Kroatiens Domagoj Duvnjak jubelt nach einem Spiel

Kroatien gegen Frankreich Duvnjak beschwört fürs Halbfinale den Zauber von Zagreb

Stand: 30.01.2025 00:45 Uhr

Kroatien schaffte es mit einem Wunder ins Halbfinale der Handball-WM. Domagoj Duvnjak hat so noch die Chance, sein letztes offenes Ziel in einer großen Karriere zu erreichen.

Domagoj Duvnjak ist über alle handballerischen Zweifel erhaben. Als der HSV Hamburg Anfang der 2010er noch eine große Nummer war, lag das in großen Teilen an ihm. Der Kroate galt als bester Handballer der Welt (und wurde 2013 auch offiziell als solcher gewählt), der THW Kiel, damals größter Verein der Welt, konnte nicht anders, als ihn für viel Geld noch weiter in den Norden des Landes zu holen. 469 Spiele hat Duvnjak in 15 Jahren in der Bundesliga bestritten, dabei hat er 1.578 Tore erzielt.

Nur ein Titel mit Kroatien fehlt noch

Der Rückraumspieler wurde unter anderem fünfmal deutscher und dreimal kroatischer Meister, Welthandballer, mit der Nationalmannschaft Vize-Welt- und dreimal Vize-Europameister, olympischer Bronze-Medaillengewinner. Ein Titel mit seinem Heimatland ist das einzige große Ziel, das er bisher noch nicht erreichen konnte. Das will Duvnjak nun schaffen - aber selbst, wenn es nicht klappt, wird diese WM 2025 als eines der unglaublichsten Turniere seiner Karriere in Erinnerung bleiben.

Vor dem ersten Spiel hatte der 36-Jährige angekündigt, dass nach der Heim-WM für ihn bei der Nationalmannschaft Schluss sei. Zwei Wochen später schien die internationale Karriere bereits in der Vorrunde wegen einer Wadenverletzung aus dem Spiel gegen Argentinien (33:18) vorbei zu sein. Duvnjak schaffte es zurück, in der Hauptrunde war er wieder da - zwar ganz weit weg von seiner eigentlichen Klasse, aber es gibt Sportler, wo die bloße Anwesenheit schon ein großer Gewinn ist.

"Magische Dinge" verlängern Duvnjaks Kroatien-Karriere

Doch Duvnjak war nicht nur da, sondern er war entscheidend beteiligt, als etwas passierte, was er selbst noch nicht erlebt hatte. "Ich habe keine Ahnung, wie wir da durchgekommen sind. Das ist eines der verrücktesten Spiele meiner Karriere", sagte der Profi des THW Kiel nach dem 31:30 im Viertelfinale gegen Ungarn.

Fünf Minuten vor Schluss hatte Kroatien noch mit vier Treffern zurückgelegen, Duvnjak war dann Teil der Wende und holte den Siebenmeter zum 29:30-Anschluss heraus - danach humpelte er und konnte kaum aufstehen, nach dem Schlusspfiff konnte er sein Glück kaum fassen.

"Das Ende des Spiels war unglaublich, da sind magische Dinge passiert", sagte sein Trainer Dagur Sigurdsson. Entsprechend war die Stimmung in der Halle, die Menschen in Zagreb feierten ihre Männer in Blau-Rot-Weiß, es waren Minuten der Glückseligkeit. Diesen Zauber brauchen Duvnjak und Co. jetzt auch gegen den zweiten Halbfinalisten, der es auf ähnlich dramatische Weise unter die letzten vier geschafft hat.

Frankreich-Held Karabatic: "Kroatien vibriert für seine Mannschaft"

Frankreich schickte die ägyptischen Handballer in ein Tal der Tränen. Die hatten kurz vor dem Abpfiff den Ausgleich zum 33:33 erzielt und dafür das Hilfsmittel gewählt, den Torhüter rauszunehmen und dafür einen Extra-Feldspieler aufzustellen. Das half vorne, aber wurde hinten bestraft - Luka Karabatic, wie Duvnjak 36 Jahre alt, warf den Ball vom Mittelkreis direkt ins Tor, 0,3 Sekunden vor der Sirene überquerte er die Linie.

"Das sind Klassiker im Welthandball, Spiele mit enormer Intensität. Wir werden in einem Handballland sein, das für seine Mannschaft vibriert. Sie werden mit sehr viel Leidenschaft spielen", sagte Karabatic vor dem Duell gegen Gastgeber Kroatien in Zagreb. Und auch sein Trainer Guillaume Gille hat großen Respekt vor der Atmosphäre: "Die Stimmung wird gegen uns sein. Nachdem sie magische Momente erlebt haben, wird es eine große Herausforderung, unter solchen Bedingungen gegen Kroatien zu spielen."

Für Duvnjak wird es das vorletzte Spiel seiner Nationalmannschaftskarriere sein, das letzte im eigenen Land. Danach reisen die Kroaten nach Oslo, wo am Sonntag das Spiel um Platz drei und das Finale stattfinden. Der Donnerstagabend (20.30 Uhr, im Live-Ticker auf sportschau.de) wird ein würdiger Abschied so kurz nach einem Ereignis, von dem die Handballfans in seinem Land noch sehr lange sprechen werden. Noch würdiger - vor allem aus seiner Sicht und der seiner Landsleute - wäre es allerdings, wenn der Kapitän mit dem WM-Titel abtreten würde. Dafür beschwört er wieder den Zauber von Zagreb.