Handball-WM im Liveblog Golla nach bitterem WM-Aus - "Wir kommen wieder"
Die deutschen Handballer sind im Viertelfinale an Portugal gescheitert. Was die Spieler nach dem Aus sagen und wie es jetzt weitergeht - alle News zum DHB-Team im Liveblog.
Knorr "wie in Trance"
Juri Knorr fühlte sich nach Spielende "ein bisschen wie in Trance. Man weiß nicht genau, was passiert ist." Der 24-Jährige konnte zumindest klar formulieren, mit welchem Auf und Ab die deutsche Mannschaft die 70 Minuten bestritten hatte. "Wir wussten, was auf uns zukam, waren trotzdem nicht ganz bereit", sagte Knorr. "Aber wir haben uns zurückgekämpft und haben die Chance, das Spiel nach 60 Minuten auf unsere Seite zu bringen."
Vor allem mit dem letzten Angriff in regulärer Spielzeit, als Deutschland keinen Wurf mehr aufs Tor bekam, haderte Knorr. "Wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir nicht ausreichend cool geblieben sind."
So geht es fürs DHB-Team weiter
Aus der Traum von der ersten WM-Medaille seit 2007 - die Halbfinalspiele und das Finale finden ohne die deutschen Handballer statt. Das DHB-Team wird bereits am Donnerstagvormittag aus dem Mannschaftshotel abreisen, jeder geht seiner Wege. Die Spieler reisen individuell ab, aber die Zeit für Urlaub ist extrem begrenzt. Am 8. Februar beginnt bereits wieder die Handball-Bundesliga - unter anderem mit dem Top-Spiel THW Kiel gegen SC Magdeburg.
Der Deutsche Handballbund hat für Donnerstagmorgen noch zu einer Pressekonferenz geladen - mit Sicherheit wird es dabei auch um die Frage gehen, wieso die Mannschaft nicht beständig an die starken Leistungen vom Olympia-Turnier anknüpfen konnte.
Golla - "Wir kommen wieder"
Große Enttäuschung für die deutschen Handballer, der Traum vom Halbfinale und einer weiteren Medaille ist für das junge Team geplatzt. Portugal siegt dank Martim Costas Treffer kurz vor dem Ende mit 31:30. "Einen Moment sind wir nicht kompakt genug, stehen nicht gut und stehen jetzt als Verlierer da", ärgerte sich Abwehrchef Johannes Golla am ARD-Mikrofon.
Der Kapitän machte aber direkt eine Ansage: "Wir kommen sicher wieder!" Ähnlich sah es Bundestrainer Alfred Gislason. "Das ist kein Rückschlag, wir lernen davon", sagte der Isländer.
Verlängerung - zweimal fünf Minuten
Das Spiel geht in die Verlängerung! 26:26 steht es nach 60 Minuten, jetzt gibt es zwischen Deutschland und Portugal zweimal fünf Minuten Nachschlag. Steht es dann immer noch unentschieden, folgen erneut zweimal fünf Minuten Verlängerung - erst dann gäbe es ein Siebenmeterschießen.
Wolff stark, Zerbe cool - die Schlussphase läuft
Andreas Wolff steht bei 15 Paraden, Lukas Zerbe trifft alle fünf Siebenmeter - Deutschland geht Mitte der zweiten Halbzeit erstmals in Führung. Fünf Minuten vor dem Ende steht es 23:23 - wieder gibt es im Viertelfinale Spannung bis zum Schluss.
Deutscher Angriff viel zu harmlos
Halbzeit in Oslo - die deutsche Mannschaft agiert im Angriff viel zu ungenau, zu langsam, zu ungestüm. Nach 30 Minuten stehen neun Toren acht Ballverluste gegenüber - und drei Treffer machte Lukas Zerbe vom Siebenmeter-Punkt. Sechs Tore aus dem Spiel sind viel zu wenig, da helfen auch die gute Abwehr- und Torhüterleistung nicht. Portugal führt zur Halbzeit mit 13:9.
