DFB-Pokal, Viertelfinale Köln verpasst Sensation gegen Leverkusen
Trotz einer 2:0-Führung hat der 1. FC Köln gegen Titelverteidiger Leverkusen die kleine Sensation verpasst. Die Bayer-Elf rettete sich einmal mehr "last minute" in die Verlängerung und hatte dort mehr Kraft. Leverkusen siegte am Mittwoch im Viertelfinale des DFB-Pokals in der heimischen Arena mit 3:2 (0:1, 2:2) n.V. und kann weiter von der Titelverteidigung träumen.
Damion Downs hatte die Gäste in der langen Nachspielzeit der ersten Hälfte in Führung gebracht (45.+10), Linton Maina erhöhte nach dem Seitenwechsel (54.). Doch schnell verkürzte Patrik Schick nach einer Weltklasse-Vorbereitung von Florian Wirtz. Und der Tscheche war es auch, der einmal mehr ein Last-minute-Tor machte und die Gastgeber damit in die Verlängerung schoss (90.+6). Dort traf Victor Boniface (98.) zum glücklichen Leverkusener Sieg.
Besonders die konzentrierte Abwehrleistung seitens der Kölner um den nimmermüden Abwehrchef Dominique Heintz brachte an diesem Abend Leverkusen an den Rand einer Niederlage. Aber am Ende setzte sich der Bundesligist gegen willensstarke, aber immer müder werdende Gäste aus der Domstadt durch.
Heintz: "Hätten es verdient gehabt, weiterzukommen"
"Das Ausscheiden ist bitter", sagte Heintz nach der Partie am Sportschau-Mikrofon, "acht Minuten Nachspielzeit sind viel in so einem Spiel. Aber wir hatten einen super Plan, haben super dagegengehalten, haben mit Leidenschaft gespielt und hätten es eigentlich verdient gehabt, weiterzukommen." Leverkusens Abwehrchef Jonathan Tah sagte: "Es war ein toughes Stück Arbeit. Aber es fühlt sich schöner an, als wenn man 3:0 gewinnt." Und er fügte hinzu: "Es gibt so Tage, an denen nicht alles funktioniert. Aber eine Sache kannst du immer haben: Das ist die Überzeugung und der Wille, das Spiel zu gewinnen."
Zehn Minuten Unterbrechung durch Rauch
Die Partie begann mit einem geblockten Schuss von Granit Xhaka nach exakt 46 Sekunden - und wenig später ging dann erst einmal nichts mehr. Denn ausgelöst durch Pyrotechnik aus dem Kölner Fanblock versank die Arena in Leverkusen im Rauch. Fast zehn Minuten lang unterbrach Schiedsrichter Frank Willenborg die Partie.
Aber kaum war das Spielen wieder möglich, machte der FC fast das 1:0: Nach Ballgewinn am eigenen Strafraum schickte Timo Hübers Linton Maina rechts auf die Reise. Der schnelle Kölner schüttelte Edmond Tapsoba locker ab, legte in die Mitte auf den mitgelaufenen Damion Downs, der direkt abzog, aber über das Leverkusener Tor schoss.
Leverkusen mit mehr Spielanteilen
Die Gastgeber profitierten von ihren individuell größeren Möglichkeiten, ohne sich jedoch richtige Torchancen erspielen zu können. Das Tor der Kölner geriet bis zur 30. Minute nur ein einziges Mal in Gefahr, als Alejandro Grimaldo nach einem Foul an Wirtz den ruhenden Ball aus etwa 25 Metern an die Latte drosch. Kölns Keeper Marvin Schwäbe war zur Stelle, griff aber nicht ein.
Der Lattenkracher ließ die Elf von Xabi Alonso einen Gang höher schalten. Wirtz, dessen Stutzen fast bis zum Knöchel hinuntergerutscht waren, lupfte den Ball halbrechts durch die Kölner Kette auf Jeremy Frimpong. Dessen Zuspiel überraschte Grimaldo, der aus guter Position knapp rechts neben das Tor der Köln schoss.
Zehn Minuten Nachspielzeit - Plötzlich feiert Köln
Der von Trainer Gerhard Struber sehr gut eingestellte Tabellenführer der 2. Bundesliga gab sich beim Erzrivalen keine Blöße, musste dafür aber viel Aufwand betreiben. Abwehrchef Dominique Heintz, schnell wegen eines Fouls an Wirtz verwarnt, hatte Glück, dass er nach einem Tackling gegen Nordi Mukiele nicht mit der zweiten gelben Karte vom Platz flog.
Wie erwartet wurden zehn Minuten Nachspielzeit angezeigt. Als die Extrazeit schon fast abgelaufen war, jubelte Köln. Denn nach einem langen Abschlag von Schwäbe unterliefen der unaufmerksamen Leverkusener Abwehr gleich mehrere Schnitzer - und Downs bedankte sich: Energisch setzte er sich gegen Mukiele und dem zu Hilfe eilenden Exequiel Palacios durch und versenkte den Ball mit einem für Matej Kovar schwer zu erkennenden Flachschuss im Torwarteck.
