Franziska Preuß auf dem Weg zu  WM-Silber in Lenzerheide

Biathlon-WM Franziska Preuß gewinnt WM-Silber im Sprint-Krimi

Stand: 14.02.2025 17:55 Uhr

Franziska Preuß gewinnt gleich in ihrem ersten Einzelrennen bei der Biathlon-WM in Lenzerheide eine Medaille. Mit 30 Jahren steht sie am Höhepunkt ihrer Karriere - und muss sich in der Schweiz nur der Französin Justine Braisaz-Bouchet geschlagen geben. Rang drei belegt, nur 0,2 Sekunden hinter Preuß, die Finnin Suvi Minkkinen.

Nur noch dieses eine Schießen, nur noch diese fünf Scheiben treffen und dann die letzten 2,5 Kilometer im Langlaufen unbeschadet überstehen: Wenn das gelingen würde, das wusste die Biathletin Franziska Preuß schon, bevor sie den Schießstand in Lenzerheide erreichte, dann würde sie in jedem Fall einen Podestplatz schaffen bei dieser ersten WM-Einzelentscheidung im Sprint über 7,5 Kilometer am Freitag (14.02.2025) in der Schweiz.

Fehler im Stehendschießen bringt Spannung

Preuß also stellte sich an den Schießstand. Sie nahm Maß, atmete noch einmal ein und aus im Schneefall von Lenzerheide. Und dann begann sie mit ihrer so unverwechselbaren Schnellfeuereinlage, schon im Liegendschießen war sie ja fehlerlos geblieben in ihrem 2,5-Sekunden-Rhythmus.

Ähnlich sah das stehend aus: Die ersten drei Treffer saßen, der vierte jedoch nicht, nach dem Jubel war nun ein Stöhnen zu vernehmen in der Arena in der Schweiz, ehe der fünfte Schuss wieder sein Ziel traf. Preuß musste nun klar sein: WM-Gold war trotz ihrer starken läuferischen Leistung zuvor nur noch mit einer starken Schlussrunde zu erreichen. "Der eine Schuss stehend, der ärgert mich ein bisschen", sagte sie im ZDF. "Aber ich habe mich heute einfach gut in der Loipe gefühlt und bin einfach glücklich."

Minkkinen knapp hinter Preuß - Braisaz-Bouchet davor

Und diese lieferte die 30-Jährige zwar, kämpfte mit der fehlerlosen Suvi Minkkinen um die zwischenzeitliche Führung. Gerade aufs Laufen hatte sie sich konzentriert: "Friss oder stirb", nach diesem Motto ging sie das Rennen an, auch wenn "das hintenraus richtig hart" geworden sei.

Im vorletzten Sektor lag die Oberbayerin 0,9 Sekunden zurück, doch im Ziel war Preuß um 0,2 Sekunden schneller als die Finnin. Trotzdem musste sie nun aufs endgültige Ergebnis warten, um den Erfolg bangen und den Konkurrentinnen auf der Strecke zusehen.

Wenig später war es dann im wahren Schlussrunden-Krimi die Französin Justine Braisaz-Bouchet, die die letzte Pointe setzte und noch einmal einen Tick schneller als Preuß war. Sie wurde mit ebenfalls einem Schießfehler Weltmeisterin, 9,8 Sekunden vor der stärksten Deutschen, die auch über WM-Silber überaus glücklich war: "Es war schon mein Ziel, eine Einzelmedaille zu gewinnen. Dass das gleich im ersten Rennen passiert, da fällt der Druck schon etwas ab." Die Dritte Minkkinen holte ihre erste WM-Medaille überhaupt.

Erste Einzel-Medaille für Preuß seit 2015

Als Gesamtweltcupführende war Preuß zur Biathlon-WM nach Lenzerheide gereist, in drei von fünf Sprints stand die 30-Jährige in dieser Saison gar auf dem Podest. Der Druck war also dementsprechend groß für sie.

Es gibt Athletinnen, die damit hadern, die daran zu knabbern haben. Nicht aber Preuß, dafür hat sie vermutlich einfach zu viel erlebt in ihrer Karriere. Schon 2015 hatte sie ihre erste WM-Einzelmedaille gewonnen, als 20-jähriges Talent im Massenstart von Kontiolahti. Doch danach hatte sie immer wieder mit Krankheiten zu kämpfen, fiel immer wieder lange aus, musste Saisons vorzeitig beenden. Bis zum Freitag kam keine weitere Einzelmedaille bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Winterspielen hinzu.

Operation an Nasennebenhöhlen katapultiert Preuß nach vorne

Im vorigen Sommer brachte dann eine Operation an den Nasennebenhöhlen endlich Besserung - und katapultierte Preuß so an den bisherigen Höhepunkt ihrer gesamten Biathlon-Karriere: Gesamtweltcupführende und WM-Zweite im Sprint, so stark war sie noch nie. Am Mittwoch hatte sie ja zudem schon Bronze in der Mixed-Staffel gewonnen. Und dieser Silberrang im Sprint verheißt ja auch für die Verfolgung am Sonntag eine starke Ausgangsposition für Preuß: In die wird sie mit 9,8 Sekunden Rückstand auf Braisaz-Bouchet starten.

Die restlichen deutschen Läuferinnen blieben im Schatten von Preuß dagegen hinter den Erwartungen zurück. Sophia Schneider war als Elfte mit einem Schießfehler zweitbeste Deutsche am Freitag (55,7 Sekunden zurück), Julia Tannheimer erreichte Rang 17 (1 Fehler, + 59,1 Sekunden) und Selina Grotian - aufgrund von drei Schießfehlern - Platz 24 (+ 1:19,5).