Portugals Handballer jubeln über einen Sieg

Portugal überrascht bei Handball-WM Fünf Fakten zu Deutschlands Viertelfinalgegner

Stand: 26.01.2025 17:01 Uhr

Sie sind schnell, unglaublich talentiert und spielen kaum über die Außen: Portugal ist erstmals im Viertelfinale einer Handball-WM und trifft dort am Mittwoch (20.30 Uhr, live im Ersten, im Stream und im Live-Ticker) in Oslo auf Deutschland. Fünf Fakten über eine der größten Überraschungsmannschaften dieses Turniers.

Das Supertalent ließ keine Zweifel aufkommen. Beim klaren 46:28 (22:17)-Erfolg der Portugiesen gegen Chile, der den Gruppensieg perfekt machte, war Francisco Costa mit neun Treffern mal wieder bester Werfer.

Das Supertalent

Der 19-Jährige, genannt "Kiko", steht längst auf den Zetteln der größten Handballvereine der Welt. Noch spielt Costa gemeinsam mit seinem drei Jahre älteren Bruder Martim (siehe unten) bei Sporting Lissabon. Bisher zieht es ihn noch nicht in eine stärkere Liga, zumal Sporting in der EHF Champions League eine gute Saison spielt.

Francisco Costa hat auch noch Zeit: Im Februar wird er 20 Jahre alt, trotzdem hat er schon 36 Länderspiele absolviert und ist bei dieser WM Portugals bester Torschütze.

Der große Bruder

Martim Costa ist zwar drei Jahre älter und vielleicht etwas weniger talentiert als der jüngere Bruder - aber wer ist das nicht im Vergleich mit "Kiko"? Der 22-Jährige hat seinerseits schon seine Weltklasse auf Vereins- und Nationalmannschafts-Ebene unter Beweis gestellt. In der laufenden Champions-League-Saison ist Martim Costa der Torjäger mit den viertmeisten Treffern (Kiko: Platz sieben), er war Torschützenkönig bei der EM 2024 in Deutschland und wurde vom europäischen Handballverband zum besten jungen Spieler des Jahres gewählt.

Francisco traf in Vor- und Hauptrunde 37 Mal, Martim 33 Mal. Kein deutscher Spieler erreicht diese Werte (Uščins hat als bester DHB-Torschütze 31 Treffer). Die Costa-Brüder, die bei Sporting eine festgeschriebene Ablösesumme von mehr als einer Million Euro in ihren Verträgen stehen haben sollen, sind schon jetzt die großen Stars der Portugiesen. Oder wie Bundestrainer Alfred Gislason sagt: "Es sind zwei der größten Talente im Welthandball, die beiden."

Der historische Erfolg

Die bisher beste WM-Platzierung der Portugiesen war 2021 Platz 10, erstmals überhaupt stehen sie im Viertelfinale. "Es ist unglaublich für uns", sagte Trainer Paulo Pereira, der mit einer kurzen Unterbrechung 2019 bereits seit 2016 die Nationalmannschaft trainiert.

2023 scheiterte die Mannschaft noch im letzten Hauptrundenspiel an Schweden, verlor 30:32 und verpasste die K.o.-Runde. Diesmal ließen die Portugiesen die Schweden hinter sich. "Wir sind noch eine junge Mannschaft, aber mit unserem großen Kämpferherz können wir jedes Team schlagen", sagt "Kiko" Costa. Stimmt: Sie gewannen unter anderem gegen Gastgeber Norwegen (31:28), Brasilien (30:26) und Spanien (35:29), gegen Schweden gab es ein 37:37-Unentschieden.

Die Spielweise

Zwei Statistiken fallen bei den Portugiesen auf: Kein Team traf in sechs Spielen häufiger im Tempogegenstoß (40 Tore) - und kein Team nimmt weniger Würfe von den Außenpositionen (vier pro Spiel). "Es ist so, dass sie eine unglaubliche Entwicklung genommen haben in den letzten Jahren", sagt Sportschau-Experte Dominik Klein: "Anfangs mit viel Kreisläuferspiel, mittlerweile spielen sie mehr europäischen Handball und viel Eins gegen Eins."

"Ich bin gespannt, wie wir gegen Teams wie Deutschland agieren", sagte Portugals Trainer Paulo Pereira: "Wir haben unsere Optionen, aber wir müssen wieder ein hohes Level erreichen."

Der Kader

Pereira musste am ersten WM-Tag einen überraschenden Ausfall hinnehmen. Miguel Martins verpasst das Turnier wegen einer positiven Dopingprobe aus dem Vorjahr - er wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Nur ein Spieler in Portugals Kader steht in der Bundesliga unter Vertrag: Alexandre Cavalcanti vom Tabellenführer MT Melsungen. Der Rückraumspieler ist mit 28 Jahren einer der "Älteren" im Team, das im Schnitt 26,4 Jahre alt ist. "Eine super interessante Mischung von alt und jung, erfahrenen Spielern und sehr frischen, richtig guten Spielern", sagt Alfred Gislason: "Wenn man sieht, was für Mannschaften die hinter sich gelassen haben, sagt das vieles über das, was sie jetzt spielen."

Kapitän Johannes Golla beschrieb die Portugiesen als eine Mannschaft, "die komplett im Flow ist. Aber wir freuen uns auf die Herausforderung."