Superspannender zweiter Spielabschnitt - Heintz bärenstark
Nach der Pause taten sich die Hausherren gegen lauffleißige Kölner weiter sehr schwer. Über die gesamte Spielzeit von insgesamt fast 110 Minuten fiel immer wieder Heintz auf, der sich mit Umsicht und Vehemenz in die Leverkusener Angriffe warf. Dazu ließ in der 51. Minute Wirtz einen Großchance liegen, nachdem Schwäbe stark gegen Frimpong geklärt hatte und der Ball 15 Meter vor dem Tor vor die Füße des "Zauberfüßchens" sprang.
Und wenig später jubelte Köln erneut: Downs bediente rechts mit einem langen Ball Maina, der sich die Möglichkeit mit einem langen Solo von der Mittellinie aus gegen den unglücklich agierenden Mukiele nicht nehmen ließ und erhöhte (54.).
Freude währt nicht lange: Alonso reagiert
Spätestens jetzt musste Double-Trainer Alonso reagieren. Und nur Sekunden, nachdem Nathan Tella den nicht immer souverän agierenden Emiliano Buendia ersetzte, pflückte Wirtz mit einem Kung-Fu-Sprung (siehe Tor des Jahres durch Harry Kane) den Ball auf der linken Seite aus der Luft, ließ Jan Thielmann aussteigen und setzte den in den Fünfer einlaufenden Patrik Schick ein. Der Tscheche tunnelte Schwäbe und schob aus kürzester Distanz den Ball ins Tor (61.).
Köln biss und kämpfte. Maina musste von Krämpfen geschüttelt noch vor der Beginn der Schlussphase aus der Partie. Aber vor allem hielt hinten die Verteidigungslinie dicht, auch bei Standards konnten die langen Leverkusener Spieler nichts ausrichten.
Dafür köpfte Köln Timo Hübers nach einer Ecke in der Schlussphase aufs Tor - doch Kovar im Bayer-Kasten hatte mit dem Versuch keine Probleme.
Letzte fünf Minuten: Bayer geht "all in"
Alonso brachte in den letzten fünf Minuten Aleix Garcia für Mukiele und warf jetzt so ziemlich alles an Offensivpower in die Partie, was er auf der Bank sitzen hatte. Tella zog aus dem halbrechten Strafraum ab, scheiterte jedoch an Schwäbe. Auch Tah scheiterte in der siebten Minute der Nachspielzeit am Kölner Keeper.
Aber dann war er doch machtlos. Nach der Abwehrtat gegen Tah flankte Frimpong von rechts an den Fünfer, wo Schick seine gesamte Länge ausspielte und zum Ausgleich ins Tor traf.
Verlängerung: Boniface macht's
Auch in der Verlängerung schweiften die Kölner nicht von ihrer Linie der konsequenten Verteidigung ab. Aber ein einziger Moment der Unachtsamkeit genügte, um ins Hintertreffen zu geraten: Grimaldo flankte von links, Joel Schmied in der Innenverteidigung der Kölner ließ den nicht nach Saudi-Arabien abgewanderten Stürmer Boniface entwischen, und der stellte mit der Stiefelspitze unhaltbar für Schwäbe aus kurzer Distanz auf 3:2.
Was sollte Struber jetzt mit seinen Kölnern noch machen? Er entschied sich für die letzten 15 Minuten dieses Spiels fürs Risiko und beorderte seine Männer nach vorn. Und prompt konterte Leverkusen, Frimpong ließ jedoch die große Chance gegen den aufmerksamen Verteidiger Leart Pacarada liegen.
Erste Schiedsrichterdurchsage im DFB-Pokal besiegelt Kölns Aus
Fast im Gegenzug erlebten die Fans auf beiden Seiten eine Achterbahn der Gefühle. Der spät ins Spiel gekommene Imat Rondic spitzelte eine Hereingabe von der linken Seite von Steffen Tigges ins Leverkusener Tor. Wie immer: Auch dieser Treffer wurde vom Videoschiedsrichter überprüft. Und dann verkündete Schiedsrichter Willenborg per Stadiondurchsage: "Das Tor wurde überprüft. Nach Ansicht der Bilder - finale Entscheidung: Abseits!" Grenzenloser Jubel bei den Fans der Gastgeber, Kopfschütteln bei den Kölnern. Leverkusen rettete sich nach der ersten Stadion-Durchsage eines Schiedsrichters während eines DFB-Pokal-Spiels ins Halbfinale.
Fans hängen Banner "Videobeweis abschaffen" ab
Und eine kleine Randnotiz: Ein Banner mit der Aufschrift "Videobeweis abschaffen" hängten die Fans nach dieser Durchsage schnell ab.
Am 25. Februar empfängt Arminia Bielefeld im dritten Viertelfinalspiel Werder Bremen, tags drauf ermittelt die Partie RB Leipzig gegen VfL Wolfsburg den letzten Halbfinalisten. Am Dienstag hatte der VfB Stuttgart im Schwabenduell den FC Augsburg knapp besiegt. Die Vorschlussrunde wird am 2. März ausgelost und am 1./2. April gespielt.