
DFB-Team in der Einzelkritik Drei Spieler überragen gegen Italien, mehrere enttäuschen
Oliver Baumann, Leon Goretzka und Joshua Kimmich waren die Garanten für Deutschlands Sieg gegen Italien. Zwei andere Bayern-Stars enttäuschten.
Oliver Baumann (Tor): Zum dritten Mal im deutschen Tor, zum ersten Mal geschlagen - nach neun Minuten und ohne Abwehrchance. Sehr aufmerksam bei Steilpässen und Schüssen, strahlte Ruhe aus. Mehrere starke Paraden im zweiten Durchgang mit einer Blitz-Reaktion in der 78. Minute als Höhepunkt. Baumann bestätigte so die Entscheidung von Bundestrainer Julian Nagelsmann, in beiden Spielen gegen Italien auf den Hoffenheimer zu setzen.
Jonathan Tah (Abwehr): Unglückliche Aktion beim 0:1, in höchster Not spitzelte er den Ball zurück in den 16er, legte Torschütze Tonali so mustergültig auf. Eine andere Lösung wäre sehr schwer gewesen, aber nicht unmöglich. Nach einer halben Stunde entwischte ihm Kean im Rücken, in der 58. Minute mit einem rätselhaften Fehlpass - insgesamt nicht so achtsam wie gewohnt.
Joshua Kimmich (Abwehr): Er sei mit Abstand der beste Rechtsverteidiger im Kader, hat Nagelsmann über Kimmich vor der Partie gesagt. Und der Bayern-Profi bestätigte das gegen Italien eindrucksvoll. Schon in Halbzeit eins ein Aktivposten, nach der Pause dann noch stärker. Musterflanke auf Kleindienst, scharfer Eckball auf Goretzka - Kimmich bereitete beide Tore vor. Hellwach, zweikampfstark, spielfreudig - bester deutscher Spieler.
Antonio Rüdiger (Abwehr): Stabiler als sein Nebenmann, souveräner und dynamischer Auftritt. Im Zweikampf war Rüdiger kaum zu bezwingen, hatte so seinen Anteil am Sieg. In der 50. Minute mit einem kuriosen Sprint quer über den Platz. Aussicht auf Erfolg hatte dieses Anlaufen nicht, aber es war das Signal eines Führungsspielers ans eigene Team, die Aggressivität hochzufahren.
David Raum (Abwehr, bis 45.): In großen Nöten auf der linken Seite, auch allein gelassen von Jamal Musiala, vor allem vor dem 0:1. Da stand er gegen zwei und machte einen falschen Schritt nach außen, sodass ihm innen Assist-Geber Politano entwischte. Im Anschluss weitere verlorene Zweikämpfe und Stellungsfehler, zur Pause raus.

Deutschlands David Raum
Nico Schlotterbeck (Abwehr, ab 46.): Sollte die linke Abwehrseite besser schließen als Raum und tat dies auftragsgemäß - auch wenn der Dortmunder eigentlich in der Innenverteidigung zu Hause ist. Seine Schnelligkeit half ihm auch auf der Außenbahn, ließ nichts anbrennen. Offensiv unauffällig, aber das war vermutlich eingeplant.
Pascal Groß (Mittelfeld, bis 90.): Auf der Doppelsechs neben Goretzka keine Stütze und auch kein Antreiber, seine auffälligste Szene der ersten Halbzeit war ein Fehlpass. Deutlich weniger robust und spielfreudig als sein Nebenmann, aber immerhin ohne größere weitere Fehler, sodass er fast durchspielen durfte.
Robert Andrich (Mittelfeld, ab 90.): Half mit, die Führung ins Ziel zu bringen.
Leon Goretzka (Mittelfeld): Was für ein Comeback! Nach unfreiwilliger Länderspielpause meldet sich Goretzka mit einem Startelf-Einsatz, dem Siegtor und einer rundum starken Leistung zurück. Er gab Deutschlands erste beiden Abschlüsse ab: einen Kopfball aufs Tordach und einen Dropkick aus 18 Metern. Sehr lauffreudig, sehr präsent, immer wieder gefährlich - und dann per Kopf zum 2:1 zur Stelle.
Nadiem Amiri (Mittelfeld, bis 66.): Nach langer Pause zurück im Nationalteam und überraschend sogar in der Startelf. Er brauchte im holprigen deutschen Offensivspiel Anlaufzeit, legte einmal gut quer auf den heranstürmenden Burkardt. Amiri durfte sogar einen Freistoß aus aussichtsreicher Position schießen, machte das okay. Dieses Wort trifft auch Amiris Gesamtleistung ganz gut, nutzte seine Chance nur bedingt.
Jamie Leweling (Mittelfeld, ab 66.): Der Stuttgarter spielte ähnlich unauffällig wie Amiri, für den er eingewechselt wurde.
Jamal Musiala (Mittelfeld): Hatte seinen Anteil am 0:1, weil er Raum gegen zwei Gegenspieler alleine ließ, sich nach vorne statt nach hinten orientierte. Offensiv mit schwerem Stand, erst in der 40. Minute mit der ersten guten Szene, als er einen Freistoß am 16er herausholte. Ohne seinen kongenialen Partner Florian Wirtz unauffällig, eines seiner schwächeren Länderspiele.
Leroy Sané (Mittelfeld, bis 82.): Unglücklich in der ersten Hälfte, hatte kaum Platz, leistete sich Ballverluste. Im variablen Angriffsspiel oft ganz vorne zu finden, fand aber nie seine Wohlfühlposition. Auch nach der Pause weiter schwach mit vielen unglücklichen Aktionen. Enttäuschender Auftritt des Bayern-Spielers.

Leroy Sané und Italiens Nicolo Rovella kämpfen um den Ball.
Karim Adeyemi (Mittelfeld, ab 82.): Spät im Spiel, konnte sich nicht mehr auszeichnen.
Jonathan Burkardt (Angriff, bis 45.): In seinem dritten Länderspiel erstmals in der Startelf. Begann mit einem Fehlpass und tauchte dann fast durchgehend ab. Einmal nur knapp zu spät, aber letztlich ohne gelungene, nennenswerte Ballaktion. Nach der ersten Halbzeit war schon Schluss für den Mainzer.
Tim Kleindienst (Angriff, ab 46.): Brauchte nur drei Minuten, um ein schulbuchmäßiges Kopfballtor zu erzielen, begünstigt durch eine Riesenlücke in Italiens Abwehr. Bestätigte den Eindruck, dass das DFB-Team mit einem klassischen Strafraumstürmer effektiver ist. Als Hühne im Strafraum eine ständige Gefahr für den Gegner.