Der FC Barcelona gewann 2023 in Saudi-Arabien den spanischen Supercup

Supercup in Riad Spaniens Fußball und das Geld aus Saudi-Arabien

Stand: 10.01.2024 15:23 Uhr

Der spanische Supercup wird in Saudi-Arabien gespielt. Der spanische Fußball pflegt immer engere Beziehungen ins Königreich, die sich finanziell auszahlen.

Real Madrid, der FC Barcelona, Atletico Madrid und CA Osasuna spielen ab Mittwoch (10.01.2024) die Supercopa de España in Saudi-Arabien aus. Vor allem die drei großen Klubs der spanischen Liga bringen sportlichen Glanz in das von Kronprinz Mohammed bin Salman geführte Königreich. Im Gegenzug gibt es für Spaniens Fußball eine Menge Geld und die Chance, weitere Geschäftsbeziehungen zu pflegen.

Viel Geld fließt auf mehreren Wegen aus Saudi-Arabien in Spaniens Fußball

Seit 2019 wird die Supercopa mit Ausnahme der ersten Corona-Saison 2020/21 in Saudi-Arabien ausgetragen. 120 Millionen Euro soll der erste Vertrag bis 2022 Medienberichten zufolge dem spanischen Verband RFEF gebracht haben, 240 Millionen Euro soll es nun für die weiteren Spiele bis 2029 geben. Die saudi-arabischen Unternehmen Neom und Red Sea Global dienen zudem als Sponsoren des Wettbewerbs. 

Dass das Geld aus Saudi-Arabien eine immer größere Rolle im europäischen Fußball spielt, zeigt sich gerade in Spanien. Riyadh Air, eine ab 2025 operierende saudi-arabische Fluggesellschaft mit derzeit null Flugzeugen, ist Trikotsponsor von Atletico Madrid. Die Saudi Investment Bank (SAIB) ist ein Sponsor von Real Madrid und die staatliche Tourismusbehörde Visit Saudi darf sich nun "offizieller Reisepartner" von La Liga nennen. "Ich bin davon überzeugt, dass diese bemerkenswerte Partnerschaft die Emotionen der Fans wirklich berühren und ihnen die Möglichkeit geben wird, die verbindende Kraft des Fußballs zu spüren", sagte der damalige Ligadirektor Oskar Mayo, der inzwischen für Atletico Madrid arbeitet, zur Partnerschaft mit Visit Saudi.

Saudi-Arabiens Fluglinie Riyadh Air auf den Trikots von Atletico Madrid

Saudi-Arabiens Fluglinie Riyadh Air auf den Trikots von Atletico Madrid

Aus Saudi-Arabien fließt noch auf einem anderen Weg Geld in die spanische Liga. Das Unternehmen CVC, ein Investor aus der Private-Equity-Branche, ist mit 2,7 Milliarden Euro bei La Liga eingestiegen. CVC wird vom saudi-arabischen Staatsfonds PIF mitfinanziert und gilt auch als Kandidat bei der Auswahl eines Investors für die DFL in Deutschland.  

Spaniens Ligapräsident war Kritiker Saudi-Arabiens und sagt nun: "Habe meine Meinung geändert"

Javier Tebas, Präsident von La Liga, änderte seine Haltung zum Königreich um 180 Grad. "Die saudi-arabische Regierung verfolgt die Politik, das Image der Regierung durch Sport zu verbessern, indem sie ihr Image beschönigt, und wir alle haben da eine Verantwortung", sagte Tebas noch 2020. "Geld ist nicht das Einzige, was zählt." 

Im Gespräch mit der Sportschau sagte Tebas im Dezember 2023: "Ich habe generell meine Meinung über Saudi-Arabien geändert, denn es hat sich sehr viel geändert. Es ist in jeder Hinsicht ein immer offeneres Land und es wäre ein großer Fehler, meine Meinung beizubehalten."  

Javier Tebas, Präsident von Spaniens La Liga

Javier Tebas, Präsident von Spaniens La Liga

Saudi-Arabien steigert 2023 die Zahl der Hinrichtungen

Das laut Tebas "immer offenere Land" verstößt allerdings weiterhin gegen zahlreiche Menschenrechte. Die Menschenrechtsorganisation Reprieve recherchierte für das Jahr 2023 die Zahl von mindestens 172 Menschen, die hingerichtet wurden. Unter der Führung von Kronprinz bin Salman und seinem Vater König Salman ibn Abd al-Aziz hätte es "die sieben blutigsten Jahre in der modernen Geschichte des Königreichs" gegeben, schrieb Reprieve. Die Zahl der Hinrichtungen habe sich unter ihrer Führung fast verdoppelt. "Der Besitz falscher Bücher, das Posten eines kritischen Tweets, das Gespräch mit einem Journalisten oder eine andere Meinung als die des Kronprinzen kann zu einem Todesurteil führen", sagte Reprieve-Direktorin Maya Foa. Die Todesstrafe wird in Saudi-Arabien meist mit einer Enthauptung durchgeführt. 

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman

Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman

Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass häufig unfaire Gerichtsverfahren zu Todesurteilen führen - auch gegen Personen, die bei der vermeintlichen Tat noch minderjährig waren. Es gibt keine Meinungs- oder Versammlungsfreiheit. In der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen belegt Saudi-Arabien Platz 170 von 180. Frauen haben stark eingeschränkte Rechte, homosexuelle Handlungen stehen unter Strafe.  

Der regierungskritische saudi-arabische Journalist Jamal Khashoggi wurde 2018 in Istanbul von einem Killerkommando ermordet und mit einer Knochensäge in Stücke zerteilt. Eine Untersuchung der Vereinten Nationen und Berichte des US-Geheimdienst deuten auf eine Anordnung des Mordes durch den Kronprinzen bin Salman hin.  

Zuschlag für die WM 2034 durch die FIFA nur noch Formsache

Saudi-Arabien findet derweil im Sport allgemein und aktuell im spanischen Fußball die Möglichkeit, seine Reputation zu verbessern, so wie es das Nachbarland Katar vorgemacht hat. Der Weg ist mindestens ähnlich.

2034 will auch Saudi-Arabien die Fußball-WM der Männer austragen. Die FIFA, ihr Präsident Gianni Infantino und das mächtige Gremium FIFA-Rat haben den Weg längst bereitet, die Vergabe des Turniers an Saudi-Arabien ist nur noch Formsache