Biathlon-Massenstart Grotian vor Preuß - Deutscher Doppelerfolg in Annecy
Nur zwei Deutsche waren am Sonntag im Massenstart von Annecy am Start: und die liefen am vierten Advent als Erste und Zweite ins Ziel. Selina Grotian gewann vor Franziska Preuß. Vanessa Voigt, am Samstag noch Verfolgungs-Dritte, musste das Rennen aufgrund gesundheitlicher Probleme absagen.
Grotian feierte im Biathlon-Massenstart von Annecy-Le Grand Bornand den ersten Sieg ihrer Karriere. Nach 12,5 Kilometern hatte die 20-Jährige 12,7 Sekunden Vorsprung auf Preuß - obwohl Grotian im Gegensatz zur Verfolgsungssiegerin ein Schießfehler unterlaufen war. Dritte in einem Fotofinish wurde die Slowakin Paulina Batovska Fialkova (3 Strafrunden/+ 35,4 Sekunden), die auf der Ziellinie noch die Französin Jeannne Richad (1/+35,5 Sekunden) abfing.
Grotian: "Ohne Erwartungen. Das war perfekt"
"Ich habe gerade keine Worte, das ist unglaublich", freute sich Grotian nach dem Rennen im Sportschau-Interview. In der Verfolgung am Samstag hatte die Deutsche mit Bindungsbruch und Skiverlust noch Pech. Zu ihren Erwartungen an den Massenstart sagte sie: "Ich hatte zuletzt immer wieder Pech. Es lief noch nicht so richtig. Heute bin ich ohne Erwartungen ins Rennen gegangen. Das war perfekt." Während Grotian sich noch eher verhalten freute, jubelte Disziplintrainer Kristian Mehringer über die Plätze eins und zwei durch Grotian und Preuß: "Ich glaube, das Weihnachtsgeschenk haben sie sich selbst gemacht. Das war richtig stark. Die Bedingungen waren nicht gut. Regen, und dann kommt der Schnee noch rein. Sie waren stark vom Kopf her und haben den Willen gezeigt."
Grotian im 32. Weltcuprennen zum ersten Sieg
Für Grotian war es nicht nur der erste Sieg, sondern sogar das erste Mal, dass sie in einem Einzelrennnen aufs Podest lief. In der Staffel durfte Grotian bereits in der vergangenen Woche in Holchfilzen einen Sieg bejubeln. In ihrem 32. Weltcuprennen leistete sich die Mittenwalderin zwar einen Schießfehler, auf der Strecke nahm die vierfache Junioren-Weltmeisterin der Weltcupspitzenreiterin Preuß aber 28,9 Sekunden ab.
Und so durfte Grotian in dem Massenstart und bei zunehmendem Schneefall in den französischen Alpen jubeln. Die bisher beste Einzelplatzierung der gebürtigen Garmisch-Partenkirchenerin war Rang vier bei der WM in Nove Mesto.
Preuß überzeugt am Schießstand
Preuß hatte läuferisch beim Schneefall in Le Grand Bornand zunächst ihre Schwierigkeiten, verlor in den ersten beiden Runden jeweils rund neun Sekunden auf die Konkurrenz. Dennoch mischte die Gelb-Trägerin, die mit einem leichten Infekt nach Frankreich gereist war, über die gesamte Zeit vorn mit. Denn die Ruhpoldingerin überzeugte am Schießstand. Und sie konnte sich im Laufe des Rennen auf der Strecke verbessern.
Zum ersten Schießen kam sie als 15., verließ den Schießstand als Vierte, zum zweiten Schießen kam sie als Neunte und ging als Dritte wieder auf die Strecke. Beim dritten Schießen kam sie als Erste zum Schießstand und verließ das Schießen als Zweite. Hinter der führenden Französin Jeanne Richard kam Preuß als Zweite zum finalen Stehendanschlag. Dort musste Richard einmal in die Strafrunde, während Preuß fehlerfrei blieb.
Preuß: "Grausigstes Rennen"
Nach dem Rennen sagte Preuß, die mit ihrem zweiten Platz nicht nur die Weltcupspitze verteidigte sondern auch das rote Trikot der besten Massenstarterin übernahm, am Sportschau-Mikrofon: "Das war heute das grausigste Rennen, das ich je gemacht habe. Bei den Abfahrten bin ich kaum in die Kurven gekommen. Ich habe nach dem dritten Schießen schon gedacht, jetzt sagen sie es bestimmt ab. Da sind dann die schon die Lichter angegangen, man hat gar nicht mehr gesehen, das war echt schlimm."
Doch Preuß freute sich auch - über ihr perfektes Schießen: "Cool, viermal Null. Es ist immer was Besonders, wenn man das schafft. Jetzt freue ich mich, wenn es nach Hause geht und dann Pause ist."
Grotian überholt Preuß auf letzter Runde
Wie Preuß war auch Grotian, die zweite deutsche Starterin im Feld der 30 Athletinnen, über das gesamte Rennen vorn dabei. Nach zwei fehlerfreien Schießen kam die 20-Jährige als Zweite zum ersten Stehendschießen. Dort musste sie nach ihrem ersten Schießfehler in die Strafrunde. Weil sich auch die Konkurrenz Fehler leistete, fiel Grotian nicht groß zurück, reihte sich als Fünfte wieder ins Feld ein.
Beim finalen vierten Schießen kam sie rund elf Sekunden später als Preuß zum Schießen. Wie Preuß blieb auch Grotian ohne Fehler, ging 4,2 Sekunden hinter ihrer zehn Jahre älteren Teamkollegin auf die Strecke. Auf der letzten Runde ging Grotian gleich auf Angriff, hatte Preuß schnell ein- und überholt. Und lief zu einem umjubelten Sieg.
Voigt nicht am Start: "Risiko gering halten"
Eine weitere deutsche Top-Athletin war nicht am Start: Vanessa Voigt musste einen Tag nach ihrem dritten Platz in der Verfolgung verzichten. Aus gesundheitlichen Gründen, so erklärte Teamärztin Katharina Blume, sei Voigt nicht am Start. "Vanessa hat sich bereits vor Anreise müde und abgeschlagen gefühlt. Es galt von Beginn an, jeden Tag neu zu entscheiden. Letztendlich haben wir uns gemeinsam gegen eine Teilnahme am Massenstart ausgesprochen, um das gesundheitliche Risiko so gering wie möglich zu halten", sagte Blume. Der Fokus liege nun bereits auf den Rennen im neuen Jahr.
In der Verfolgung am Samstag war Voigt in der Verfolgung dank vier fehlerfreier Schießeinlagen von Rang sechs aufs Podest vorgelaufen, auf der Strecke kam sie dort aber an ihre Grenzen. "Mir sind sehr die Körner ausgegangen. Ich wusste ganz genau, dass ich am Schießstand rocken muss, weil ich in der Loipe gemerkt habe, dass ich da gerade nicht mithalten kann", sagte die 27-Jährige nach dem Rennen, das Franziska Preuß gewann, im Sportschau-Interview.
Auch Tannheimer nicht am Start
Das letzte Rennen im Jahr 2024 ließ auch Julia Tannheimer aus. Die 19-Jährige war bereits wegen Infektsymptomen in der Verfolgung nicht an den Start gegangen, nachdem sie sich schon im Sprint tags zuvor unwohl gefühlt hatte.