Marko Grgić macht das 5000. deutsche WM-Tor
Hinten steht die Abwehr und Andreas Wolff hält überragend - nach Anlaufschwierigkeiten kommt auch die deutsche Offensve besser ins Spiel. Der Meilenstein ist nach 22 Minuten geknackt. Marko Grgić trifft zum 8:9 und macht damit das 5000. WM-Tor der deutschen Nationalmannschafts-Geschichte. Das hat noch keine Nation zuvor geschafft.
Fehlstart der deutschen Offensive
So wird das natürlich nichts mit sieben Toren in der ersten Halbzeit. Nach zehn Minuten steht erst ein deutscher Treffer auf der Anzeigetafel, ein klarer Fehlstart. Portugal führt 5:1, Alfred Gislason nimmt die Auszeit. "Wir gehen zu schlecht mit den Chancen vorne um", ärgert sich der Isländer. Juri Knorr kommt ins Spiel.
Deutschland winkt früh ein WM-Meilenstein
Schon in der ersten Halbzeit könnte die deutsche Offensive Handball-WM-Geschichte schreiben. Es fehlen sieben Treffer bis zum 5000. WM-Tor der deutschen Nationalmannschafts-Historie - das hat noch keine Mannschaft geschafft.
Deutschland gegen Portugal live
Jetzt im Ersten und im Livestream: Das Viertelfinale der deutschen Handballer gegen Portugal.
Hanning hat ein gutes Gefühl
Bob Hanning, Ex-Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), ist als Zuschauer in der Halle in Oslo. "Das Gefühl ist gut, die Jungs werden mit der offensiven Spielweise der Portugiesen gut klarkommen", glaubt der 56-Jährige.
Stutzke nicht im 16-Mann-Kader
Durch die Rückkehr der Grippe-kranken Juri Knorr, Rune Dahmke und Lukas Stutzke hatte Alfred Gislason etwas Luxusprobleme: Alle 17 Spieler, die in Oslo sind, standen dem Bundestrainer zur Verfügung - gegen Tunesien waren es nur 14 - also musste der 65-Jährige wie in den ersten vier Spielen einen Akteur streichen. Da traf es immer Franz Semper, nun hat es den Hannoveraner Stutzke erwischt.
Die deutschen Handballer sind da
Knapp eineinhalb Stunden vor Anpfiff ist die deutsche Nationalmannschaft in der Unity Arena in Oslo angekommen, soeben begann das Aufwärmprogramm. Ein paar Bilder aus der DHB-Umkleide:
Wer trifft auf Dänemark?
Der Top-Favorit kam nur ganz kurz ins Wanken, wenn man einen Drei-Tore-Vorsprung zur Halbzeit so nennen kann. Am Ende setzte sich Dänemark aber völlig souverän gegen Außenseiter Brasilien durch, gewinnt das Viertelfinale mit 33:21 (15:12) und steht im Halbfinale der Handball-WM.
Der Gegner heißt entweder Portugal oder Deutschland - die letzte Partie der Runde der besten Acht beginnt um 20.30 Uhr.
Gislason freut sich aufs K.o.-Spiel
Bundestrainer Alfred Gislason mag K.o.-Spiele, wie er kurz vor dem Anpfiff vom Viertelfinale erzählt. "Ich war an sehr vielen beteiligt, es ist immer was ganz Besonderes, weil die Spannung und Intensität noch höher sind", sagte der 65-Jährige im Sportschau-Interview. "Deshalb freue ich mich auf dieses Spiel."
Der Spielstil der Portugiesen ähnele dem der deutschen Mannschaft. "Es ist ein Spielstil, den wir gut kennen. Sie sind extrem schnell und es macht Spaß ihnen zuzuschauen", sagte Gislason. "Es liegt an unserer Abwehr, sie mehr zu stoppen als es die anderen Mannschaften gemacht haben."
Seinem Team traut er zu, dass sie genau das tun wird: "Ich glaube immer an meine Mannschaft."
