Ski-Alpin-Weltcup Marco Odermatt - der Allrounder hat nur wenig Konkurrenz
Zweimal hat Marco Odermatt den Gesamt-Weltcup zuletzt gewonnen. Und auch in diesem Winter spricht vieles für einen Triumph des Schweizers. Ernsthafte Konkurrenten im Kampf um die große Kristallkugel sind dünn gesät.
Schlechte Wortspiele verbieten sich ja normalerweise, in diesem Fall drängt sich eines aber regelrecht auf. Denn bei den Alpin-Männern gibt es kaum zwei Meinungen, wer auch in diesem Winter das Feld und den Weltcup dominieren wird. Marco Odermatt setzt wieder alle matt, oder?
Der Titelverteidiger, der den Gesamtweltcup im vergangenen Winter mit sage und schreibe 702 Punkten Vorsprung vor dem Norweger Aleksander Aamodt Kilde für sich entschied, ist von Beginn an der Gejagte. Nur er selbst oder eine Verletzung, die ihm natürlich niemand wünscht, kann den 26-jährigen Schweizer auf dem Weg zum erneuten Gewinn der großen Kristallkugel wohl stoppen.
Siegfahrer in zwei Disziplinen - Fortschritte in der Abfahrt
Lange galt Odermatt als großes Talent. Inzwischen, nach zwei Weltcup-Gesamtsiegen, hat er die Konkurrenz abgehängt. Diese Dominanz rührt vor allem daher, dass der Olympiasieger ein Allrounder ist - einer, der in drei Wettbewerben um den Sieg mitfahren kann. Der Riesenslalom war zunächst seine Spezialdisziplin gewesen. Nach und nach hat er sich inzwischen auch in den Speeddisziplinen stark verbessert, gewinnt mittlerweile auch Super-G- Rennen (sechs Erfolge in der vergangenen Saison) und ist in der Abfahrt ein Podiumskandidat.
Kilde, Kristoffersen und Schwarz in der Herausforderer-Rolle
Eine solche Bandbreite hat von den Topfahrern sonst nur noch der Franzose Alexis Pinturault zu bieten. Der Routinier ist mit seinen 32 Jahren immer noch ein ernstzunehmender Konkurrent, allerdings ging ihm zuletzt über die lange Saison etwas die Konstanz ab. Deshalb dürften Odermatts größte Widersacher auch in diesem Winter Aleksander Aamodt und Henrik Kristoffersen (beide Norwegen) heißen. Odermatt selbst rechnet auch noch mit dem Österreicher Marco Schwarz.
Für Aamodt gilt Ähnliches wie für Odermatt. Der Speedspezialist kann mit dem Riesenslalom auch eine dritte Disziplin fahren. Die Frage ist, wo der 31-Jährige seine Schwerpunkte im Training setzt. Kristoffersen fährt dagegen nur Slalom und Riesenslalom. Um im Gesamtweltcup ganz vorne zu landen, müsste er wie einst Marcel Hirscher schon Sieg an Sieg reihen, was auch nach dem überraschenden Rücktritt von Slalom-Weltcupsieger Lucas Braathen nicht unbedingt einfacher geworden ist und angesichts der immer noch starken Konkurrenz in den technischen Wettbewerben ein schwieriges Unterfangen sein dürfte.
Die Form scheint zu stimmen
Noch haben die Männer in diesem Winter erst einen Slalom bestritten. Die Weltcup-Abfahrten in Zermatt/Cervinia wurden abgesagt, zuvor war der Riesenslalom in Sölden nach nur einem Durchgang abgebrochen worden.
Doch bereits in Sölden deutete sich zumindest an, dass niemand mit einer unerwarteten Schwäche Odermatts rechnen sollte. Nach einem Lauf belegte der Schweizer hinter dem Österreicher Marco Schwarz Rang zwei. Die Form scheint also auch schon früh in der Saison zu stimmen.
Was der Konkurrenz doch Hoffnung macht
Anfang Dezember stehen in Beaver Creek/USA zwei Abfahrtsrennen und zwei Super-Gs an. Spätestens dann wird sich zeigen, ob es jemanden im Fahrerfeld gibt, der Odermatt Paroli bieten kann.
Was der Konkurrenz, und da vor allem Kilde Hoffnung machen könnte, ist die etwas ungleich verteilte Anzahl der Rennen in den verschiedenen Disziplinen. So wird es in diesem Winter 13 Abfahrten, aber nur acht Super-Gs geben. Und: Viele Rennen für Odermatt bedeuten auch weniger Pausen, als sie andere Fahrer haben. Andererseits: Routine kann auch ein Faktor sein, gerade wenn eine Saison so lang ist, um so die Konkurrenz wieder mattzusetzen.