
Viertelfinale der Nations League Goretzka lässt DFB-Team gegen Italien jubeln
Eineinhalb Jahre nach seinem letzten Länderspiel hat Leon Goretzka der deutschen Fußball-Nationalmannschaft eine starke Ausgangslage für das Rückspiel gegen Italien beschert.
Sandro Tonali (9. Minute) erzielte im Viertelfinal-Hinspiel in Mailand die Führung für die Italiener, Tim Kleindienst (48.) und Goretzka (76.) trafen für die DFB-Elf, der nach dem 2:1 (0:1) nun am Sonntag in Dortmund ein Unentschieden reicht, um ins Halbfinale einzuziehen. Der Gegner dort wäre Dänemark oder Portugal, das Hinspiel gewannen die Dänen 1:0.
Glücklicher Goretzka: "Das war sehr, sehr schön"
"Man traut sich vor dem Spiel hin und wieder mal, sich so ein Szenario auszumalen. Das habe ich diesmal auch gemacht", sagte ein ziemlich ruhig wirkender Goretzka nach dem Spiel am Sportschau-Mikrofon und ergänzte: "Das war sehr, sehr schön. Bei der Nationalhymne hat es mich mehr gepackt, als ich vorher gedacht habe."
Die lange Pause inklusive der Nicht-Nominierung für die EM 2024 sei "natürlich nicht einfach" gewesen, sagte Goretzka: "Aber ich möchte lieber nach vorne gucken als zurück. Ich hoffe, dass es jetzt so weitergeht."
Bundestrainer Julian Nagelsmann bescheinigte Goretzka ein "herausragendes Spiel in der Offensivposition". Ein Lob schickte er auch an seiner Joker. "Die Spieler, die reinkamen, haben das sehr gut gemacht."
"In der ersten Halbzeit waren die Italiener vielleicht einen Tick besser, auch von ihrer Körpersprache her. Ab dem Anpfiff der zweiten Halbzeit hat sich das alles gedreht", fasste Sportschau-Experte Bastian Schweinsteiger die Partie zusammen.
DFB-Team: Goretzka, Amiri und Burkardt in Startelf
Nagelsmann hatte in der Startelf gleich auf zwei Rückkehrer gesetzt: Goretzka und Nadiem Amiri durften im Mittelfeld beide von Beginn an ran, Amiris Mainzer Teamkollege Jonathan Burkardt stand zudem in seinem dritten A-Länderspiel zum ersten Mal in der Anfangsformation.
Für Goretzka war es das erste Länderspiel seit November 2023, anschließend war er nicht mehr nominiert worden. Amiris letzter DFB-Einsatz war bei einem 1:0 über Tschechien im November 2020.
Erster schneller Angriff - 1:0 für Italien
Die Italiener überließen der deutschen Mannschaft zu Beginn die Spielkontrolle, stellten das Mittelfeld der DFB-Elf aber gut zu und lauerten auf ihre Nadelstiche. Ein schneller Flügelwechsel von links hinten nach rechts vorne erwischte die deutsche Abwehr dann in der neunten Minute tatsächlich auf dem falschen Fuß: David Raum stand plötzlich alleine gegen zwei Gegenspieler und verlor im Anschluss das Laufduell gegen den von Nicolo Barella losgeschickten Matteo Politano.

Joshua Kimmich und Italiens Destiny Udogie im Zweikampf
Dessen flache Hereingabe vor das Tor konnte Jonathan Tah nur flach in die Mitte klären, wo Tonali die freie Ecken-Auswahl hatte und das 1:0 erzielte.
Nach einer Viertelstunde hatte dann auch die DFB-Elf den ersten nennenswerten Abschluss, nach einer Flanke von Joshua Kimmich von rechts kam Goretzka im Strafraum zum Kopfball, brachte den Ball in Rücklage aber nur oben auf das Tornetz. Fünf Minuten später feuerte der Münchener Rückkehrer einen Dropkick vom Strafraumrand ab, der aber zentral auf Gianluigi Donnarumma ging.
