Urteil des EuGH Super League mit juristischem Erfolg gegen die UEFA
Die Super League hat vor dem Europäischen Gerichtshof einen Erfolg gegen die UEFA erzielt. Doch die UEFA hat Chancen, ihre Rolle zu sichern.
Die Regelungen, nach denen die FIFA und die UEFA neue Wettbewerbe vorab genehmigen müssen, widersprechen europäischem Recht, hieß es bei der Verlesung des Urteils beim Europäischen Gerichtshof in Luxemburg am Donnerstag (21.12.2023). Die Regeln seien "nicht verhältnismäßig". Aus Sicht des Gerichts nutzen FIFA und UEFA im bestehenden Rahmen ihre dominante Marktstellung, das stehe in der jetzigen Form dem europäischen Recht mit seiner Wettbewerbsfreiheit entgegen. Für die Super League ist es zunächst ein Erfolg, doch noch lange kein klarer Sieg.
EuGH: Nur ein Urteil über die Regeln der UEFA - aber nicht über die Super League
Denn der EuGH betonte, dass er nur allgemein zu den FIFA- und UEFA-Regeln befragt wurde und nicht zum speziellen Fall der Super League. Sein Urteil bedeute nicht, "dass ein Wettbewerb wie das Super-League-Projekt unbedingt genehmigt werden muss". Aus Sicht der Verbände stellt sich damit vor allem die Frage, ob eine Änderung ihrer Regeln die Situation zu ihren Gunsten wenden könnte.
Der Richter François Biltgen (Präsident der Siebten Kammer) am Europäischen Gerichtshof verliest das Urteil.
Die UEFA verwies darauf, dass das Urteil sich auf Mängel bei dem Verfahren zur Genehmigung von Wettbewerben bezieht. Diese Mängel seien aus ihrer Sicht behoben worden. Die UEFA hatte im Juni 2022 ein entsprechendes Reglement zur Zulassung von Wettbewerben beschlossen. "Die UEFA ist von der Robustheit ihrer neuen Regeln überzeugt und insbesondere davon, dass sie allen relevanten europäischen Gesetzen und Vorschriften entsprechen." Die UEFA baut also darauf, mindestens ihre Funktion als die Instanz zu erhalten, die Wettbewerbe wie die Super League zulassen und ablehnen kann.
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) sprach in einer Stellungnahme davon, dass die Beanstandung der Regeln "zu erwarten" gewesen sei. Diese müssten nun angepasst werden. Eine Liga "außerhalb der von den Verbänden und Ligen organisierten Wettbewerbe" lehne sie ab.
Klubs, Ligen, Spielergewerkschaft und Fans lehnen Super League weiter ab
Alle wichtigen Interessengruppen im Fußball sprachen nach dem Urteil weiter ihre Ablehnung aus. Am bedeutsamsten sind hierbei die Stimmen der Klubs. Die Klub-Vereinigung ECA teilte mit, sie stehe mit allen anderen Beteiligten im Fußball "vereinter denn je gegen die Versuche einiger weniger Einzelpersonen, persönliche Ziele zu verfolgen und die Absichten, die Grundlagen und Grundprinzipien des europäischen Fußballs zu untergraben". Auch der europäische Ligenverband, zahlreiche europäische Ligen wie die Premier League oder La Liga, sowie die Spielergewerkschaft FIFPRO und das Fanbündnis Football Supporters Europe übten Kritik an der Super League.
Zahlreiche Klubs erteilten der Super League eine Absage. Für den FC Bayern München stellte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen klar: "Die Tür für die Super League beim FC Bayern bleibt zu." Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen sprachen sich gegen die Super League aus, auch zahlreiche Klubs aus der alten Super League von 2021 sagten ab. Beispielsweise stellten sich Chelsea, Manchester City, Manchester United und Inter Mailand hinter das bestehende System. Atletico Madrid schrieb: "Deutschland, Frankreich, England, Italien und Spanien - außer Real Madrid und Barcelona - wollen die Super League nicht. Wir sind dafür, die große Familie des europäischen Fußballs zu schützen, die heimischen Ligen zu schützen und durch sie jede Saison die Qualifikation für europäische Wettbewerbe auf dem Spielfeld zu erreichen."
Super League: "Der Fußball ist frei!"
