
Rechtliche Hürde genommen Europäische Ligaspiele in den USA immer wahrscheinlicher
Meisterschaftsspiele europäischer Ligen in den USA werden immer wahrscheinlicher. Eine rechtliche Hürde wurde nun aus dem Weg geräumt.
Die Vermarktungsagentur Relevent Sports und der US-amerikanische Fußballverband U.S. Soccer haben einen Rechtsstreit beigelegt, der 2019 begann. Details des Vergleichs sind nicht bekannt, aber die Kernbotschaft nach der von einem Gericht in New York bestätigten Einigung lautet: Der Weg ist frei, dass Real Madrid bald gegen den FC Barcelona in New York um Punkte spielt, oder auch der FC Chelsea gegen den FC Liverpool, oder auch die AC Mailand gegen Inter. Auch Wettbewerbsspiele unter dem Dach der Deutschen Fußball Liga (DFL) könnten bald in New York, Los Angeles oder Miami ausgetragen werden.
Der Verband US Soccer sah sich einer Kartellrechtsklage gegenüber, weil er vor allem zum Schutz der heimischen Major League Soccer (MLS) anderen Verbänden verbat, Pflichtspiele in den USA austragen zu lassen. Die Einwilligung des nationalen Verbandes ist bislang nach dem Reglement der FIFA noch zwingend vorgesehen, genau wie die des zuständigen Kontinentalverbandes, im Fall der USA also der CONCACAF (Pendant zum europäischen Verband UEFA).
Der Weltverband FIFA setzte allerdings, auch unter juristischem Druck von Relevent, eine Arbeitsgruppe ein, die sich mit einer Änderung dieser Klausel befasst. Im Oktober 2024 teilte die FIFA mit, dass "in den kommenden Monaten" mit einem Ergebnis zu rechnen sei. Es ist zu erwarten, dass der Weg zu Ligaspielen auf anderen Kontinenten bald völlig eben sein wird. Darauf deutet der Sprachgebrauch der FIFA hin, der sich bezüglich der Arbeitsgruppe deutlich auf das EuGH-Urteil zur Super League bezieht. Danach bedarf es eines "nicht-diskriminierenden und transparenten Verfahrens" bei der Erlaubnis von Wettbewerben und Spielen.
Der große Fußball ist in den kommenden Monaten in den USA zu Gast
Vertreter von Relevent und U.S. Soccer begrüßten die Einigung, die am 9. April 2025 in ihrem Kartellrechtsstreit getroffen wurde. Der Vergleich werde dazu führen, dass der Fußball auf einem der wichtigsten Märkte weiter wachse. Die Voraussetzungen dafür scheinen besser denn je. Die auf 32 Mannschaften aufgeblähte Klub-WM wird im Sommer 2025 in den USA ausgetragen, die Weltmeisterschaft für Nationalmannschaften der Männer ein Jahr später zählt sogar 48 Teilnehmer.
Relevent vermarktet bald auch die Champions League
Relevent ist einer der ganz großen Player in der Sportvermarktung. Die Agentur wird ab der Saison 2027/28 die Wettbewerbe im Europapokal vermarkten, also auch die Champions League. Das Unternehmen mit Sitz in den USA löste "Team Marketing" ab, das mehr als 30 Jahre mit der UEFA zusammenarbeitete.

Relevent-Chef Stephen Ross
Seit 2024 arbeitet Relevent auch mit der DFL zusammen. Die Agentur soll die Vermarktung des deutschen Profifußballs in Nordamerika vorantreiben. Ligaspiele in den USA oder auf anderen Kontinenten schließt die DFL bislang aus. Beim Supercup, den der Meister und Pokalsieger ausspielen, behält sich der Dachverband aber neuerdings in der Spielordnung "auch das Recht vor, ein Stadion im Ausland als Spielort zu benennen".
Barcelona sollte schon 2019 in den USA spielen
Die Rechtsstreitigkeiten zwischen Relevent und Fußballverbänden gehen zurück auf einen Plan aus dem Jahr 2018. Relevent wollte das Spiel der spanischen La Liga zwischen dem FC Barcelona und FC Girona im Januar 2019 in Miami austragen. In dem dortigen Stadion spielen die Miami Dolphins aus der NFL, die Stephen Ross gehören. Der 84 Jahre alte US-amerikanische Multimilliardär war 2012 Mitgründer von Relevent und ist heute noch im Vorstand der Vermarktungsagentur.
Der spanische Fußballverband RFEF (Pendant zum DFB) legte damals sein Veto ein, sodass die Austragung in Miami nicht möglich war.
Enge Verbindungen europäischer Topklubs in die USA
Internationale Topklubs sind seit Jahren besonders im Sommer zu Gast in den USA, um lukrative Testspiele auszutragen. Die englische Premier League, aus der die Hälfte der 20 Klubs von US-amerikanischen Investoren geführt wird, nutzt für die Vermarktung Relevent.
Der Weg zu englischen Ligaspielen in den USA dürfte aber wie im Fall der Bundesliga weiter sein als bei La Liga und auch der italienischen Serie A. Ligapräsident Ezio Simonelli verkündete offensiv, dass die Serie A die erste der europäischen Topligen sein will, die Meisterschaftsspiele in den USA austragen will. "Das ist definitiv unser Ziel", sagte Simonelli.
Als erster Interessent aus der Serie A gilt die AC Mailand, die seit 2022 dem Investmentunternehmen RedBird gehört. Die Firma mit Sitz in New York hält auch die Mehrheit der Anteile am FC Toulouse aus der französischen Ligue 1. Zudem engagiert sich RedBird in der Fenway Sports Group, die wiederum den FC Liverpool besitzt.