
DFB-Elf in der Nations League Der Kopfball hat Hochkonjunktur - auch dank Kleindienst
Drei der fünf Tore in den beiden Viertelfinalspielen der Nations League gegen Italien hat die deutsche Fußballnationalmannschaft mit dem Kopf erzielt. Eine wesentliche Ursache für die Stärke ist Tim Kleindienst.
Julian Nagelsmann sprach von einem, "wenn nicht dem wichtigsten Entwicklungsschritt" der vergangenen Jahre. "Tolle Dinge" könne er mitnehmen, wie der Bundestrainer am Sonntagabend (23.03.2025) nach dem 3:3 gegen Italien in Dortmund sagte.
Eines dieser tollen Dinge war das Gegenteil von toll, denn die deutsche Mannschaft verlor die zweite Halbzeit mit 0:3, und das im eigenen Stadion.
Das Tolle daran: Der Einbruch blieb ohne sportliche Konsequenzen, weil der Vorsprung nach einer ersten Halbzeit, die zum Besten gehörte, was eine deutsche Nationalmannschaft seit langem gespielt hat, ausreichte.
Vorbereitung der Vorbereitung zur Vorbereitung
"Die erste Halbzeit war absoluter Wahnsinn", sagte etwa Tim Kleindienst, und da bezog er explizit diesen Eckstoß ein, der so kurios wie spektakulär war und zum 2:0 durch Jamal Musiala führte.
Einen "Geistesblitz" nannte Kleindienst die schnelle Ausführung des Eckstoßes durch Joshua Kimmich. Als Vorbereiter gilt jemand, der gar nicht auf dem Spielberichtsbogen stand. Das war der Balljunge Noel Urbaniak, der Kimmichs Befehl geistesgegenwärtig befolgte, ihm schnell einen Ball auszuhändigen.
Die Vorbereitung zu Urbaniaks Vorbereitung der Vorbereitung ist es durchaus wert, ebenfalls in Erinnerung zu bleiben. Das begann schon mit dem Flankengeber, denn das war Innenverteidiger Antonio Rüdiger, der von der rechten Seite zielsicher den Kopf von Kleindienst traf.
Mit Wucht köpfte der Mittelstürmer auf das Tor, hatte aber das Pech, dass der italienische Torwart Gianluigi Donnarumma noch aufmerksam war und den Ball über die Latte lenkte - zur Ecke.
Wahrscheinlich kommt Kleindienst an den Ball
Kurz vor der Pause patschte Donnarumma den Ball an den Pfosten, aber der war zuvor schon hinter der Linie. Die Vorbereitung kam wieder von Kimmich, der damit vier der fünf Tore in den beiden Spielen gegen Italien vorbereitete, den fünften erzielte er am Sonntag per Elfmeter selbst.
Vor dem 3:0 war Kimmich von der rechten Seite schon der Torlinie und dem Tor recht nahe gekommen. Die Position ließ eher einen flachen Rückpass erahnen als eine hohe Flanke, doch der Kapitän wählte die unwahrscheinlichere Variante.
Der Kopfball hat Hochkonjunktur
Er wird dabei gedacht haben, dass es durchaus wahrscheinlich ist, dass Kleindienst mit dem Kopf an den Ball kommt. Er lag damit richtig, und das ist eine weitere Erkenntnis dieser Viertelfinalspiele: Der Kopfball hat Hochkonjunktur in der deutschen Nationalmannschaft.
Zwei Kopfballtore in einem Spiel waren der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) davor zuletzt 2017 gelungen, bei einem 5:1 gegen Aserbaidschan.
Für zwei Kopfballtore benötigte die deutsche Mannschaft in den Kalenderjahren 2022 und 2024 sämtliche Länderspiele. Im Jahr dazwischen gelang sogar nur ein Kopfballtreffer.
Kimmichs druckvolle Flanken
Im Jahr 2025 steht sie bei drei Kopfballtreffen nach zwei Spielen. Die Ursachenforschung fällt recht leicht. Kimmich kann als Außenverteidiger viel druckvoller flanken als aus dem Zentrum, in dem er als "Sechser" zu finden war.
Eine weitere Ursache heißt Goretzka, der für seine Kopfballstärke bekannt ist, Kleindienst ist dafür sogar sehr bekannt.
Sechs Kopfballtore für Mönchengladbach in dieser Saison
Von seinen 29 Bundesligatoren für den 1. FC Heidenheim und Borussia Mönchengladbach erzielte Kleindienst neun mit dem Kopf. In dieser Saison sind es in der Liga schon sechs Kopfballtreffer, niemand kommt auf mehr.
Arbeit am Pendel zahlt sich aus
Die beiden Klubs können sich genau wie Bundestrainer Julian Nagelsmann bei Horst Krautzig bedanken. Der ehemalige Oberligafußballer in der DDR bat Kleindienst regelmäßig ans Kopfballpendel, als der bei Energie Cottbus ausgebildet wurde.
Der heute 29 Jahre alte Mittelstürmer gewinnt auch mit dem Rücken zum Tor viele Kopfballduelle, legt dabei für einen nachrückenden Kollegen ab oder verlängert den Ball in den Lauf eines anderen.
Erste Optionen
Kleindienst profitiert davon, dass Niclas Füllkrug, ein weiterer klassischer Mittelstürmer, derzeit verletzt ist. Der Gladbacher galt ein wenig als Platzhalter für Füllkrug, aber nicht nur wegen seiner Bilanz mit nun vier Toren in sechs Länderspielen dürfte Kleindienst nun die erste Option für die Kategorie klassischer Mittelstürmer im Kader der Nationalmannschaft sein.
Als erste Option im zentralen Angriff der Startelf gilt aber weiterhin Kai Havertz, derzeit ebenfalls verletzt. Der Profi des FC Arsenal verfügt ebenfalls über einen soliden Kopfball, aber mit den Füßen ist er stärker, und das Offensivspiel der Nationalmannschaft hat mit Havertz eine andere, spielerischere Struktur.
Auch in der Defensive gut bei Kopfbällen
Der Kopfball ist in der Offensive zu einem äußerst ertragreichen Mittel geworden. Auch in der Defensive lesen sich die Statistiken für die Zeit unter Nagelsmann als Bundestrainer gut.
Die Ursachen dafür heißen in erster Linie Antonio Rüdiger und Jonathan Tah. Die beiden Innenverteidiger erlauben den Gegnern nur wenige Chancen zu Kopfballtoren. Ein Fakt stört diese Bilanz allerdings: Der Spanier Mikel Merino köpfte Deutschland im Viertelfinale der Europameisterschaft 2024 aus dem Turnier.
Mögliche Revanche gegen Spanien
Beim Final Four der Nations League Anfang Juni in München und Stuttgart könnte Deutschland die Möglichkeit bekommen, sich zu revanchieren. So hoch möchte Nagelsmann die Bedeutung des Turniers dann allerdings doch nicht hängen. Der Titel bei einer EM habe doch noch einen ganz anderen Stellenwert.
Für den Bundestrainer zählt daher nur der Sommer 2026, in dem eine Weltmeisterschaft in den USA, Kanada und Mexiko ansteht. Eine Erkenntnis, etwa 15 Monate vor Beginn des Turniers lautet: Mit dem Kopf sieht es gut aus.