Mögliche Interessenkonflikte DFL - ein Favorit für den Investor, ein Sponsor und Schalke 04
Drei Investoren sind noch im Rennen, um als Investor bei der Deutschen Fußball Liga einzusteigen. Der Favorit ist indirekt schon jetzt Partner der DFL. Verbindungen gibt es auch zum FC Schalke 04.
Es soll jetzt alles recht schnell gehen. Am 11. Dezember wurde der Einstieg eines Investors mit denkbar knapper Mehrheit von den Klubs abgesegnet, gut eine Woche später wurde unter Private-Equity-Unternehmen ausgesiebt, die für den Deal in Frage kommen. Im Rennen sind noch CVC, Blackstone und EQT. Das wurde der Sportschau aus Kreisen der Vereine bestätigt. Darüber hinaus hieß es, dass CVC der Favorit sei.
CVC agiert mit Geld aus saudischem Staatsfonds
Der Vorteil von CVC sei außer einem zufriedenstellenden Gebot von etwa einer Milliarde Euro das Knowhow, das das Unternehmen einbringe. Das Unternehmen CVC, das unter anderem mit Millionen aus dem saudischen Staatsfonds PIF Beteiligungen kauft, ist im Bereich Fußball schon in der französischen Ligue 1 und der spanischen La Liga engagiert. Auch im Rugby, Tennis und Volleyball engagiert sich die Gesellschaft mit Sitz in Luxemburg.
Schon im Mai, als die nötige Mehrheit für die Aufnahme von konkreten Verhandlungen mit möglichen Investoren verfehlt wurde, galt CVC als Favorit. Indirekt ist CVC schon längst im deutschen Fußball engagiert, denn seit 2016 hält die Gesellschaft 60 Prozent an "Tipico". Der Wettanbieter ist seit 2015 "Platin Partner" des FC Bayern und stieg drei Jahre später als Sponsor der DFL ein.
Aufgrund dieser Verbindung und einer Neuregulierung des Glückspielwesens tritt "Tipico" auch als Sponsorpartner der Sportschau auf.
Mögliche Interessenkonflikte auf mehreren Ebenen
Nahezu jeder der 36 Klubs in der DFL hat einen Sponsor aus dem Bereich Sportwetten, auch wenn Fankurven dagegen protestieren und der Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen die Schirmherrschaft über das 2022 gegründete "Bündnis gegen Sportwettenwerbung" übernahm.
"Premium-Partner" des FC Schalke 04 ist das Unternehmen "Betway". Der Vertrag mit dem Sportwettenanbieter ist noch bis 30. Juni 2024 gültig. So wird es zu weiteren Interessenkonflikten kommen, die vor allem den Zweitligisten aus dem Ruhrgebiet, aber auch die DFL betreffen.
Schalker Aufsichtsratschef heuert bei DFL-Sponsor an
Sie berühren in erster Linie Axel Hefer, seit 2021 Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke 04. Er wird "nächstes Jahr in leitender Funktion für Tipico tätig sein".
Das sagte Hefer der Sportschau. Er lenkt also künftig die Geschicke eines Unternehmens, das im Mehrheitsbesitz einer Beteiligungsgesellschaft ist, die beste Chancen haben soll, künftig an den Erlösen der DFL teilzuhaben.
Axel Hefer
"Grundsätzlich kann es in jedem Job und in jeder Branche zu Interessenkonflikten kommen. Wichtig ist dabei, dass mögliche Interessenkonflikte den Gremien, insbesondere Vorstand und Aufsichtsrat, transparent gemacht werden und man sich bei den entsprechenden Abstimmungen enthält", so Hefer.
Die Statuten der DFL geben es her, dass Hefer im Vorstand eines Sponsors arbeitet und er gleichzeitig dem Kontrollgremium der Schalker vorsteht. Begründung: Der Verein aus Gelsenkirchen ist in keinem Gremium vertreten, das bei der DFL über Spnsorenverträge entscheidet, also etwa dem Präsidium.
Die Frage der Sportschau, ob er trotz seines Jobs bei "Tipico" Vorsitzender des Schalker Aufsichtsrates bleiben wolle, beantwortete Hefer mit "Ja".
