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Krieg gegen die Ukraine Russlands Rückkehr im Fußball? UEFA und FIFA öffnen die Tür
US-Präsident Donald Trump drängt die angegriffene Ukraine zu einer Lösung im Krieg mit Russland. Die UEFA und die FIFA zeigen sich immer offener für eine Rückkehr Russlands in den Spielbetrieb.
Im Fußball sind russische Teams derzeit durch die FIFA und die UEFA suspendiert. Am 2. Februar, rund drei Jahre nachdem Russlands Präsident Wladimir Putin seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen hatte, bekam der russische Fußballverband RFU Besuch. Zoran Laković, in der UEFA als Direktor für die Nationalverbände zuständig, erschien beim RFU-Kongress in Moskau - und sprach versöhnliche Worte.
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Zoran Laković, UEFA-Direktor Nationalverbände beim RFU-Kongress in Moskau
"Ich hoffe, dass in diesem Jahr der russische Sport, einschließlich der Fußballnationalmannschaft, endlich dahin zurückkehrt, wo er vor dieser Situation war", sagte Laković einem Bericht des russischen Verbands zufolge: "Sie werden in die europäische Sportfamilie zurückkehren."
Laković war früher Generalsekretär des serbischen Fußballverbands. Er zog einen Vergleich zum Ausschluss Jugoslawiens von der EM 1992 angesichts des Kriegs in Bosnien-Herzegowina. "Das Hauptprinzip des Sports ist die Garantie der Teilnahme für alle. Der Sport sollte vereinen, völlig unabhängig sein. Leider wurde dieses Prinzip 1992 verletzt, dasselbe geschieht jetzt in Bezug auf Russland", behauptete der UEFA-Funktionär. Das Verhältnis zwischen dem UEFA-Präsidenten Aleksander Ceferin und dem frisch wiedergewählten RFU-Präsidenten Alexander Djukow befinde sich "auf dem höchsten Niveau", sagte Laković und richtete Grüße des UEFA-Präsidenten aus.
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UEFA-Präsident Aleksander Ceferin
Ceferin: "Europäische Politiker wollten nicht verhandeln"
Die UEFA kommentierte eine Anfrage der Sportschau zu ihrer generellen Haltung zu einer Rückkehr russischer Teams in den Spielbetrieb nicht. Der UEFA-Präsident Ceferin ergriff in der Sache aber indirekt das Wort. Europäische Politiker hätten "nicht mit Russland über ein Ende des Krieges in der Ukraine diskutieren wollen", kritisierte Ceferin in der slowenischen Zeitung "Delo".
"Jetzt verhandeln die USA mit Russland. Und dieselben europäischen Politiker fragen sich, warum die Amerikaner ohne Rücksprache mit ihnen verhandeln. Sie sollten verstehen, dass größere Interessen auf dem Spiel stehen", sagte Ceferin in einer Zeit, in der US-Präsident Trump die Verantwortung für den russischen Angriff der angegriffenen Ukraine zuschreibt.
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Russlands Präsident Wladimir Putin (l.) mit US-Präsident Donald Trump 2019
Russlands Verbandspräsident führt Gazprom-Tochtergesellschaft
RFU-Präsident Djukow ist seit Jahren eine wichtige Figur im europäischen Fußball. Er ist Geschäftsführer von Gazprom Neft, einer Tochtergesellschaft des staatlichen russischen Energiekonzerns Gazprom. Zudem sitzt er seit 2021 im UEFA-Exekutivkomitee, dem mächtigsten Gremium in der UEFA. Dort werden die relevanten Entscheidungen für den europäischen Fußball getroffen.
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RFU-Präsident Alexander Djukow (r.) mit Russlands Staatspräsident Wladimir Putin
Gazprom war mehrere Jahre Großsponsor der UEFA, das Finale der Champions League sollte 2022 in der Gazprom Arena in Sankt Petersburg ausgetragen werden. In der Heimatstadt Wladimir Putins steht auch die Konzernzentrale von Gazprom. Als es nach Kriegsbeginn unvermeidlich wurde, verlegte die UEFA das Finale von Sankt Petersburg nach Paris und stoppte das Sponsoring mit Gazprom. Keineswegs beendet wurde jedoch das gute Verhältnis zu Russland.
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Lange allgegenwärtig: Gazprom-Werbung in der UEFA Champions League
2022: UEFA und FIFA wollten Russland zunächst weiterspielen lassen
Als Russlands Führung seinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg im Februar 2022 begann, versuchten die FIFA und die UEFA, das Problem mit einem besonderen Vorgehen zu lösen: Russlands Flagge und Hymne sollten vorübergehend nicht genutzt werden, die Teams unter dem Namen "Fußballverband aus Russland" statt als "Russland" weiter mitspielen.
Die Verbände aus Polen, Schweden und Tschechien machten die Idee zunichte und kündigten an, in den Playoffs der Qualifikation zur WM 2022 nicht gegen Russland anzutreten. "Das polnische Nationalteam wird nicht gegen Russland spielen, egal wie das Team genannt wird", teilte der polnische Verbandspräsident Cezary Kulesza damals mit. Eine zweistellige Zahl europäischer Verbände folgte dem Beispiel, der DFB befand sich nicht darunter.
