Rudi Völler auf der Pressekonferenz in Frnakfurt

Nach Kritik von Rudi Völler Welche Nationalspieler jetzt zittern müssen

Stand: 21.06.2023 15:34 Uhr

Sportdirektor Rudi Völler spricht einigen Nationalspielern die nötige Qualität ab. Die Namen bleiben sein Geheimnis, aber die Wackelkandidaten sind offensichtlich.

Es ist ein vernichtendes Urteil, das DFB-Sportdirektor Rudi Völler nach der 0:2-Niederlage gegen Kolumbien fällte. Er habe die Qualität der Mannschaft anfangs überschätzt, einigen Spielern sprach er das Potenzial für die EM-Aufgabe ab. "Man konnte in diesen zwei Wochen sehen, dass der ein oder andere bei allem Bemühen ein bisschen an seine Grenzen gekommen ist." Wen genau er meinte, sagte er nicht. "Das wird man dann bei der nächsten Nominierung sehen."

Nun ist der Sportdirektor nicht zuständig für die Nominierung, sondern der Bundestrainer. Doch es ist davon auszugehen, dass Flick ähnliche Schlüsse aus den jüngsten drei Testspielen zieht. Es gibt eine ganze Reihe von Spielern, die gegen die Ukraine (3:3), Polen (0:1) und Kolumbien enttäuscht haben - und nun durch Völlers Aussagen indirekt am Pranger stehen.

DFB-Problemposition Außenverteidiger

Vor allem auf der Außenverteidigerposition konnte keiner der getesteten Spieler überzeugen. Beim Fünferketten-System, das Flick in allen drei Partien spielen ließ, sollen die Außenverteidiger viele Offensivakzente setzen, immer wieder in die Tiefe starten. Dies gelang selten, weder Marius Wolf (Borussia Dortmund) noch Jonas Hofmann (Borussia Mönchengladbach) oder den Leipzigern David Raum und Benjamin Henrichs. Ihre schwachen Auftritte hatten großen Anteil daran, dass das Experiment Fünferkette scheiterte.

Einzig Robin Gosens schaffte gegen Kolumbien auf der linken Seite immer wieder Durchbrüche, der Profi von Champions-League-Finalist Inter Mailand dürfte weitere Chancen bekommen. Allerdings offenbarte Gosens auch technische Mängel bei der Ballannahme und er ist eher ein Kandidat für die Offensive. Wenn Flick künftig wie angekündigt wieder auf eine Viererkette setzt, dürften andere Spieler zum Zug kommen. Eine Alternative auf links ist der defensivstärkere Christian Günter (SC Freiburg), rechts könnte der verletzt abgereiste Lukas Klostermann (RB Leipzig) zum Einsatz kommen.

Nur ein Lichtblick in der Innenverteidigung

Wackelig agierten in den jüngsten Testspielen auch die Innenverteidiger Nico Schlotterbeck (Borussia Dortmund), Thilo Kehrer (West Ham United) und Matthias Ginter (SC Freiburg). Gegen Kolumbien verzichtete Flick auf ihre Dienste und stellte stattdessen Mittelfeldspieler Emre Can in die Dreierkette.

Pluspunkte sammelte neben dem gesetzten Antonio Rüdiger (Real Madrid) nur Malick Thiaw vom AC Mailand. Der 21 Jahre alte Ex-Schalker spielte engagiert und teilweise spektakulär, wenn auch nicht fehlerfrei. Im Wartestand ist Dortmunds Niklas Süle.

Brandt und Wirtz gehen mit unter

Im namhaft besetzen Mittelfeld fielen Julian Brandt und Florian Wirtz ab, wobei sie auch kaum eine Chance hatten, ihr Können zu zeigen. Sie spielten jeweils nur einmal von Beginn an und gingen mit unter im unpassenden Fünferketten-System und neben formschwachen etablierten Nationalspielern.

Leroy Sané, Leon Goretzka und Joshua Kimmich spielten, offenbar gezeichnet von der Bayern-Krise der vergangenen Wochen, weit unter ihren Möglichkeiten. Immerhin zeigte der engagierte Jamal Musiala seine Extraklasse in Ansätzen, der zuletzt angeschlagene Serge Gnabry dürfte demnächst wieder ein Startelf-Kandidat sein.

Kaum Alternativen im Sturm

In dieser Konstellation zu glänzen, ist eine Herkulesaufgabe für Brandt und Wirtz. Gleiches gilt für die Stürmer Kai Havertz und Niclas Füllkrug - die jeweils immerhin gegen die Ukraine trafen. Beide dürften auch mangels Alternativen weiter zum Kader gehören, Leipzigs Timo Werner ist abgesehen von Standby-Nationalspieler Thomas Müller der einzige Konkurrent in der Sturmspitze. Dortmunds Youssoufa Moukoko müsste schon eine sehr starke Saison hinlegen, sein Teamkollege Karim Adeyemi ist ein Kandidat für Linksaußen.

Auch Gündogan stellt Qualitätsfrage

Bleibt noch Ilkay Gündogan, Kapitän von Champions-League-Sieger Manchester City und nach einer Weltklasse-Saison großer Hoffnungsträger im Mittelfeld. Nach den Finalstrapazen kam er nur gegen Kolumbien zum Einsatz, fand kaum Bindung und bilanzierte im Sportschau-Interview: "Man merkt innerhalb der Mannschaft eine gewisse Verunsicherung." Und: "Wenn man es auf einem längeren Zeitraum nicht schafft, das Potenzial auf den Platz zu rufen, muss man irgendwann darüber sprechen, ob wir auch die Qualität haben, auf allerhöchstem Niveau zu spielen."

So bleibt nach der Testspielserie die Erkenntnis, was alles nicht funktioniert. Jetzt müssen Hansi Flick und Rudi Völler nur noch herausfinden, mit welchen Spielern und welchem System es besser laufen kann.