
Drittligist im DFB-Pokal-Halbfinale Bielefeld-Rekordschütze Klos setzt auf "mutigen" Trainer Kniat
Arminia Bielefeld wird zum vierten Mal ein Halbfinale des DFB-Pokals spielen. Rekordtorschütze Fabian Klos sagt im Sportschau-Interview, er setze vor allem auf Trainer Mitch Kniat. Der gehe die Sache viel mutiger an als Norbert Meier, unter dem er im Halbfinale 14/15 spielte.
Isaac Boakye hat in 67 Pflichtspielen für Arminia Bielefeld 26 Tore geschossen. Bei Delron Buckley waren es 18 Treffer bei nur 34 Einsätzen. Fabian Klos ist der Rekordspieler des DSC mit 463 Einsätzen und auch der Rekordtorschütze mit 180 Treffern. Aber eines hat auch er nicht geschafft: ein Tor in einem Halbfinale des DFB-Pokals zu erzielen.
Jähes Ende 2014/15 gegen den VfL Wolfsburg
Dreimal erreichte die Arminia die Runde der letzten vier Mannschaften, jedes Mal ging sie als Verlierer vom Platz, ohne ein Tor geschossen zu haben. In der Saison 2004/2005 verlor sie mit Buckley und Boakye 0:2 gegen den FC Bayern München. Ein Jahr später gab es - inzwischen nur noch mit Boakye - ein 0:1 bei Eintracht Frankfurt. Im April 2015 war Klos dann dabei, als auf der Bielefelder Alm der Traum vom Finale jäh endete. Der VfL Wolfsburg, zu dem Zeitpunkt Tabellenzweiter in der Bundesliga, gewann mit 4:0 beim Drittligisten.
Auf dem Weg in das Halbfinale räumte die Arminia damals mit Hertha BSC, Werder Bremen und Borussia Mönchengladbach drei Bundesligisten aus dem Weg. In der ersten Runde hatte mit dem SV Sandhausen ein Zweitligist das Nachsehen gegen die Ostwestfalen.
Im Halbfinale wieder gegen Tabellenzweiten der Bundesliga
Insofern ähnelt die Bielefelder Pokalsaison 2014/15 der aktuellen. In der ersten Runde wurde Zweitligist Hannover 96 bezwungen, anschließend mussten die Bundesligisten 1. FC Union Berlin, SC Freiburg und Werder Bremen dran glauben. Im Halbfinale wartet nun wieder der aktuelle Tabellenzweite der Bundesliga, Bayer Leverkusen ist zudem deutscher Meister und auch Titelverteidiger im DFB-Pokal.
Fabian Klos: "Es ist ähnlich, aber doch anders"
"Es ist ähnlich, aber doch anders als damals", sagt Klos im Gespräch mit der Sportschau und löst den Widerspruch umgehend auf. "Damals", also vor zehn Jahren, "hatte der Trainer eine ganz andere Herangehensweise als heute."
Damals hieß der Trainer Norbert Meier, inzwischen 66 Jahre alt. "Er war einer der alten Schule, hatte aber ein unfassbares Gespür für die Mannschaft, weil er schon ganz viel erlebt hatte."

Fabian Klos (M.) im Halbfinale der Saison 2014/15
"Bei Kniat wird auch mit Ball mutig gespielt"
Meier habe in den Spielen gegen die höherklassigen Mannschaften Wert auf eine "sehr gute defensive Ordnung" gelegt, "so haben wir wenig Ballbesitz gehabt, kamen vor allem über das Umschaltspiel".
Beim aktuellen Trainer Michél Kniat, der nur Mitch genannt wird, werde "auch mit Ball mutig gespielt". Klos, der als Markenbotschafter bei der Arminia angestellt ist, habe jedes Spiel im Stadion verfolgt, und er hält "jeden Sieg" aufgrund dieser Herangehensweise "für verdient".
So unterschiedlich ihre Taktiken gewesen seien, so sehr ähnelten sich Meier und Kniat im Umgang mit Menschen. "Beide sind absolut ehrlich. Du hast immer das Gefühl, dass da ein Typ vor dir steht, der Ahnung hat."
"Mitch wird das gar nicht interessieren"
Klos, der seine Karriere im Sommer 2024 beendete, hätte lieber gesehen, wenn am Dienstag (01.04. 20,25, ab 20.15 Uhr live im Ersten und im Stream) der VfB Stuttgart oder RB Leipzig auf der Bielefelder Alm antreten würden. "Leverkusen ist das schwerstmögliche Los", so Fabian Klos. "Das Schöne an Mitch ist aber, dass ihn das gar nicht interessieren wird."
Klos spreche häufig mit dem Trainer und bekomme auch viel mit. Daher könne er versprechen, "dass Mitch die Vorbereitung auf das Drittligaspiel gegen Hannover 96 II genauso angegangen" sei, wie er dies auf das Halbfinale gegen den Doublesieger machen werde.
Marius Wörl mit überragender Bilanz im Pokal
Wer wird denn nun der erste Torschütze für Arminia Bielefeld in einem Halbfinale des DFB-Pokals? "Nach dem bisherigen Verlauf müsste ich Marius Wörl sagen. Aber grundsätzlich ist mir das relativ egal. Hauptsache, es trifft einer", so Klos.
Wörl traf im Viertelfinale gegen Werder Bremen und in der zweiten Runde gegen Union. Zudem stehen für den 20 Jahre alten U-Nationalspieler drei Assists in den vier Pokalspielen zu Buche. In der 3. Liga sind es vier Tore in bislang 28 Spielen.
Klos über Wörl: "Steckt noch viel mehr drin"
Wörl, der im offensiven Mittelfeld eingesetzt wird, ist seit Sommer 2023 von Hannover 96 ausgeliehen und muss nach aktuellem Stand nach der Saison zurück zu den Niedersachsen. "Er spielt sehr gerne in Bielefeld und hat seine tolle Entwicklung dem Trainerteam zu verdanken, aber letztlich hat natürlich Hannover 96 das Heft des Handelns in der Hand", sagt Klos. Bei Wörl sieht er Potenzial, es bis in die Bundesliga zu schaffen: "Er ist noch ganz jung, da steckt noch viel mehr drin."
Für die Arminia steckt in dieser Saison auch noch einiges mehr drin als der Einzug in das Pokalfinale. Die Bielefelder peilen als Tabellenvierter mit einem Punkt Rückstand auf den davor platzierten 1. FC Saarbrücken den Aufstieg in die 2. Liga an.
Am Samstag gab es mit einem 2:2 gegen Hannover 96 II allerdings eine Enttäuschung. War das große Spiel gegen den Doublesieger am Dienstag schon in den Hinterköpfen?
Fabian Klos schließt das aus: "Aus meiner Erfahrung muss ich sagen, dass eher die Ligaspiele nach dem Highlightspiel im Pokal das Problem waren. Davor hat sich jeder gesagt: Wenn ich jetzt Rotze spiele, sitze ich im Pokal nur auf der Bank."
Finale des Westfalenpokals schon erreicht
Am kommenden Samstag tritt der DSC Arminia Bielefeld bei Alemannia Aachen an. Vielleicht läuft dann einer auf, der für die Ostwestfalen ein Tor in einem Halbfinale des DFB-Pokals geschossen hat. Vielleicht dürfen sich die Arminen dann sogar erstmals Pokalfinalist nennen, zumindest für den Bereich des DFB. Den Westfalenpokal haben sie schon häufiger gewonnen. In dieser Saison stehen sie wieder im Finale. Gegner wird der SV Rödinghausen oder die Sportfreunde Lotte sein.