze der ersten 30 Starter und hatte auch in der Loipe ein ordentliches Tempo angeschlagen, entsprechend übernahm er zwischenzeitlich die Führung.

Ein Fehler stehend und zu allem Überfluss auch noch ein Sturz in der folgenden Strafrunde warfen ihn jedoch weit zurück. Damit waren die Medaillen für ihn außer Reichweite. "Der eine Fehler war relativ knapp. Was mich mehr ärgert, war der Sturz in der Strafrunde. Das war ein dummer Fehler. Da waren die Beine erstmal schwer und ich hatte ganz schön zu tun gehabt", erklärte er nach dem Rennen.

Riethmüller und Horn liegend mit drei Fehlern

Danilo Riethmüller war bereits nach seinen ersten drei Schüssen aus dem Rennen. Sie fanden alle nicht den Weg ins Ziel. Entsprechend häufig musste er schon nach dem Liegendschießen in die Strafrunde. Besser machte er es stehend. Da traf er alle fünf Scheiben und konnte sich zumindest ein wenig nach vorne schieben, um so seine Teilnahme am Verfolger nicht zu gefährden.

Philipp Horn hatte sich als erster der vier DSV-Starter mit Startnummer 22 in die Spur gemacht. Allerdings schoss auch er sich bereits mit drei Fehlern im Liegendschießen aus den Topplatzierungen heraus. Somit hatte er nach einem Drittel des Rennens bereits eine Minute Rückstand auf den zu diesem Zeitpunkt führenden Schweden Jesper Nelin. Und die Top-Athleten waren zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht auf der Strecke. Zumindest stehend lief es besser. Hier musste der 30-jährige Thüringer nur eine Strafrunde drehen.

Mehr als Schadensbegrenzung konnte er damit aber nicht betreiben. Und er wusste im Nachgang auch nicht so richtig, woran es gelegen hat: "Ich hatte heute eigentlich die richtige Einstellung und richtig Bock gehabt. Beim Liegendschießen bin ich bei einem Schuss mit dem Ellenbogen weggerutscht, dann ging noch einer daneben und ich wusste nicht mehr, was ich machen soll", schilderte er völlig geknickt sein Rennen.