Frankreichs Spieler um Luka Karabatic jubeln

Handball-WM Unfassbar - Frankreich siegt im Foto-Finish

Stand: 28.01.2025 22:52 Uhr

Was für ein Finish: Afrikameister Ägypten hat gegen Europameister Frankreich hauchdünn die Sensation verpasst und das Viertelfinale der Handball-WM mit 33:34 (14:18) verloren. 0,3 Sekunden vor dem Ende warf Luka Karabatic die Franzosen ins Halbfinale - erst der Videobeweis brachte Gewissheit.

Von Julie Bärthel

Drei Sekunden vor Spielende erzielte Yahia Omar für Ägypten in 7:6-Überzahl den Ausgleich, aber Frankreichs Torwart Rémi Desbonnet schaltete schnell. Ein Pass zum Mittelkreis, von wo Karabatic aufs leere Tor warf - Keeper Karim Hendaway war nicht rechtzeitig wieder zwischen den Pfosten. Die Schiedsrichter prüfen den Treffer am Bildschirm - 0,3 Sekunden vor der Sirene hatte Karabatic' Wurf tatsächlich die Linie überschritten.

Tränen bei Ägypten - "Sport ist brutal"

"Sport ist brutal", sagte Ägyptens Coach Juan Carlos Pastor nach dem Spielende. "Wir haben ein gutes Turnier gespielt, wir können stolz nach Hause fahren - aber es wird schwer, diese Niederlage zu verarbeiten." Seine Spieler waren nach Abpfiff am Boden zerstört, viele weinten noch auf der Platte.

"Es war ein atemberaubendes Match", sagte Frankreichs Trainer Guillaume Gille. "Das ist purer Handball. Bei starken Gegnern braucht man manchmal andere Lösungen und Tore, die aus dem Nichts kommen. Heute war so ein Tag." Im WM-Halbfinale trifft Frankreich nun auf Gastgeber Kroatien, das sich im ersten Viertelfinale ebenso dramatisch gegen Ungarn durchsetzen konnte.

Das "Tollhaus" Zagreb, die Kroaten siegten vor 15.600 Zuschauern, verwandelte sich fürs späte Spiel in eine nur noch halbgefüllte Arena - 5850 Fans sahen das zweite Viertelfinale. Die französischen Fans waren sichtbar in Unterzahl, freuten sich aber dennoch lautstark, Kapitän Ludovic Fabregas auf der Platte zu sehen, sein Einsatz stand wegen einer Magen-Darm-Erkrankung auf der Kippe. Trainer Guillaume Gille startete zur Sicherheit mit Karabatic/Konan im Innenblock, Fabregas blieb zunächst auf der Bank.

Der Europameister aus Frankreich legte einen Traumstart hin und führte nach sechs Minuten bereits mit 4:1. Und das, obwohl sich Mohamed Aly im Tor der "Pharaonen" zu Beginn gleich mehrfach auszeichnen konnte. Sein Gegenüber Desbonnet stand ihm jedoch in nichts nach.

Es trafen zwei Spielstile aufeinander: Ägypten traf oft kraftvoll aus dem Rückraum, Frankreich vor allem übers Tempospiel und die zweite Welle - der Europameister konnte sich so zu Beginn der ersten Hälfte absetzen. Das erste Tor vom eingewechselten Fabregas sorgte für die 16:14-Führung (29.), Richardson erhöhte per Siebenmeter sogar noch auf vier Treffer Vorsprung (30.).

Frankreichs Offensive zu schnell für Ägypten

Die zweite Hälfte begann ähnlich wie die erste. Frankreich drückte aufs Tempo und musste dadurch verhältnismäßig wenig für ihre Tore arbeiten. Der amtierende Afrikameister rieb sich hingegen oftmals an der französischen Abwehr auf. Der hohe Energieaufwand wurde in der 39. Minute belohnt, als Seif El-Deraa auf 22:23 verkürzen konnte - die Nordafrikaner ließen Frankreich nicht wegziehen!

Nach seiner dritten Zeitstrafe (49.) durfte Frankreichs Abwehrchef Karl Konan nicht mehr mitwirken. Der 29-Jährige musste von der Tribüne zusehen, wie seine Mannschaftskollegen sich weiter extrem schwer taten. Als Dika Mem mit zwei Toren auf 32:30 stellte (58.), schien der Favorit aufatmen zu können, stattdessen folgte das Herzschlagfinale mit Omars Ausgleich und Karabatic' Verzweiflungswurf.

Traurige Szenen gab es nach Abpfiff, als der in Tränen aufgelöste Ägypter El-Deraa die Auszeichnung zum Spieler des Spiels entgegennahm. El-Deraa traf fünfmal, sein Mitspieler Ahmed Hesham sogar achtmal, für Frankreich waren Mem und Nedim Remili je sechsmal erfolgreich.

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