Alle unter einem Dach
Portugals und Deutschlands Handballer residieren im selben Hotel auf der Halbinsel Fornebu, übrigens genauso wie die Brasilianer und Dänen. Man sieht sich am Shuffleboard in der Lobby und natürlich morgens im Frühstücksraum, für Handballer ist das ganz normal. "Das kennen wir seit der Jugendnationalmannschaft", sagte DHB-Rückraumspieler Julian Köster im Sportschau-Podcast "Handball auf die 1".
Für ARD-Experte Dominik Klein kann es ein Vorteil sein, dass die Deutschen erst jetzt von Dänemark nach Norwegen gereist sind. "Die Brasilianer und Portugiesen, die seit der Vorrunde hier sind, haben richtig Lagerkoller", sagte Klein. "Das hat man im Mannschaftshotel schon gesehen: Die gehen gar nicht vor die Tür, weil ihnen viel zu kalt ist. Die sind eingekesselt hier im Hotel."
Das DHB-Team, das Vor- und Hauptrunde in Herning spielte, kommt dagegen mit der frischen Motivation, es in die Endphase des Turniers zum Finalort Oslo geschafft zu haben.
Wieso Knorr heute so wichtig ist
Deutschlands Spielmacher ist nach seiner Grippe-Erkrankung rechtzeitig fit fürs Viertelfinale gegen Brasilien. Selbst wenn es nicht für 60 Minuten reicht, wie Bundestrainer Alfred Gislason bereits ankündigte, ist Juri Knorr essenziell für ein erfolgreiches Spiel der Deutschen.
Denn: Portugal liebt den Schnellangriff, kein WM-Teilnehmer warf mehr Tore aus Gegenstößen und der zweiten Welle (40). Technische Fehler werden knallhart bestraft, Ballverluste darf sich die DHB-Offensive nicht erlauben. Genau das war aber ein Problem in den bisherigen sechs Spielen: Knorr verlor in 99 Minuten Spielzeit fünfmal den Ball, sein Vertreter Luca Witzke in 142 Minuten neunmal, der dritte Spielmacher Nils Lichtlein in 77 Minuten fünfmal.
Noch schwächer sind die Werte von Renārs Uščins (13 Turnover in 191 Minuten) und Marko Grgić (14 in 133 Minuten). Insgesamt waren es zu viele dieser technischen Fehler - am sichersten mit dem Ball in der Hand war aber immer noch Juri Knorr.
Dänemark gegen Brasilien live
Das erste Viertelfinale in Oslo läuft - Titelverteidiger Dänemark ist auch gegen Brasilien klarer Favorit. Der Sieger trifft im Halbfinale am Freitag auf den Gewinner der Partie Deutschland gegen Portugal. Hier gibt es das Spiel der Dänen im Live-Ticker:
Ein Blick in die Kabine
Einige Stunden vor Anpfiff durfte das Sportschau-Team einen Blick in die deutsche Kabine werfen. Vielleicht bringt es ja Glück, dass mit Dominik Klein und Johannes Bitter zwei Handball-Weltmeister von 2007 vorbeischauten...
Entscheidet das Torwart-Duo?
Die portugiesischen Torhüter Diogo Marques und Gustavo Capdeville hielten bisher jeweils 31,6 Prozent der Würfe auf ihr Tor - Portugal belegt damit Platz 13 aller WM-Teilnehmer, von den Viertelfinalisten ist nur das ägyptische Duo schwächer.
Weder der 20-jährige Marques (FC Porto) noch der 27-jährige Capdeville (Benfica Lissabon) gehören statistisch zu den besten 25 Torhütern dieser Weltmeisterschaft - Marques ist allerdings Kandidat für den Award für den besten U21-Spieler des Turniers.
Zum Vergleich: David Späth (38,6 Prozent gehaltene Bälle, Platz sechs) und Andreas Wolff (36,4 Prozent, Platz neun) liegen beide in den Top 10, Deutschland insgesamt auf Rang drei. "Wolff ist einer der Besten der Welt", sagte Portugals Star Martim Costa im Sportschau-Interview. "Aber auch Spanien hatte einen der Besten der Welt." Gonzalo Pérez de Vargas, der ab Sommer Wolffs Teamkollege beim THW Kiel sein wird. Portugal gewann gegen Spanien mit 35:29.
