Flaggen von Russland und der UEFA

Teams suspendiert Vor UEFA-Kongress - Russland drängt auf Rückkehr

Stand: 02.04.2025 13:47 Uhr

Russlands Fußballverband drängt auf die Rückkehr seiner Teams in den internationalen Fußballspielbetrieb. Diese Woche steht der UEFA-Kongress an.

"Der Moment der Rückkehr rückt näher", behauptete Russlands Verbandschef Alexander Djukow der russischen Nachrichtenagentur "TASS" zufolge kürzlich bei einem Medientermin: "Es wird nicht morgen passieren. Aber wir gehen davon aus, dass noch in diesem Jahr eine Entscheidung getroffen werden kann."

Djukow spekulierte: "Vielleicht wird diese Entscheidung für alle Teams und Klubs gleichzeitig getroffen, vielleicht wird es eine Entscheidung geben, die eine schrittweise Rückkehr vorsieht, aber höchstwahrscheinlich erwarten uns in diesem Jahr gute Nachrichten." Während der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine unverändert weiterläuft, machte der russische Verbandschef unmissverständlich Druck und sagte: "Die Wahrscheinlichkeit liegt bei über 50 Prozent."

Alexander Djukow, Präsident des russischen Fußballverbands

Alexander Djukow, Präsident des russischen Fußballverbands

UEFA-Kongress diese Woche in Belgrad

Am Donnerstag (03.04.2025) findet in Belgrad der UEFA-Kongress statt. Dann kommen Gesandte aller 55 UEFA-Mitglieder zusammen - im Hintergrund gibt es viele Gespräche, auch zum Thema Russland. "Wir werden die Frage der Zulassung russischer Nationalmannschaften am Rande des UEFA-Kongresses diskutieren", sagte Djukow, der Geschäftsführer von Gazprom Neft ist, einer Tochtergesellschaft des russischen staatlichen Energiekonzerns Gazprom.

Eine solche Entscheidung müsste das UEFA-Exekutivkomitee treffen, das üblicherweise auch im Rahmen des Kongresses tagt. Dort ist Djukow noch Mitglied. Seine Amtszeit läuft in Belgrad jedoch aus, er tritt nicht erneut zur Wahl an und will stattdessen in anderen Gremien Einfluss geltend machen. In dieser Woche wird die Rückkehr zwar kaum vollzogen. UEFA und FIFA sendeten aber zuletzt mehrfach Signale für eine mögliche Öffnung aus.

Russlands Nationalteam der Männer vor einem Freundschaftsspiel gegen Brunei in Krasnodar im November 2024

Russlands Nationalteam der Männer vor einem Freundschaftsspiel gegen Brunei in Krasnodar im November 2024

UEFA-Funktionär: "Hoffe, dass der russische Sport zurückkehrt"

Zoran Laković, in der UEFA als Direktor für die Nationalverbände zuständig, besuchte den russischen Verband bei dessen Kongress in Moskau. "Ich hoffe, dass in diesem Jahr der russische Sport, einschließlich der Fußballnationalmannschaft, endlich dahin zurückkehrt, wo er vor dieser Situation war", sagte Laković einem Bericht des russischen Verbands zufolge: "Sie werden in die europäische Sportfamilie zurückkehren."

Zoran Laković, UEFA-Direktor Nationalverbände beim RFU-Kongress in Moskau

Zoran Laković, UEFA-Direktor Nationalverbände beim RFU-Kongress in Moskau

Jesper Möller, Präsident von Dänemarks Fußballverband und Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee, sprach von einem Wunsch "in Teilen von UEFA und FIFA", russische Mannschaften wieder zuzulassen. Möller schränkte allerdings ein: "Wenn nichts in Bezug auf ein Friedensabkommen oder irgendetwas anderes passiert, wird sich an der aktuellen Situation nichts ändern."

Dänermarks Verbandschef Jesper Möller ist auch Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee.

Dänermarks Verbandschef Jesper Möller ist auch Mitglied im UEFA-Exekutivkomitee.

DFB-Präsident Bernd Neuendorf sieht das ähnlich. Die Debatte erübrige sich, so lange sich die Lage nicht substanziell ändere, erklärte er am Montag mit Blick auf den UEFA-Kongress in Belgrad. "Fakt ist, dass sich an der Ausgangslage, die zur Suspendierung russischer Mannschaften geführt hat, leider nichts geändert hat. Unvermindert setzt Russland den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine fort", sagte Neuendorf.

Diese Einschätzung bestätigte DFL-Boss Hans-Joachim Watzke am Mittwoch in Belgrad. "Der Status quo hat sich nicht verändert. Es ist also kein Thema", sagte Watzke nach der Sitzung des UEFA-Exekutivkomitees. Über Russland sei bei dem Meeting nicht gesprochen worden. 

