Humorlos und effizient Dänemark spaziert gegen Brasilien ins WM-Halbfinale
Die Überraschung blieb aus, der Favorit hat geliefert. Mit 33:21 (15:12) gewann der Titelverteidiger aus Dänemark am Donnerstag souverän gegen Brasilien und zog ins Halbfinale der Handball-WM ein. Dort könnte es erneut zum Duell mit der deutschen Mannschaft kommen.
Es wirkte spielerisch leicht, wie Emil Nielsen im dänischen Tor Parade um Parade (97 in diesem Turnier) sammelte. Der Schlussmann vom FC Barcelona brachte die tapfer kämpfenden Brasilianer vor allem in der zweiten Hälfte zur Verzweiflung und sorgte mit einer zehnminütigen Phase ohne Gegentor für die Vorentscheidung. Der bislang beste Torwart der Handball-WM glänzte erneut und kam am Ende auf 15 Paraden und 45 Prozent gehaltene Bälle.
Auch Trainer Nikolaj Jacobsen war nach der Partie angetan von der eigenen Defensive: "Über das gesamte Spiel hatten wir eine wirklich, wirklich gute Abwehr und einen sehr guten Torwart. Das hat es Brasilien sehr schwer gemacht im Angriff." Auch wenn sein Team zum Ende der ersten Hälfte Probleme im Angriff hatte, überwog die Freude beim 53-Jährigen: "Alles in allem bin ich sehr glücklich mit unsere Performance."
Nach klarer Niederlage - Brasilien will "wiederkommen"
Auf der Gegenseite zeigte sich Thiagus Petrus nach der klaren Niederlage enttäuscht: "Das Spiel gegen Dänemark war wirklich hart. Wir haben gedacht, dass wir besser spielen würden." Das historische Abschneiden der brasilianischen Handballer machte den Rückraumspieler dennoch stolz: "Wir hatten viele neue Jungs in der Mannschaft, die ihr erstes großen Turnier gespielt haben. Wir können sehr stolz auf uns und unsere Leistung sein. Aber wir wollen uns weiter entwickeln und wieder in ein Viertelfinale kommen."
Durch den Sieg feiert Dänemark den vierten Halbfinaleinzug in Folge und trifft am Freitag auf den Sieger der Partie Portugal gegen Deutschland. Umziehen muss das dänische Team dafür nicht mehr, ihr Halbfinale und auch die Finalspiele werden in Oslo ausgetragen.
Für Brasilien war die Partie gegen Dänemark eine Premiere - die Südamerikaner standen zum ersten Mal in einem WM-Viertelfinale und dann ausgerechnet gegen das aktuell beste Team der Welt. Die Skandinavier hatten zuletzt im WM-Achtelfinale 2017 gegen Gastgeber Frankreich verloren, seitdem sind sie 34 WM-Spiele in Folge ohne Niederlage. Die Favoritenrolle war also klar verteilt!
Dänemark unbeeindruckt von brasilianischer Härte
Die Brasilianer wollten dem Titelfavoriten offenbar von Beginn an mit viel Härte entgegentreten, handelten sich damit in Person von Thiagus Petrus nach nur 53 Sekunden die erste Zwei-Minuten-Strafe ein. Von dieser Körperlichkeit unbeeindruckt, kam Dänemark schnell in sein gefürchtetes Tempospiel, sodass Trainer Marcus Oliveira nach bereits zehn Minuten die erste Auszeit nehmen musste (6:2).
Die fruchtete nicht, Linksaußen Emil Jakobsen traf vorne fehlerfrei (fünf Tore bei fünf Versuchen) und "Paraden-Sammler" Nielsen lief früh heiß (38 Prozent Fangquote). Eine Vorentscheidung zur Pause gab es jedoch nicht, die vereitelte Vinícios Carvalho. Der Linkshänder (vier Tore) riss seine Mannschaftskollegen mit und ließ den Sieben-Tore-Rückstand auf drei Treffer Differenz schrumpfen (12:15).
Zehnminütige Torflaute sorgt für Vorentscheidung
In der zweiten Hälfte dauerte es 70 Sekunden, bis diesmal Guilherme Borges für zwei Minuten vom Feld musste - erneut ein suboptimaler Start für die Südamerikaner. Die hatten Glück, dass Carvalho auch nach der Pause zuverlässig weiter traf und die Hoffnung auf die Sensation am Leben hielt. Aber die schwindete Minute um Minute mehr, weil der dänische Rückraum nach Belieben traf und Emil Nielsen plötzlich wieder ein Faktor wurde. Brasilien erzielte zwischen der 41. und der 52. Minute keinen Treffer, Dänemark zog von 23:18 vorentscheidend auf 31:18 davon.
Dass es nicht noch deutlicher wurde, hatte die Seleção dem eingewechselten Mateus Cristian (sieben Paraden) im Tor zu verdanken. Durch den 33:21-Erfolg ist auch klar, dass das diesjährige WM-Halbfinale wieder ein rein europäisches wird. Auch dank des "Man of the Match", der nicht wirklich überraschend Emil Nielsen hieß.