Oberhof, 10 km Verfolgung Frauen: Oceane Michelon, Lou Jeanmonnot und Jeanne Richard (alle Frankreich) auf dem Podest

Biathlon-WM 2025 Wer kann Preuß die Medaillen wegschnappen?

Stand: 12.02.2025 07:30 Uhr

Franziska Preuß reist als Weltcup-Führende zur Biathlon-WM nach Lenzerheide und gilt als Top-Favoritin auf Edelmetall. Doch die Konkurrenz sitzt ihr im Nacken. Wir haben uns die Konkurrenz einmal genauer angeschaut. Das sind die WM-Favoritinnen bei den Frauen.

Franziska Preuß ist die klare Nummer eins im deutschen Team - und auch eine der Top-Medaillenkandidatinnen bei der anstehenden WM. Nach gesundheitlichen Problemen in der Vergangenheit glänzte Preuß in diesem Winter mit konstant überragenden Leistungen, schlüpfte so in das Gelbe Trikot. Als Fingerzeig für die WM auf 1.400 Metern Höhe in der Schweiz lief Preuß beim letzten Vor-WM-Weltcup auf 1.600 Metern Höhe in Antholz gleich zweimal aufs Podest. Die Tage in der Schweiz könnten ihre Weltmeisterschaft werden, Medaillen sind das ausgerufene Ziel - doch die Konkurrenz ist stark.

Franziska Preuß und das Gelbe Trikot

Sportschau Wintersport, 19.01.2025 09:00 Uhr

Jeanmonnot mit Siegen zur WM

Und diese Konkurrenz führt die starke Lou Jeanmonnot an. Die Französin wurde im Laufe der Saison immer stärker, verabschiedete sich aus Antholz mit zwei Siegen. Die zweifache Staffel-Weltmeisterin von 2024 sitzt Preuß im Weltcup im Nacken - 92 Punkte Rückstand hat die 26-Jährige auf Preuß. Die Schießleistung von Jeanmonnot ist überragend - sieben Mal blieb sie in dieser Saison fehlerfrei, schaffte es in diesem Winter sechsmal auf das Siegertreppchen.

Lou Jeanmonnot am Schießstand

Lou Jeanmonnot.

Statistisch gesehen hat Jeanmonnot sogar einen kleinen Vorteil vor Weltcupspitzenreiterin Preuß: Auf der Strecke ist die zehnfache Weltcupsiegerin in dieser Saison die viertschnellste Läuferin (Preuß liegt auf Rang sieben), am Schießstand liegen beide mit einer Quote von rund 92 Prozent in den Einzelrennen dicht beieinander. Dass es beim Biathlon zum Glück nicht nur um Statistik sondern auch um Nerven geht, zeigte Jeanmonnot im Massenstart von Ruhpolding. Als Führende kam sie zum letzten Schießen und fiel dann mit zwei Fehlern zurück - Preuß feierte dagegen Rang zwei.

Bei der letzten WM in Nove Mesto sammelte Jeanmonnot vier Medaillen: Mit der Staffel und Single-Mixed-Satffel holte sie Gold, im Massenstart und Sprint gewann sie jeweils Bronze.

Julia Simon: Formkurve geht nach oben

Auch ihre Teamkolleginnen Julia Simon und Jeanne Richard ist eine WM-Medaille zuzutrauen. Simon war in Nove Mesto der Star der WM. Mit fünf Medaillen fuhr sie nach Hause, ist Titelverteidigerin im Sprint und in der Verfolgung. In diesem Winter konnte Simon nur bedingt an die starke Vorsaison anknüpfen: Vor allem am Schießstand hatte die 28-Jährige ihre Probleme, hat Stehend nur noch eine durchschnittliche Quote von 79 Prozent Trefferleistung.

Julia Simon aus Frankreich beim Biathon in Oslo

Julia Simon

Bei der WM-Generalprobe in Antholz ließ sie aber mit Platz zwei in der Verfolgung aufhorchen. Ihre Medaillenambitionen unterstrich sie auch bei einem Testwettkampf in der vergangenen Woche in Frankreich, der Samse Biathlon National Tour, als sie sich unter anderem gegen Justine Braisaz-Bouchet und Jeanne Richard durchsetzte.

Jeanne Richard: Die Nachwuchs-Überraschung?