FIFA-Präsident Gianni Infantino hatte sich dagegen zuletzt offen für eine russische Rückkehr gezeigt. "Wir alle hoffen, dass die Friedensgespräche erfolgreich sein werden", sagte er Anfang März: "Wir freuen uns auf den Moment, an dem alle Länder der Welt wieder Fußball spielen können. Wenn der Fußball eine kleine Rolle spielen kann, sobald Frieden herrscht, dann werden wir natürlich unsere Rolle spielen." Was genau ausreichende Rahmenbedingunen für einen "Frieden" und damit für die Rückkehr russischer Teams sind, erläuterte er nicht.

Der Krieg war nie der offizielle Grund für die Suspendierung

Die UEFA, die FIFA und auch das IOC haben sich bei ihrer Suspendierung der russischen Teams nicht direkt auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bezogen, sondern auf Sicherheitsgründe, die Wahrung der "Integrität des Wettbewerbs" und den "reibungslosen Ablauf der Spiele".

Im Fußball sah das so aus: Die FIFA und die UEFA hatten versucht, Russland ohne Flagge und Hymne unter dem Namen "Fußballverband aus Russland" statt als "Russland" mitspielen zu lassen. Die Verbände aus Polen, Schweden und Tschechien kündigten damals an, in den Playoffs der Qualifikation zur WM 2022 nicht gegen Russland anzutreten. "Das polnische Nationalteam wird nicht gegen Russland spielen, egal wie das Team genannt wird", teilte der polnische Verbandspräsident Cezary Kulesza damals mit. Eine zweistellige Zahl europäischer Verbände folgte dem Beispiel, der DFB befand sich nicht darunter. Damit war "der reibungslose Ablauf der Spiele" gefährdet.

Polens Verbandspräsident Cezary Kulesza

Polens Verbandspräsident Cezary Kulesza

Der FIFA und der UEFA blieben keine Wahl mehr: Sie suspendierten die russischen Teams von einer Teilnahme an ihren Wettbewerben, Russlands Verband legte vergeblich Einspruch beim internationalen Sportgerichtshof CAS ein. Seitdem zerstörte Russlands Militär zahlreiche Sportstätten, tötete Fußballerinnen und Fußballer, nahm nach der Krim auch noch weitere Gebiete im Osten der Ukraine ein.

Wann Russland wo zurückkehren könnte

Für Russlands Weg zurück in den Spielbetrieb erscheinen verschiedene Zeitpunkte möglich oder unmöglich:

  • Männer-Nationalmannschaft: Für die Qualifikation zur WM 2026 käme eine solche Entscheidung wohl zu spät. Die Spiele laufen. Die Qualifikation für die EM 2028 in Großbritannien und Irland ist die realistischere Option.
  • Frauen-Nationalmannschaft: Die Qualifikation für die WM 2027 in Brasilien beginnt erst im Februar 2026, hier könnte ein russisches Team leichter hinzugefügt werden als bei den Männern. Das Feld für die EM 2025 steht bereits, die Endrunde ist ausgelost.
  • Männer-Teams in Klubwettbewerben: Gewöhnlich endet Mitte Mai die Frist, Teams für die Champions League, die Europa League und die Conference League anzumelden. Russland hätte aktuell theoretisch ein Anrecht auf einen Startplatz in der 2. Qualifikationsrunde der Champions League und zwei Startplätze in der 2. Qualifikationsrunde der Conference League. Außerdem dürfte der Pokalsieger in der 1. Qualifikationsrunde der Europa League spielen.
  • Frauen-Teams in Klubwettbewerben: Auch hier endet die Frist gewöhnlich im Mai. Es gibt ab der Saison 2025/26 zwei Turniere. Sowohl in der Champions League als auch im neu geschaffenen Europa Cup hätte Russland das Anrecht auf zwei Plätze in der Qualifikation.
  • Jugendteams: Während DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke im UEFA-Exekutivkomitee und später auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf im FIFA-Rat unter Widerspruch des Bundesinnenministeriums der Wiederzulassung russischer U17-Teams zustimmten, drohten wieder mehrere andere europäische Verbände mit Boykott. Die Umsetzung des Beschlusses wurde deshalb aufgeschoben. Dieser müsste nur in Kraft gesetzt werden, wenn andere Teams zu Spielen gegen Russland bereit sind. Bei den "Youth Development"-Turnieren der UEFA für U15- und U16-Teams spielte Russland auch nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine mit - auch Hymnen, Trikots und der Name "Russland" sind dort erlaubt.
Wimpel, Trikots, Flagge - Russlands U15 beim "Entwicklungsturnier" der UEFA

Wimpel, Trikots, Flagge - Russlands U15 beim "Entwicklungsturnier" der UEFA

"Unser Vorgehen wurde von der Mainstream-Politik, insbesondere vom linken Flügel, brutal angegriffen", kritisierte UEFA-Präsident Aleksander Ceferin in der slowenischen Zeitung "Delo" mit Bezug auf die U17-Teams. Das von Nancy Faeser (SPD) geführte Bundesinnenministerium teilte damals mit: Solange Russlands Präsident Wladimir Putin seinen Angriffskrieg fortsetze, "ist es der völlig falsche Weg, Russland und Belarus die Tür zu internationalen Sportwettbewerben zu öffnen", so das Ministerium: "Die volle Solidarität des Sports muss weiterhin der Ukraine gelten."