FIFA und Saudi-Arabien Neuendorf über WM 2034 - "Werden Bewerbung auf Menschenrechte prüfen"
DFB-Präsident Bernd Neuendorf hat angekündigt, die Bewerbung Saudi-Arabiens um die Ausrichtung der WM 2034 "im Hinblick auf das Thema Menschenrechte" zu prüfen. Der DFB werde sich positionieren, teilte er mit.
"Wir werden vorab mit Vertretern aus unterschiedlichen Bereichen über die Situation in Saudi-Arabien beraten", teilte Neuendorf auf eine Anfrage der Sportschau mit. "Und wir werden die Bewerbungsunterlagen unter anderem im Hinblick auf das Thema Menschenrechte prüfen. Dies auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die FIFA selbst sich in ihren Statuten zur Einhaltung der Menschenrechte und deren Schutz verpflichtet und das Thema Menschenrechte - anders als noch bei der Vergabe der WM nach Katar - seit 2026 Teil der Vergabekriterien ist."
FIFA schreibt Schutz von Menschenrechten vor - aber nur in Verbindung mit der WM
Die FIFA schreibt in ihren Bewerbungsregeln für die WM 2034, dass die beteiligten Regierungen dazu aufgefordert seien, "sich zur Achtung, zum Schutz und zur Wahrung der Menschenrechte im Zusammenhang mit der Ausrichtung des Turniers zu verpflichten". Das gelte auch für das Thema Arbeitsrechte. Der Umgang mit Gastarbeitern wurde bei der Ausrichtung der WM 2022 in Katar kritisiert. Die generelle Lage der Menschenrechte in einem Ausrichterland - wie beispielsweise Saudi-Arabien - ist kein Kriterium für die Vergabe.
Minky Worden, Direktorin bei der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, übte deutliche Kritik an der bevorstehenden Vergabe des Turniers nach Saudi-Arabien. "Die Möglichkeit, dass die FIFA Saudi-Arabien den Zuschlag für die WM 2034 erteilt, obwohl das Land eine erschreckende Menschenrechtsbilanz aufweist und sich jeglicher Kontrolle verschließt, entlarvt die Menschenrechtsverpflichtungen der FIFA als Augenwischerei."
Neuendorf: "DFB wird sich positionieren"
Der DFB-Präsident weist darauf hin, dass die Bewerbung für die WM 2034 bis Mitte kommenden Jahres ausgearbeitet und bei der FIFA eingereicht werden muss. Neuendorf teilte mit: "Der DFB wird sich hierzu positionieren."
Formell wird die WM 2034 bei einem FIFA-Kongress vergeben, der Ende 2024 stattfinden soll. Mittlerweile ist klar, dass mit Saudi-Arabien nur eine Bewerbung zur Abstimmung stehen wird. Der FIFA-Rat, in dem Neuendorf Mitglied ist, hatte bei einer Videokonferenz am 4. Oktober nur Verbänden aus Asien und Ozeanien die Möglichkeit eingeräumt, sich zu bewerben. Ozeanien besteht mit wenigen Ausnahmen nur aus Inselstaaten, die keine entsprechende Infrastruktur für eine WM bereitstellen können. In Asien stellte sich der Kontinentalverband sofort hinter Saudi-Arabien, ohne das theoretisch mögliche Interesse anderer Nationalverbände abzuwarten.
"Es wird häufig übersehen, dass durch das Rotationsprinzip der FIFA die asiatischen Fußballverbände und damit auch Saudi-Arabien ohnehin irgendwann die Möglichkeit zu einer Bewerbung erhalten hätten", teilte Neuendorf mit. "Man sollte zur Kenntnis nehmen: Es ist nicht zu verhindern, dass ein bestimmtes Land sein Interesse an der Ausrichtung einer WM bekundet."
Saudi-Arabien hat große Unterstützung bei seiner Bewerbung und vermeldet den entsprechenden Zuspruch von mehr als 100 Nationalverbänden. Zu verhindern ist die Vergabe selbst dann kaum noch, wenn der DFB eine ablehnende Haltung einnehmen würde. Im Kongress stimmen die 211 Nationalverbände ab, nötig ist eine absolute Mehrheit.
WM 2030 auf drei Kontinenten? "Solidarisch mit Spanien und Portugal erklärt"
Dass Saudi-Arabien in eine derartige Favoritenrolle kam, hängt auch mit den Rahmenbedingungen für die Vergabe der WM 2030 zusammen. Die ursprünglich konkurrierenden Bewerbungen von Spanien, Portugal und Marokko auf der einen Seite sowie Uruguay, Argentinien, Paraguay und Chile auf der anderen kombinierte der FIFA-Rat ebenfalls am 4. Oktober zu einer gemeinsamen Bewerbung, die nun ebenfalls als alleinige Kandidatur zur Abstimmung stehen wird. Als Konsequenz daraus wurden die drei beteiligten Kontinente Europa, Afrika und Südamerika sowie das 2026 berücksichtige Nordamerika von einer Bewerbung für das Turnier 2034 ausgeschlossen.
Der Zugzwang für Neuendorf: Für eine Verhinderung Saudi-Arabiens 2034 hätte er gegen das Format 2030 stimmen müssen, was ein Votum gegen die Bewerbung von zwei europäischen Ländern gewesen wäre. Neuendorf verwies darauf, dass ein Großteil der 104 Spiele 2030 in Spanien und Portugal geplant seien. "Für mich ist es damit im Kern eine WM, die in Europa stattfindet", so Neuendorf. "Ich bin von der UEFA in den FIFA-Rat entsandt worden. Deshalb habe ich mich bewusst, genau wie meine europäischen Kollegen, die ebenfalls im Council sitzen, mit den befreundeten Verbänden auf der iberischen Halbinsel solidarisch erklärt. Dazu stehe ich."