
Viertelfinale in der Champions League Inter ist hinten dicht - auch dank Sommer und Bisseck
Dass Inter Mailand in der Champions League bisher so erfolgreich ist, liegt zum großen Teil an der starken Defensive. In der spielen Yann Sommer und Yann Aurel Bisseck wichtige Rollen.
Die Defensive von Inter Mailand ist ein Bollwerk. Das ist leicht zu belegen, denn der italienische Spitzenklub kassierte in elf Spielen der Champions League erst drei Gegentore, und in keinem Spiel mehr als eines. Yann Sommer blieb also achtmal ohne Gegentor. Mit knapp 91 Prozent abgewehrter Bälle hat er zudem die beste Quote aller Torhüter, die in dieser Saison in der Königsklasse zum Einsatz kamen.
Die Defensive von Inter Mailand ist kein Bollwerk. Auch diese These ist leicht zu belegen, denn der Tabellenführer der Serie A kassierte in 32 Ligaspielen 31 Treffer. Das sind im Schnitt nur minimal weniger Gegentore als sie der FC Bayern schluckt. Bei dem ist die Rechnung ganz einfach: 29 Gegentore in 29 Bundesligaspielen.
Defensive ist für Inter kein Stress
Bei den Münchnern gilt die Defensive, auch wegen der Verletzungen von Torhüter Manuel Neuer sowie der Verteidiger Dayot Upamecano und Alphonso Davies, als anfällig, bei Inter erscheint sie vor dem Rückspiel des Viertelfinales angesichts der Bilanz in der Champions League als Prunkstück. Und das Hinspiel zeigte, wie diszipliniert die Mailänder bei Ballbesitz des Gegners agieren. Es zeigte auch, dass es Trainer Simone Inzaghi gar nicht daran gelegen ist, viel den Ball zu haben.
Die Abläufe im 3-5-2-System wirkten bestens trainiert, die Profis von Inter behielten auch in Stresssituationen meistens die Ruhe. Das dürfte auch daran liegen, dass die Spieler der "Nerrazurri" genau darauf getrimmt werden. Für sie ist das Aushalten gegnerischer Sturmläufe keine Ausnahmesituation, sondern teilweise sogar etwas Gewolltes, mindestens aber etwas, worauf sie bestens vorbereitet werden.
Yann Aurel Bisseck: "Nicht schlimm, wenn der Gegner den Ball hat"
Diese Entwicklung hat auch Yann Aurel Bisseck erlebt, der bei Inter im Vergleich zu seinen vorigen Stationen (unter anderem 1. FC Köln) etwas komplett Neues vorgegeben bekommt. "Der größte Unterschied ist, dass man geduldig sein muss und es nicht schlimm ist, wenn der Gegner mal den Ball hat. Woanders wird oft gesagt, wir müssen möglichst schnell den Ball zurückerobern und wollen nicht zu lange tief stehen. In Italien ist das überhaupt kein Problem, auch für uns als Inter", sagte der 24-Jährige im Sportschau-Interview.

Bisseck, der im Hinspiel gegen den FC Bayern als Joker zum Einsatz kam, weiter: "Ich finde, wir sind die beste Mannschaft in Italien. In der Liga haben wir meistens mehr Ballbesitz, aber unser Trainer sagt uns immer, dass es total okay ist, wenn die Stürmer an der Mittellinie oder tiefer stehen und wir erstmal verteidigen. In vielen anderen Vereinen, bei denen ich war, ging es darum, dem Gegner nicht zu viel den Ball zu geben, aber in Italien wird Kompaktheit ganz groß geschrieben."
Mailand hatte gegen München auch viel Glück
Und das kann Inter in der Champions League noch besser ausleben als in der Serie A. Vielleicht ist auch das ein Grund dafür, dass die Defensive in der Königsklasse besser hält als im nationalen Alltag. Wobei sich im Hinspiel gegen den FC Bayern gezeigt hat, dass es bei weitem nicht so ist, dass das italienische Bollwerk unbezwingbar ist.
Trotz aller Qualitäten kamen die Münchner zu einigen Großchancen, zu 20 Abschlüssen, darunter zu sieben Schüssen, die aufs Tor flogen. Statistisch zählte ein Schuss bei einer großen Chance von Harry Kane nicht einmal dazu, der den Pfosten traf. Das war die riesige Chance zum 1:0 für die Bayern, im Gegenzug brachte stattdessen Lautaro Martinez Inter in Führung. Nicht wegen der starken Defensive, sondern wegen des kane'schen Unvermögens. Ein wenig Glück braucht also auch Inter.
Rummenigge: FC Bayern braucht "ein kleines Wunder"
Das braucht es grundsätzlich in einem Viertelfinale der Champions League. In dessen Rückspiel geht Mailand nun mit einem kleinen 2:1-Polster, den das Team um Sommer und Bisseck im eigenen Stadion verteidigen will. "Es ist mehr Stolz als Anspannung. Wir wissen, wie gut Bayern ist und wir ein richtig gutes Spiel abliefern müssen", sagte Inzaghi. "Wir dürfen nicht an das Ergebnis denken, sondern nur an die Leistung."
Da die bei Inter oft zu gut für den Gegner ist - wie im Hinspiel für den FC Bayern, scheint sogar der ehemalige Münchner Vorstandsvorsitzende vor dem Rückspiel skeptisch zu sein. "Meiner Meinung nach braucht es nach dem Ergebnis des Hinspiels in München ein kleines Wunder für Bayern, denn Inter hat sich als starke Mannschaft präsentiert. Für mich ist Inter der Favorit auf das Weiterkommen", sagte Karl-Heinz Rummenigge der "Gazzetta dello Sport". Auch er weiß, dass Inter hinten dicht sein kann.