Semper fällt "auf unbestimmte Zeit" aus
Nationalspieler Franz Semper muss nach seiner Verletzung bei der WM jetzt auch beim Handball-Bundesligisten SC DHfK Leipzig länger pausieren. Der Linkshänder hat sich im Adduktorenbereich verletzt und fällt "auf unbestimmte Zeit" aus, wie der Club nach der Untersuchung im Universitätsklinikum Leipzig mitteilte. Der 27-Jährige hatte sich die Verletzung beim 34:27-Erfolg im WM-Hauptrundenspiel gegen Italien zugezogen und musste vorzeitig von der Weltmeisterschaft abreisen.
Semper hatte bereits die ersten vier WM-Spiele wegen muskulärer Probleme verpasst. Bei seinem ersten WM-Einsatz gegen Italien hatte der Profi vom Bundesligisten SC DHfK Leipzig mit fünf Toren einen wichtigen Anteil am Erfolg der DHB-Auswahl, die sich dadurch vorzeitig für das Viertelfinale gegen Portugal qualifizierte.
Bruder-Rivalität auch im Hause Costa
In jedem Training möchte ich im anderen Team als mein Bruder sein, um ihn zu besiegen."
Die Costa-Brüder im Mittelpunkt des portugiesischen Spiels
Sie sind die größten Talente im portugiesischen Handball: Francisco und Martim Costa. Um sie herum wurde die aktuelle portugiesische Mannschaft gebaut, die heute Abend auf Deutschland trifft. Die beiden stammen aus einer großen Handball-Familie, denn Vater Ricardo und Mutter Cândida spielen eine große Rolle bei der sportlichen Entwicklung ihrer Söhne. ARD-Kommentator Florian Naß stellt die Familie Costa vor:
Letzte Vorbereitungseinheit vor dem Viertelfinale
Erstmals in einer Sporthalle Oslo und nicht mehr im Gym in Silkeborg nimmt die deutsche Mannschaft am Vormittag die letzte Vorbereitungseinheit für das Viertelfinalspiel gegen Portugal in Angriff.
Kastening liebt den Blickkontakt
Im noblen "Scandic Fornebu" gibt es vor dem Viertelfinale schon einen Showdown: Beim Frühstück und beim Mittagessen treffen sich Deutschland und Portugal im Speiseraum des Vier-Sterne-Hotels am Rand von Oslo! Mit herrlichem Fjord-Blick dinieren beide Teams, und Rechtsaußen Timo Kastening findet das cool: "Ich gucke dem Gegner immer schon mal gerne in die Augen, ich liebe diese Spielchen auch schon vor dem Match."
Viele gute Omen - Darum gewinnt Deutschland heute Abend
Vor wichtigen Spielen klammert man sich gerne auch an nicht-sportliche Aspekte, an gute Omen beispielsweise. Und da ist es nicht nur die Statistik, die für die deutschen Handballer spricht. Hörfunk-Reporter Thorsten vom Wege hat einige Fakten zusammengetragen, die auf einen deutschen Sieg heute Abend hindeuten.
Portugiesche Weisheiten vor dem Viertelfinale
In Portugal sagen wir: Es geht nicht um den Anfang, es geht um das Ende. Wir möchten unsere Karriere beenden und sagen, wir haben das beste daraus gemacht.
"Kiko" Costa - "Wir wollen Geschichte schreiben"
Die bisher beste WM-Platzierung der Portugiesen war 2021 Platz 10, erstmals überhaupt stehen sie im Viertelfinale. "Wir wollen weiter Geschichte schreiben", sagte Francisco "Kiko" Costa zur Sportschau.
