Absage von Al-Nassr Victor Boniface - der geplatzte Transfer und die Folgen
Victor Boniface bleibt nun doch bei Bayer Leverkusen. Das freut den Klub aus sportlicher Sicht, ist ansonsten aber eine Herausforderung für den Spieler, das Team und den Verein.
Vor dem Ende des Winter-Transferfensters haben die Verantwortlichen der Liga in Saudi-Arabien offenbar beschlossen, in die Vollen zu gehen. Bis Freitag (31.01.2024) können Al-Nassr, Al-Ahli und Co. noch neue Spieler einkaufen.
Und sie scheinen sich vorgenommen zu haben, Cristiano Ronaldo und anderen Superstars mehr aufstrebende Profis an die Seite zu stellen. Es vergeht kaum eine Stunde, in der nicht über ein weiteres Angebot aus Saudi-Arabien für einen Spieler berichtet wird.
Boniface und Leverkusen waren kurz vor dem großen Geld
Victor Boniface schien eines dieser Ziele zu sein. Al-Nassr FC hatte den Stürmer überzeugt, in die Wüste zu wechseln, und der Verein hatte auch Bayer Leverkusen davon überzeugt, den Nigerianer abzugeben.
Es war eine Fügung, wie ihn sich Klubs wünschen: Ein Spieler, der nicht als unverzichtbar gilt, wurde von einem mehr als finanzstarken Verein umworben. Alles sah nach einer Win-Win-Situation aus - Leverkusen hoffte auf eine Ablösesumme von mehr als 60 Millionen Euro, Boniface künftig auf ein Gehalt von 15 Millionen Euro netto.
Haken an der Rechnung
Die Rechnung hatte aber einen Haken: Al-Nassr fuhr offenbar mehrgleisig. Während es in den Medien tägliche Updates zum Verhandlungsstand bei Boniface gab, war auch immer wieder die Rede davon, dass der Ronaldo-Klub auch Jhon Duran von Aston Villa auf dem Zettel habe.
Mittlerweile ist bekannt: Al-Nassr hatte den Kolumbianer nicht nur auf dem Zettel, sondern er war die erste Wahl. Duran soll am Freitag seinen Medizincheck absolvieren und wird dann aller Voraussicht nach für 77 Millionen Euro (plus Boni) nach Saudi-Arabien wechseln.
Keine glückliche Zeit für Boniface
Boniface dagegen bleibt bei Leverkusen (verpflichtete ihn 2023 für 21,7 Millionen Euro von Union St. Gilloise) und wird weiter ein Drittel des Gehalts verdienen, das ihm die Wüste eingebracht hätte.
Im ersten Schritt wird Boniface, der schon nicht mehr in Leverkusen trainiert hatte und es jetzt wieder macht, sich damit abfinden und erneut motivieren müssen, sportlich wieder durchzustarten. Die Saison bei Bayer ist nicht einfach für ihn, viele Verletzungen bremsten ihn aus, ganz aktuell ist er erst aus dem Krankenstand wieder zurückgekehrt. Am Sonntag (02.02.2025) gegen die TSG Hoffenheim könnte er sein Comeback feiern.
Victor Boniface im Spiel gegen den VfB Stuttgart.
Für Schick wäre Saudi-Arabien aktuell "kein Thema"
In der vergangenen Saison war Boniface mit 21 Toren und zehn Assists großer Bestandteil der Double-Saison, jetzt hat er seinen Platz im Sturm an Patrik Schick verloren, der in der Bundesliga bereits 13 Mal traf.
Der Tscheche wurde vor dem geplatzten Boniface-Transfer gefragt, ob er sich selbst einen Wechsel nach Saudi-Arabien vorstellen könne. Seine Antwort kann man durchaus als Kritik an der Entscheidung seines Angreiferkollegen auffassen. "Ich bin 29 und habe noch Ambitionen, um auf dem Top-Level zu spielen. Momentan ist das kein Thema. Aber ich spreche für mich, für mich ist das nicht die richtige Zeit. Andere sind anders", sagte Schick.
Nicht nur Boniface muss also verdauen, was passiert ist. Auch seine Mitspieler müssen das. Der Gedanke, der Bayer-Stürmer hätte sich gegen sportliche Ambitionen und für das Geld entschieden, dürfte nicht nur bei Schick aufgekommen sein, sondern auch bei vielen seiner Kollegen. Sie hatten sich vermutlich auch schon damit abgefunden, dass Boniface wechselt - für sie ist es auch eine Rolle rückwärts.
Carro fordert "jedes Jahr einen großen Verkauf"
Obwohl Leverkusen mit Bayer einen Großkonzern im Rücken hat und in den vergangenen Jahren eher als Käufer-Verein aufgetreten ist, hatte Klub-Boss Fernando Carro im April 2024 gesagt: "Wir sind ein Verein, der jedes Jahr einen großen Verkauf tätigen muss, um die Neuverpflichtungen zu refinanzieren."
Boniface könnte dieser Verkauf theoretisch noch werden, Sportdirektor Simon Rolfes hätte mit einem sofortigen Verkauf aber noch besser ausschließen können, dass es beispielsweise Florian Wirtz nicht wird.
Unabhängig davon wird Rolfes wohl noch hinnehmen müssen, dass Jonathan Tah (Vertrag läuft aus) ablösefrei geht.
Rolfes ist "sportlich sehr happy" über Boniface-Verbleib
Rolfes lenkt den Blick erstmal auf das Positive. "Victor ist weiter Spieler von Bayer 04. Dass es Gespräche gab, ist klar. Wir sind sportlich sehr happy, dass 'Boni' auch am Donnerstag bei uns trainiert", hatte der 43-Jährige am Mittwoch nach dem Champions-League-Spiel gegen Sparta Prag (2:0) gesagt. Auch sein Trainer Xabi Alonso sagte, er sei "glücklich", dass Boniface nun doch bleibt.
Sportlich sorgt der geplatzte Wechsel für glückliche Gesichter in Leverkusen - auch, weil der Klub sich nicht mehr um einen kurzfristigen Nachfolger kümmern muss.