Jeanne Richard könnte die Überraschung der WM werden. Die 22-Jährige reist mit der Erfahrung von erst 31 Weltcuprennen an (Zum Vergleich: Simon ist 220, Preuß sogar schon 265 gelaufen). Im prestigeträchtigen Massenstart feierte die Französin mit Rang drei das erste Podest ihrer Karriere. Mit konstant guten Leistungen schaffte sie es zudem in sechs der letzten acht Einzelrennen unter die Top sechs. Vor allem mit ihrer Trefferquote von 93 Prozent ist beeindruckend. Die 22-Jährige trägt das Blaue Trikot des besten Nachwuchsbiathletin.

Elivira Öberg: Wieder fit nach Infekt?

Auch Elvira Öberg gehört zum engeren Favoritinnenkreis - wenn sie gesund ist. Die 25-jährige Schwedin musste den letzten Vor-WM-Weltcup in Antholz krankheitsbedingt absagen. Und auch zum Start der WM ist sie noch nicht bei 100 Prozent - weshalb sie am Mittwoch (12.2.2025) den Auftakt und die Mixed-Staffel auslassen muss.

Die schwedische Biathletin Elvira Öberg

Elvira Öberg

Öberg ist Gesamt-Weltcup-Dritte- erlebt diese Saison aber eine Berg-und-Talfahrt. Nach einem Sieg im Massenstart von in Kontilohati startete sie im Gelben Trikot in den Winter. Doch das musste sie schnell an Franziska Preuß abgeben. Zu unbeständig waren die Schießleistungen der 25-Jährigen. Im neuen Jahr setzte dreifache Olympiamedaillengewinnerin von 2022 dann einige Ausrufezeichen: In der Verfolgung von Oberhof lief sie von Rang 37 noch auf Platz drei. Den Massenstart von Ruhpolding gewann die jüngere der beiden Öberg-Schwestern dann sogar.

Läuferisch konnte sich Öberg in dieser Saison noch einmal verbessern, ist aktuell die Zweitschnellste im Gesamtklassement. Ob sie zu ihrer ersten WM-Einzelmedaille laufen kann, wird sicher am Schießstand entschieden. Mit einer Trefferquote von 83 Prozent benötigt sie einen sehr guten Tag.

Hoffen der Altmeisterinnen

Zwei Altmeisterinnen hoffen ebenfalls auf einen sehr guten Tag: Justine Braisaz-Bouchet, die wie Simon in Nove Mesto fünf Medaillen holte und Weltmeisterin im Massenstart wurde, gewann in dieser Saison immerhin den Sprint von Annecy. Doch die 28-Jährige lässt am Schießstand zu viel liegen: Mit nur 75 Prozent Trefferquote war sie zu oft zu weit weg von den Top-Plätzen. Die Italienerin Dorothea Wierer ist in diesem Winter zwar häufig nach den Liegendschießen (93 Prozent) in Podestnähe, im Stehendschießen (78 Prozent) fällt sie dann aber zurück. Dennoch: Auch die 34-Jährige ist für eine Medaille gut, auch wenn sie es in dieser Saison noch nicht in die Top 3 geschafft hat. Für die Olympia-Dritte im Sprint 2022 werden es die letzten Weltmeisterschaften. Nach Olympia im nächsten Jahr im eigenen Land will die vierfache Weltmeisterin aufhören.

Zwei Schweizer Hoffnungen

Die Schweizer Medaillenhoffnungen liegen auf zwei Schultern: Lena Häcki-Gross und Amy Baserga. Der Stern der 29-Jährigen Häcki-Gross ging in der vergangenen Saison auf, als sie zwei Saisonsiege und insgesamt fünf Podestplätze feierte. In diesem Winter war ein neunter Platz beim Sprint in Kontiolahti die beste Platzierung.

Lena Häcki-Groß

Baserga schaffte es als Dritte im Einzel von Ruhpolding dagegen schon aufs Podest. Die 24-Jährige spricht sogar konkret vom WM-Podest: "Eine Medaille würde mir extrem viel bedeuten. Das wäre für die ganze Schweiz und das Team sehr emotional", sagte sie vor der WM im Schweizer Fernsehen "SRF".

Deutschlands Selina Grotian bejublet ihren ihren 2.Platz

Deutschlands Selina Grotian jubelt.

Grotian eine Konkurrenz für Preuß?

Und dann ist da ja auch noch mit Selina Grotian Konkurrenz aus dem eigenen Lager für Preuß. Die Mittenwalderin hat es in diesem Winter an die Weltspitze geschafft. Die 20-Jährige feierte im Massenstart in Annecy ihren ersten Weltcup-Sieg. Auch in der Staffel überzeugte die 20-Jährige mit guten Leistungen, vor allem läuferisch zählt die vierfache Junioren-Weltmeisterin zu den Top-Athletinnen im Klassement.