"Deutschland ist sehr schwer zu schlagen, aber wir wissen dass wir es schaffen können", sagte sein Bruder Martim, der vor allem DHB-Torwart Andreas Wolff lobte. "Er ist einer der besten Torhüter der Welt. Wir dürfen keine dummen Würfe nehmen, sonst nutzen sie das aus und wir leiden im Umschaltspiel." Die Costa-Jungs sind jedenfalls hochmotiviert. "Für uns ist es ein Finale", sagte "Kiko".
Kösters Abwehrstrategien für das Portugal-Spiel
Für Julian Köster, einer der wichtigen Defensivspieler im deutschen Team, kommt es im Viertelfinale wieder auf eine gute Abwehrleistung der DHB-Mannschaft an. "Der gesamte Abwehrverbund muss gut harmonieren. Wir Innenblocker müssen die Zweikämpfe gewinnen, aber wir werden auch mal Zweikämpfe verlieren. Das müssen die Halben gut erkennen und gut zuschieben", sagte der Gummersbacher im Podcast "Handball auf die 1". Auch auf ein gutes Blockspiel werde es ankommen, um die Torhüter Andreas Wolff und David Späth zu unterstützen.
Dominik Kleins Einschätzungen zum Spiel
ARD-Experte Dominik Klein glaubt, dass die deutsche Mannschaft mehr Zufriedenheit im eigenen Spiel benötigt. "Die Mannschaft war sehr selbstkritisch bei diesem Turnier und möchte einfach in einen guten Zustand kommen", sagte Klein im ARD-Morgenmagazin
Auch der Ortswechsel von Herning nach Oslo könnte eine Rolle spielen und ein Vorteil für die Deutschen sein.
Vorbereitung am Shuffleboard
Natürlich darf für die Portugiesen auch am Viertelfinal-Tag nicht die Ablenkung an ihrem Curling-Shuffleboard fehlen: Francisco Costa und sein Bruder Martim, aber auch Salvador Salvador und all die anderen Spieler liefern sich seit Tagen heiße Duelle an dem rund vier Meter langen Holzbrett, auf dem Mini-Curling-Steine geschoben werden. Die Jubelschreie sind jedesmal durch das ganze Hotel zu hören - mal schauen, wie das heute Abend gegen 22.15 Uhr aussehen wird...
Gelungene Generalprobe bei der Heim-EM vor einem Jahr
Ein kurzer Blick zurück: Vor einem Jahr schlugen die deutschen Handballer beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams die Portugiesen mit 35:31(20:15). Erfolgsgaranten damals: Juri Knorr und Johannes Golla. Einige Tage zuvor hatten die Deutschen in Flensburg knapp mit 34:33 gegen Portugal gewonnen.
Spielmacher Juri Knorr kehrt zurück
In den Hauptrundenspielen gegen Italien und Tunsien fehlte Juri Knorr krankheitsbedingt. Jetzt ist der Lenker im DHB-Team zurück und soll dem deutschen Spiel gegen Portugal wieder wichtige Impulse geben. Besonders Knorrs Teamkollegen sind happy, dass der Mittelmann wieder an Bord ist. "Ich glaube, er macht jedes Team in der Welt besser. Wir freuen uns, dass er wieder mit von der Partie ist", sagte Julian Köster.
Norwegisches Schiedsrichter-Duo pfeift
Die Ansetzung für das Viertelfinale Deutschland gegen Portugal steht fest: Die beiden Norweger Havard Kleven and Lars Jorum pfeifen und leiten das Spiel. Das Duo war bereits bei allen großen Turnieren der jüngeren Vergangenheit dabei, so auch bei der WM vor sechs Jahren in Deutschland und Dänemark.