Die Vermarktungsagentur A22 vertritt die Super League nach außen, ihr Chef Bernd Reichart teilte zu dem Urteil mit: "Das UEFA-Monopol ist beendet. Der Fußball ist frei. Die Vereine müssen keine Sanktionen mehr fürchten und können ihre Zukunft nun selbst bestimmen." Die Präsidenten von Real Madrid und des FC Barcelona begrüßten den Richterspruch.
A22 präsentierte am Donnerstag bereits ein Konzept. Es soll - sofern die Super League je zur Umsetzung kommt - drei Ligen geben:
- Star League: Die 16 besten Teams Europas sollen hier spielen.
- Gold League: Weitere 16 Teams sollen in der mittleren Liga antreten.
- Blue League: 32 Teams haben in der unteren Liga Platz.
- In allen drei Ligen soll in Gruppen mit je acht Teams in Hin- und Rückspiel gespielt werden, danach erreichen je acht Teams das Viertelfinale.
- Für die Frauen soll es einen ähnlichen Wettbewerb geben.
- Alle Spiele sollen kostenlos für die Fans auf einer Streamingplattform angeboten werden, die wiederum mit Werbung finanziert werden soll, hieß es.
Die geplante Struktur der Super League
Jeder Klub soll in den möglichen Super-League-Klassen "14 garantierte Spiele" haben - in der Reform der UEFA Champions League ab 2024 sind mindestens acht pro Klub vor der K.o.-Runde vorgesehen.
Zwischen den Ligen steigen am Saisonende jeweils zwei Teams auf und ab. Aus der Blue League verlassen 20 Teams am Saisonende die Blue League der Super League, 20 würden sich aus den nationalen Ligen wie der Bundesliga für die Blue League qualifizieren.
An dieser Stelle wird klar: Es gäbe über die Bundesliga keinen direkten Zugang zum wichtigsten Wettbewerb. Eine solche sportliche Abwertung hätte auch kommerzielle Folgen für die DFL. Die Spitzenklubs in der obersten Klasse wären offiziell keine dauerhaften Mitglieder, würden aber de facto kaum jemals die Liga verlassen müssen.
Union Berlin gegen Real Madrid - wäre das noch möglich?
Rechtsprechung des EuGH ohne Wirkung für Premier-League-Klubs
Wichtig ist außerdem: Die Rechtsprechung hat wegen des EU-Austritts Großbritanniens keine Wirkung für die englischen Klubs. Bislang droht die Premier League ihren Klubs einen Abzug von 35 Punkten an, wenn sie sich "nicht genehmigten Wettbewerben" anschließen. Diese Regelung könnte auch bei einer Rechtsprechung für die Super League fortbestehen. Die Hoffnung der Super League ist, dass in England die Klubs auf einen Wegfall solcher Hindernisse drängen und mittelfristig die Super League auch mit englischen Klubs entstehen könnte.
Neuer Ansatz erinnert an Agnellis Vorschlag für die Champions League von 2018
Das neue Super-League-Format mit Auf- und Abstieg zwischen drei Ligen hat große Ähnlichkeit mit dem ersten Vorschlag zur Champions-League-Reform 2024, der 2018 bekannt wurde. Damals folgte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin nicht den Wünschen der ECA und ihrem Vorsitzenden Andrea Agnelli, was maßgeblich zur versuchten Super-League-Gründung 2021 beitrug.
Im April 2021 wollten zwölf Klubs die Super League: Manchester United, Manchester City, der FC Liverpool, der FC Chelsea, der FC Arsenal und Tottenham Hotspur, Juventus Turin, AC Mailand, Inter Mailand, FC Barcelona, Real Madrid und Atletico Madrid sollten mitspielen. Damals ging es um einen Wettbewerb mit 20 Teams, von denen 15 Teams feste Plätze haben sollten - der "Closed Shop". Mit Druck von Fans, der UEFA und vor allem der britischen Politik wurde die Liga verhindert.
Klage in Spanien führte zum Verfahren am EuGH
Die drei übrig gebliebenen Klubs der Super League - Real Madrid, FC Barcelona und Juventus Turin - hatten vor einem Gericht in Spanien geklagt. Gleichzeitig wurden dem Europäischen Gerichtshof Fragen vorgelegt, wie mit dem Fall in Bezug auf europäisches Recht generell umzugehen ist.