Intensive erste Halbzeit mit Chancen-Vorteilen für Italien
Deutschlands Torhüter Oliver Baumann, der den Vorzug vor Alexander Nübel und Stefan Ortega erhalten hatte, konnte sich in der 30. Minute zum ersten Mal auszeichnen, als er einen verdeckten Distanzschuss von Tonali gut parierte.
Keine 60 Sekunden später entwischte Moise Kean im Rücken von Tah und Antonio Rüdiger, bekam den Ball in den Lauf und hämmerte ihn volley von rechts im Strafraum auf das deutsche Tor, doch Baumann stand wieder gut und reagierte schnell.
Es war in den ersten 45 Minuten ein munteres und intensives Spiel, bei dem die Nagelsmann-Elf zwar meist den Ball hatte, die klareren Chancen aber bei den Gastgebern lagen. Kurz vor dem Seitenwechsel hatte das DFB-Team noch einmal so eine Art Drangphase, Burkardt verpasste in der Mitte nach einer flachen Hereingabe nur knapp (39.), Amiris Freistoß flog über das italienische Tor (42.).
Nagelsmann bringt Kleindienst und der schlägt sofort zu
Zur zweiten Hälfte brachte Nagelsmann Nico Schlotterbeck für Raum und Kleindienst für den bemühten, aber kaum in Szene gesetzten Burkardt. Kleindienst war gerade mal drei Minuten auf dem Platz, als Kimmich von rechts aus dem Halbfeld eine Flanke punktgenau vor das Tor brachte.
Dort hatte der Gladbacher Kleindienst erstaunlich viel Platz und nutzte dies dafür, seinen Kopfball ganz genau neben den linken Pfosten zu platzieren - das 1:1. Es war Kleindiensts drittes Länderspieltor im fünften Einsatz.

Deutschlands Tim Kleindienst bejubelt seinen Treffer gemeinsam mit Teamkollege Jamal Musiala und Leon Goretzka
Das DFB-Team war jetzt etwas griffiger in seinen Aktionen und brachte nun seinerseits die Gastgeber in deren Ballbesitz früh in Bedrängnis. Viele kleine Fouls und Ungenauigkeiten auf beiden Seiten sorgten allerdings dafür, dass der Spielfluss in dieser weiterhin intensiven Partie zwischenzeitlich ein wenig verloren ging.
Baumann hält richtig stark - und Goretzka belohnt sich
In der 67. Minute verzeichnete Baumann dann seine dritte starke Parade. Als Giacomo Raspadori links im Strafraum frei vor ihm auftauchte, blieb der Hoffenheimer Keeper lange stehen und parierte den flachen Abschluss aufs lange Eck mit dem Fuß. Auf der anderen Seite köpfte Goretzka im direkten Gegenzug aus schwieriger Position ein gutes Stück vorbei. Diesmal.
Denn in der 76. Minute fand der starke Kimmich mit seiner zweiten Torvorlage an diesem Abend bei einem Eckball von links erneut seinen Teamkollegen vom FC Bayern. Goretzka sprang am kurzen Pfosten viel höher als alle Gegenspieler und verlängerte die aufs Tor gezogene Hereingabe ins lange Eck zur deutschen Führung.
Der 30-Jährige belohnte sich damit für eine extrem engagierte Vorstellung und sammelte Argumente, um auch in Zukunft von Nagelsmann wieder berücksichtigt zu werden. Die deutsche Führung hätte allerdings um ein Haar nur wenige Minuten gehalten, doch Baumann lenkte einen von Kleindienst auf das eigene Tor abgelenkten Ball mit einem Reflex, den Nagelsmann nachher als "sensationell" bezeichnete, noch um den Pfosten (78.).
So endete ein insgesamt ausgeglichenes Spiel dank einer deutschen Leistungssteigerung, Baumann und zwei richtig guten Kopfbällen mit 2:1 (0:1) und das Halbfinale in der Nations League ist zum Greifen nah.