Die norwegischen Schiedsrichter Havard Kleven und Lars Jorum
Die Portugiesen im Teamcheck
Sie sind eine der großen Überraschungen bei diesem Turnier: Die Portugiesen mischen bei der WM die Handball-Welt auf, haben Handball-Nationen wie Spanien, Schweden und Norwegen hinter sich gelassen. Was zeichnet sie aus? Hier unser Teamcheck:
Zweimal Costa - und zweimal Salvador
Alfred Gislason stellte schon am Dienstag klar: "Portugal ist nicht nur die Costa-Brüder." Klar, Francisco und Martim sind die Supertalente, aber der Bundestrainer wies neben dem Costa-Doppelpack noch auf Salvador Salvador hin - der linke Rückraumspieler glänzt in der Offensive - 17 Tore und 27 Vorlagen, allein 14 Assists gegen Chile - aber auch in der Defensive.
Der Portugiese Salvador
"Er ist ein sehr wichtiger Spieler in der Abwehr", sagte Gislason. "Die Abwehr ist sehr gut, gerade der Innenblock, wo die beiden stämmigen Kreisläufer und Salvador stark spielen."
Vorne also zweimal Costa, vorne und hinten zweimal Salvador, zusammen drei wichtige Spieler Portugals - alles klar?
Mertens warnt vor Portugals Überzahlspiel
Klar, Francisco und Martim Costa sind die wichtigsten Spieler von Deutschlands Viertelfinalgegner (20.30 Uhr, live im Ersten und auf sportschau.de). "Wenn Portugal für etwas in Frage kommen möchte, dann müssen die beiden Costa-Brüder funktionieren", sagte Nationalspieler Lukas Mertens zur Sportschau.
Der Linksaußen des SC Magdeburg warnte aber auch vor dem Überzahlspiel der Portugiesen. "Wenn wir auf das Sieben gegen Sechs schauen, da haben sie mit Fábio Magalhaes und Rui Silva zwei, die das perfektioniert haben. Gerade bei Porto, im Verein, spielen sie das in Perfektion."
Unfassbare Viertelfinalspiele
Handballherz, was willst du mehr? Die ersten beiden Viertelfinalpartien waren an Spannung nicht zu überbieten. Frankreich trifft gegen Ägypten wie schon zuvor Kroatien gegen Ungarn in letzter Sekunde zum Sieg, der Treffer von Luka Karabatic überschritt 0,3 Sekunden vor der Sirene die Torlinie. Ein echtes Foto-Finish, denn erst der Videobeweis brachte Gewissheit: Der Europameister steht im Halbfinale und trifft am Donnerstag in Zagreb auf Kroatien.
Knorr dabei, aber nicht bei 100 Prozent
Juri kann sicher nicht 60 Minuten spielen, aber wenn er immer mal zehn Minuten auf dem Platz ist und dann zehn Minuten regeniert, dann wird uns das schon ganz extrem helfen.
Portugal ähnelt dem deutschen Team
Jung, dynamisch, leichtfüßig - und überraschend erfolgreich. Mit diesen Eigenschaften erinnert das portugiesische Team an die deutsche Mannschaft aus dem Vorjahr. Renārs Uščins erkannte voller Respekt Parallelen "zu uns bei Olympia, dass sie einen Flow und die Leichtigkeit haben. Wir sind gewarnt."
"Ich mag es, wie die Portugiesen spielen. Ich sehe da auch uns ein bisschen drin wieder", sagte Marko Grgić: "Die sind auch eine Truppe mit vielen jungen, hungrigen Spielern und manchmal etwas wild - wie wir. Und die wollen immer hohes Tempo gehen."
Noch etwas haben beide Team übrigens gemeinsam: Sie sind in Oslo im selben Hotel auf der Halbinsel Fornebu untergekommen. Ob morgen beim Frühstück böse Blicke ausgetauscht werden?
Gislason über Portugals Tempo - "Das wäre reiner Selbstmord"
Die Portugiesen leben enorm von ihrem Tempo, haben die meisten Tore von allen Teams im Schnellangriff erzielt (40). "Sie laufen aus ihrer Abwehr heraus überragend gut die zweite Welle und die schnelle Mitte, da müssen wir unwahrscheinlich schnell zurücklaufen", sagte Bundestrainer Alfred Gislason am Dienstag.