Schalke erst gegen, jetzt für einen Investor
Schalke 04 ist einer der Klubs, die ihr Abstimmungsverhalten bei der Frage nach einem Investor änderten. Im Mai votierte der eingetragene Verein gegen den Einstieg, am 11. Dezember war er dafür. Offizielle Begründung: Der neue Plan sehe keine direkten Zahlungen an die Klubs mehr vor, die nach Ansicht der Gelsenkirchener zu ihren Ungunsten verteilt worden wären.
Schalke plädiert seit Jahren dafür, dass sogenannte fanintensive Vereine mehr Geld bekommen sollten, weil sie entsprechend mehr zum Wert des Produkts beitragen. Bei der Abstimmung im Aufsichtsrat, ob Schalke am 11. Dezember für den Einstieg votieren solle, habe er sich wegen des möglichen Interessenkonflikts enthalten, so Hefer.
Bei der Mitgliederversammlung der DFL in einem Frankfurter Flughafenhotel gab Christina Rühl-Hamers die Stimme für Schalke 04 ab. Sie ist im derzeit nur zweiköpfigen Vorstand für die Finanzen zuständig und soll das auch bleiben, wenn Matthias Tillmann ab 1. Januar Vorstandsvorsitzender sein wird. Bis dahin ist Tillmann noch als Vorstand für die Finanzen bei "Trivago" zuständig, einem Unternehmen, das vor allem mit einer Suchmaschine nach Hotels Geld verdient. Obwohl er noch keine offizielle Funktion hat, nahm Tillmann an der Mitgliederversammlung der DFL teil. Er sei "ordnungsgemäß angemeldet" gewesen, teilte Schalke auf Anfrage mit, die DFL bestätigte, er sei als "Gast" anwesend gewesen.
Im Handelsregisterauszug vom 22. Dezember 2023 wird die Aktiengesellschaft "Trivago" mit einem zweiten Vorstand aufgeführt: Axel Hefer. Auch im Lobbyregister des Deutschen Bundestages ist die Firma mit den beiden Vertretungsberechtigten Hefer und Tillmann aufgeführt. Dabei hatte "Trivago" im Mai 2023 mitgeteilt, dass Hefer das Unternehmen mit sofortiger Wirkung verlasse. Dies, so der Schalker Aufsichtsratschef, sei auch richtig: "Ich bin im Mai als Vorstand zurückgetreten." Seitdem bestehe auch kein Arbeitsverhältnis mehr.
Erst gemeinsam im Vorstand, jetzt Kontrolleur
Zur Begründung, warum er trotzdem noch im Handelsregister als Vorstand und im Lobbyregister des Deutschen Bundestages als Vertretungsberechtigter aufgeführt sei, teilte Hefer mit, dass die Änderung in den Niederlanden schon eingetragen sei, weil die Aktiengesellschaft "Trivago" dort ihren Hauptsitz habe. Die Änderungen in Deutschland würden noch vorgenommen.
Vorstände werden auf Schalke laut der Satzung vom Aufsichtsrat bestellt, entlassen und auch kontrolliert. Insofern wird Hefer künftig mit seinem Gremium einen Vorstandsboss kontrollieren, mit dem er seit Jahren eng verbunden ist. Vielen Fans des Klubs stieß das im Oktober bitter auf, als Tillmanns Berufung zum Vorstandsvorsitzenden bekannt gegeben wurde.
"Einen Konflikt sehe ich darin nicht"
"Ein gutes Verhältnis zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und Vorsitzenden des Aufsichtsrats sehe ich als wichtig und vorteilhaft an. Einen Konflikt sehe ich darin nicht, zudem der Vorstand ja auch nicht von mir alleine, sondern von dem insgesamt elfköpfigen Aufsichtsrat kontrolliert wird", sagte Hefer.
Als problemlos sieht er auch die Tatsache an, dass er für ein Unternehmen arbeiten wird, das in Konkurrenz zum aktuellen Sponsor aus dem Bereich Sportwetten steht: "Wenn es nach Verhandlungen mit dem bestehenden Schalke-Partner Betway zu einer Abstimmung über eine mögliche Fortführung der Zusammenarbeit kommen sollte, würde ich mich bei dieser Abstimmung selbstverständlich enthalten. Das gilt aber natürlich auch für alle anderen Mitglieder des Aufsichtsrats, die in ähnlichen Situationen über Wettbewerber entscheiden müssten."