Der FIFA und der UEFA blieb keine Wahl mehr: Sie suspendierten die russischen Teams von einer Teilnahme an ihren Wettbewerben, Russlands Verband legte vergeblich Einspruch beim internationalen Sportgerichtshof CAS ein.
Russische Teams sind suspendiert - russische Funktionäre nicht
Ein entscheidendes Detail der Fußball-Sanktionen: Die Teams waren damit zwar außen vor, der Verband selbst wurde jedoch nicht suspendiert und blieb vollwertiges Mitglied der UEFA und der FIFA. Während die Europäische Union Vermögenswerte aus Russland einfror und Unternehmen wie Gazprom mit Sanktionen belegte, um den Angreifer Russland unter Druck zu setzen, flossen von der UEFA laut ihrer Finanzberichte allein im Geschäftsjahr 2022/23 mehr als fünf Millionen Euro über ein Förderprogramm nach Moskau. Auch die FIFA schickte 2023 rund 1,25 Millionen Euro an den russischen Verband, dessen Präsident Djukow beispielsweise in Großbritannien auch persönlich auf einer Sanktionsliste steht.
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Russlands Verbandspräsident Alexander Djukow
Noch wichtiger als das Geld war für Russland der politische Einfluss. Djukow blieb trotz des Kriegs Teil des UEFA-Exekutivkomitees, das 2023 erstmals die Tür für eine Rückkehr aufstieß und russische U17-Teams wieder im Spielbetrieb zuließ. Die UEFA argumentierte mit einer sportlichen Teilhabe von Jugendlichen, Kritiker sahen eine erste Öffnung und einen sportpolitischen Erfolg für das russische Regime.
Während DFB-Vizepräsident Hans-Joachim Watzke im UEFA-Exekutivkomitee und später auch DFB-Präsident Bernd Neuendorf im FIFA-Rat unter Widerspruch des Bundesinnenministeriums der Wiederzulassung russischer U17-Teams zustimmten, drohten wieder mehrere andere europäische Verbände mit Boykott. Die Umsetzung des Beschlusses wurde deshalb aufgeschoben.
Djukow tritt beim UEFA-Kongress in Belgrad am 3. April nicht zu einer Wiederwahl in das Exekutivkomitee an. In Untergremien der UEFA sind aber weiter zahlreiche russische Funktionäre platziert.
FIFA-Präsident Infantino hält Russlands "Orden der Freundschaft"
Auch die FIFA machte ihre Aufwartung beim RFU-Kongress in Moskau. Elkhan Mammadov, in der FIFA für die europäischen Mitgliedsverbände zuständig, richtete ebenfalls Grüße seines Präsidenten Gianni Infantino aus. Infantino hält bis heute den russischen "Orden der Freundschaft". Putin hatte ihm die Auszeichnung 2019 als Dank für die Austragung der Fußball-WM 2018 in Russland verliehen.
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FIFA-Präsident Gianni Infantino (r.) erhielt 2019 den "Orden der Freundschaft" von Wladimir Putin.
FIFA-Vertreter Mammadov betonte in Moskau, dass die FIFA und der russische Verband weiterhin ein "fruchtbares Bündnis" bilden würden. "Ich wünsche Ihnen Erfolg, viel Glück und die schnelle Rückkehr des russischen Fußballs in die Welt", sagte der Funktionär.
Russland in der WM-Quali? Es bliebe nur eine Gruppe mit Belarus
Die Rückkehr des russischen Fußballs in die Welt? Ist das ein Hinweis auf die WM 2026? Die europäische Qualifikation ist bereits ausgelost, der Spielplan steht. Wird Russland noch nachträglich hinzugefügt, wenn vor den ersten Quali-Spielen Ende März zumindest ein Ende der Kampfhandlungen stehen sollte?
Die FIFA kommentierte eine entsprechende Anfrage der Sportschau nicht. Die UEFA schrieb: "Die Frage nach einer Aufnahme der russischen Nationalmannschaft in eine WM-Qualifikationsgruppe wurde bislang nicht angesprochen. Zum jetzigen Zeitpunkt möchten wir keinen Kommentar abgeben." Der Verband verwies darauf, dass die Suspendierung derzeit weiterhin Gültigkeit habe.
Im komplexen Spielplan müsste Russland im Fall einer Wiederzulassung in einer der Vierergruppen die fünfte Mannschaft sein. Aus spielplantechnischen Gründen käme von den Vierergruppen nur eine in Frage: Gruppe C mit dem Verlierer des Nations-League-Viertelfinals zwischen Portugal und Dänemark sowie Griechenland, Schottland und: Belarus. Seit Beginn der Suspendierung ist Belarus mehrfach Spielpartner russischer Teams gewesen. Die belarusische Regierung unterstützte Russland seit Februar 2022 militärisch beim Angriff auf die Ukraine.