Der Isländer wird deshalb seine Rotationen anpassen. Im Laufe des Turniers brachte der 65-Jährige nach einer eigenen Offensivaktion manchmal zwei Defensivspieler auf die Platte, etwa Christoph Steinert und Lukas Stutzke für Juri Knorr und Renārs Uščins. Dafür werden ihm die Portugiesen morgen kaum Zeit lassen. "Gegen die ist, ähnlich wie gegen Dänemark, ein Zweiwechsel in Angriff und Abwehr reiner Selbstmord", sagte Gislason.
Kroatien nach Drama im Halbfinale
Wow, was für ein Comeback haben die Kroaten da hingelegt! Gegen Ungarn liegen sie fünf Minuten vor dem Ende mit 26:30 hinten, gewinnen in letzter Sekunde mit 31:30. Auch der angeschlagene Kapitän Domagoj Duvnjak hatte seinen Anteil, dass der Co-Gastgeber der Handball-WM unter den letzten Vier steht. Dort geht es am Donnerstag gegen Frankreich oder Ägypten.
DHB-Team auf Costa-Brüder vorbereitet
Natürlich haben die deutschen Handballer schon Videos der Portugiesen angesehen und sich Gegenmittel überlegt gegen die Costas. "Wir haben in der Abwehr schon ein paar Absprachen getroffen, wie wir die beiden Brüder in den Griff bekommen wollen", sagte Lukas Mertens am Dienstag. "Das Abwehrsystem, wie wir auf sie draufgehen wollen, die Laufwege - das haben wir besprochen."
Kapitän Johannes Golla dürfte als Abwehrchef besonders gefordert sein. "Wir werden alles dafür tun, dass sie sich nicht so frei bewegen können, wie sie das in den vergangenen Spielen durften", sagte Golla.
Francisco Costa - der "Gidsel von Portugal"
Es dreht sich fast alles um sie: Francisco und Martim Costa. "Das beste Brüderpaar im aktuellen Welthandball", sagte ARD-Co-Kommentator Johannes Bitter im Sportschau-Podcast "Handball auf die 1". "Die verstehen sich blind, spielen bei Sporting Lissabon eine überragende Champions-League-Saison und sind noch verdammt jung."
Martim ist 22 Jahre alt, Francisco ist 19. Zusammen erzielten sie 69 von Portugals 209 Toren im bisherigen Turnier. Besonders der jüngere Bruder, genannt "Kiko", gilt als Wunderkind. Für Sportschau-Experte Dominik Klein ist Francisco Costa der "Gidsel von Portugal: spielt auf Rückraum rechts, unglaublich gut im Eins gegen Eins, bricht immer wieder durch, spielt sehr gewitzt, taucht auch mal links auf - der darf machen, was er will."
Portugal im Flow
Der Respekt vor den Südeuropäern ist im deutschen Lager groß. Die Portugiesen um die starken Costa-Brüder Francisco und Martim - bislang nur eingefleischten Fans ein Begriff - qualifizierten sich erstmals für das WM-Viertelfinale und schicken sich nun an, die Handball-Welt zu erobern. Dass mit dem EM-Dritten Schweden, dem zweimaligen WM-Champion Spanien und Co-Gastgeber Norwegen in der Hauptrunde drei Schwergewichte aus dem Weg geräumt wurden, spricht für sich.
"Sie haben maximales Selbstbewusstsein, einen guten Flow im Spiel und es wird eine schwere Herausforderung für uns", sagt DHB-Kapitän Johannes Golla.
Willkommen!
Mit dem wieder genesen Spielmacher Juri Knorr wollen die deutschen Handballer ins WM-Halbfinale einziehen. In Oslo trifft das Team von Alfred Gislason im Viertelfinale auf die Überraschungsmannschaft aus Portugal. Besonders auf die Costa-Brüder Francisco und Martim müssen die DHB-Spieler achten, wenn sie es zum dritten Mal in Serie unter die besten vier Teams der Welt schaffen wollen. Anwurf ist um 20.30 Uhr (live im Ersten und im Stream auf sportschau.de).