
Viertelfinalsieg gegen Werder Bielefelder Pokal-Party geht weiter
Erst Union Berlin, dann Freiburg - und jetzt Bremen: Drittligist Arminia Bielefeld hat mit dem dritten Sieg über einen Bundesligisten sensationell das Halbfinale im DFB-Pokal erreicht. Die Arminen siegten auf der heimischen Alm verdient mit 2:1(2:0) und vergrößerten die Krise von Werder Bremen, dem derzeit viel Pech an den Hacken klebt.
Bremens Kapitän Niklas Stark sagte nach dem Spiel zur Sportschau: "Wir sind sauer auf uns. Und die Fans haben auch Grund, sauber auf uns zu sein. Ich glaube, wir müssen da mal Dampf ablassen und zusammenfinden, denn es gut nur gemeinsam aus der Krise raus." Und auf Nachfrage wiederholte er: "Wir müssen zusammenfinden, denn nur gemeinsam geht es da raus."
Man-of-the-Match-Youngster Marius Wörl sagte: "Ich kann es immer noch nicht glauben. Es war ein brutal intensives Spiel. Wir sind in der ersten Halbzeit voll draufgegangen und haben dann das 1:0 und das 2:0 gemacht. Aber in der zweiten Halbzeit mussten wir viel leiden. Denn wir wussten, irgendwann würde sich der Klassenunterschied bemerkbar machen. Aber wir hatten einen guten Torwart und haben uns voll reingehauen und verdient gewonnen."
Sein Trainer, Arminen-Coach Michel Kniat, freute sich: "Ich habe es vorher gesagt: Wir haben nur eine Chance gehabt, wenn wir Mentaltität, Leidenschaft und auch etwas mit dem Ball zeigen - was ich heute gesehen habe. Und Bremen durfte nicht den besten Tag erwischen - das war heute auch der Fall. Und dann kommen solche Pokalspiele zusammen."
Verletzung wirft Werder aus der Bahn
Wie schon bei der letzten Bundesliga-Partie in Freiburg, als André Silva einen Elfmeter für Bremen verschoss und Werder daraufhin komplett auseinanderbrach, ließ diesmal ein singuläres Ereignis die Hanseaten die Fassung verlieren.
Ducksch-Verletzung trifft Werder hart
Denn nachdem Spielmacher Marvin Duksch nach einer gespielten halben Stunde mit einer Adduktorenverletzung vom Platz musste, dauerte es nur fünf Minuten, bis ein aus dem Tritt geratenes Werder Bremen den ersten Gegentreffer kassierte.
Bis dahin hatten die Gastgeber gegen den Bundesligisten gut mitgehalten, defensiv nicht viel zugelassen, offensiv aber gleichzeitig auch keine Chance kreieren können.
Arminias großer Aufwand wird belohnt
Bielefeld, von Coach "Mitch" Kniat offensiv gegen die zuletzt wenig Selbstvertrauen aussendenden Gäste eingestellt, presste mit viel läuferischem Aufwand hoch gegen den Bremer Spielaufbau. Und das wurde eben kurz nach der Auswechslung von Werders bestem Vorlagengeber belohnt. Marius Wörl luchste Rechtsverteidiger Julian Malatini den Ball ab und vollendete mit einem sehenswerten Schlenzer rechts in den Winkel (35.).
Bremens Coach Ole Werner blickte konsterniert vom Spielfeldrand aufs Feld: Seine von ihm nach der 0:5-Ligaklatsche in Freiburg stark kritisierte Mannschaft bemühte sich um einen ruhigen Spielaufbau, agierte häufig mit langen Bällen aus der eigenen Hälfte heraus und erarbeitete sich aber nur minimal gefährliche Offensivchancen.
Malatini mit bedauernswertem Auftritt
Wenig später stand der bedauernswerte Malatini wieder im Zentrum des Geschehens: Mit dem Rückenwind der Führung hatten die Ostwestfalen gegen aufgerückte Bremer viel Platz auf der rechten Seite. Der fleißige Stefano Russo sprintete nach vorne, flankte scharf in die Mitte auf den mitgelaufenen und mindestens genauso umtriebigen Joel Felix. Malatini versuchte das Zuspiel zu unterbinden, verwandelte den Pass aber in eine Bogenlampe, die schlicht nicht zu verteidigen war. Die Arminia führte nach 35 Minuten 2:0 - und die Fans witterten die nächste Pokal-Sensation des Drittligisten.
Werner bringt frischen Wind nach der Pause
Ole Werner wechselte in der Pause seine Offensive weiter durch: Für den glücklosen André Silva (ein Distanzschuss) und den blassen Marco Grüll kamen Leonardo Bittencourt und Oliver Burke - und der Bremer Druck wurde plötzlich riesengroß.
Zuerst konnte Arminen-Keeper Kersken noch stark gegen Njinmah klären, der allein aufs Tor der Hausherren zugelaufen war (48.) - der Keeper schnappte sich den Ball einfach vom Fuß des Angreifers. Aber nur wenige Sekunden, nachdem Kniat auf die stärker werdenden Bremer Druck reagierte und Roberts Uldrikis einwechselte, verursachte jener Lette den Anschlusstreffer.
Bittencourt spritzte in einen zu schwach geratenen Rückpass Uldrikis', legte quer auf Burke, der vom Elfmeterpunkt aus im Fallen zum 1:2 einschoss (56.). Spätestens jetzt war klar: Werder Bremen stemmte sich gehen die drohende Niederlage.
Lannert verpasst 3:1 - und Njinmah den Ausgleich
Und Bielefeld? Es reagierte ruhig und lauerte weiter auf seine Chancen. Genau so eine bot sich fast im Gegenzug nach dem Gegentreffer: Der junge Wörl bediente bei einem Konter den mitaufgerückten Christopher Lannert ein wenig zu ungenau, Zetterer im Kasten der Werderaner konnte das dritte Bielefelder Tor verhindern.
Die Partie blieb weiter sehenswert und offen. Bielefeld führte knapp, Bremen behielt seine Nerven - und wie! Denn als eine Stunde gespielt war, landete der Ball an der Strafraumgrenze nach einer leicht verunglückten Abwehr des agilen Bielefelder Kapitäns Mael Corboz bei Njinmah, dessen Abschluss aus der Drehung das Tor der Arminen nur hauchdünn verfehlte. Kurze Zeit später verletzte sich der eingewechselte Uldrikis und musste mit der Trage vom Platz gebracht werden.
Kersken riskiert Kopf und Kragen - Werder riskiert alles
Werder arbeitete weiter an Ideen für den Ausgleich - aber richtig viel Zündendes sollte nicht gelingen. Dennoch blieben die Gäste gefährlich. Nach einem langen Ball auf den startenden Burke kam Kersken aus seinem Strafraum gestürzt und wurde bei seiner Abwehraktion vom Bremer Angreifer touchiert. Der Keeper musste behandelt werden, konnte aber weitermachen.
Und Werder gab nicht auf. Die siebenminütige Nachspielzeit war schon angebrochen, als Amos Pieper aus kurzer Distanz zum Kopfball kam, aber nur die Latte traf. Auch Weiser hatte kein Glück, als nach einem Freistoß aus dem rechten Halbfeld sein Schuss aus halbrechter Position das Tor nur knapp verfehlte. Die Nachspielzeit verstrich - und Bielefeld bejubelte den ersten Pokal-Halbfinaleinzug seit zehn Jahren.
Halbfinals am 1. und 2. April
Die beiden Halbfinal-Partien werden am 1. und 2. April ausgetragen, die Auslosung findet am 2. März statt. Das Finale steigt am 24. Mai.