Verletzung bei der Handball-WM Sempers Traum endet im Drama
Franz Semper feierte ein tolles Debüt und schien bei der Handball-WM angekommen - 24 Stunden später ist er abgereist. Es ist die nächste bittere Verletzung in der Karriere des 27-Jährigen.
Drei Tore binnen 112 Sekunden, fünf Tore in nur siebeneinhalb Minuten Einsatzzeit: Franz Semper feierte ein traumhaftes Debüt bei der Handball-WM - doch das Turnier endete mit einem Drama für ihn: Er ist verletzt abgereist, die Weltmeisterschaft ist für ihn beendet.
Sie hatte schon schwierig begonnen. Viermal war Semper vor dem 34:27 gegen Italien nur die Nummer 17 gewesen. 17 Spieler hatte Alfred Gislason mit nach Dänemark genommen, aber nur 16 dürfen jeweils auf den Spielberichtsbogen. Vor dem Auftaktspiel gegen Polen (35:28) litt Semper laut Deutschem Handballbund an "muskulären Problemen", spätestens zum dritten Gruppenspiel gegen Tschechien (29:22) war der Leipziger Rückraumschütze aber einsatzbereit - doch der Bundestrainer änderte seine Top-16 nicht.
Knorr und Dahmke machen den Weg frei
Erst als sich vor dem Wegweiser-Spiel gegen Italien (34:27) Juri Knorr und Rune Dahmke mit grippalen Infekten abmeldeten, kam Gislason nicht mehr an Semper vorbei. Bereuen musste er das nicht. Der Bundestrainer, der dem Rückraum-Rechten (erst) nach 36 Minuten zu seinem WM-Debüt verhalf: "Franz hat es richtig gut gemacht und uns in der zweiten Halbzeit sehr geholfen."
Das tat der 27-Jährige, der am liebsten Kirschschorle trinkt, Lasagne isst, HipHop hört und in Kroatien urlaubt - obwohl er noch nicht wieder bei 100 Prozent war. "Ich sag mal so, für eine WM macht man vieles - ich bin soweit fit, dass ich spielen kann", sagte Semper am Donnerstagabend. "Ich bin einfach froh, zum Erfolg beitragen zu können."
Endlich angekommen - und abgereist
Dazu durfte er nun genau ein einziges Mal. Für den kommenden Samstag gegen Tunesien (20.30 Uhr, Audiostream und Live-Ticker bei sportschau.de) hatte er sich unmittelbar nach seiner 7:30-Minuten-Gala schon ganz viel vorgenommen. Zur Sportschau sagte er: "Das tut gut und gibt einem auch ein anderes Gefühl innerhalb der Mannschaft. So kann es gerne weitergehen." Er war endlich angekommen - keine 24 Stunden später reiste er ab.
Am Abend nahm er dann noch am Mannschaftsessen im Silkeborger "Evalds" teil, ehe er sich am Freitagvormittag untersuchen ließ: Die genau Diagnose teilte der DHB nicht mit, nur die Tatsache: Das Turnier ist für ihn vorbei. Für Semper ist das ein Drama - zumal er dieses Gefühl kennt. Immer wieder stoppten Verletzungen seine Teilnahme an großen Turnieren.
Olympia wegen Schulterverletzung verpasst
Im Dezember 2020 hatte er sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes und einen Meniskusschaden zugezogen, war danach über ein halbes Jahr ausgefallen und war kein Kandidat für die WM 2021. Auch die Olympischen Spiele im vergangenen Sommer und damit die Silbermedaille verpasste er wegen einer Schulterverletzung.
Doch obwohl es für Semper in der Bundesliga in dieser Saison bislang noch nicht so flüssig lief (Rang 12 mit Leipzig, in der Torschützenliste mit 70 Treffern auf Rang 25), erinnerte sich Gislason an das außergewöhnliche Wurfgefühl des Karriere- Frühstarters: Bei der WM 2019 war er jüngster deutscher Spieler, holte zuvor 2015 Bronze bei der Junioren-WM und 2016 Silber bei der Junioren-WM).
Um dahinzukommen, hatte der gebürtige Bornaer zuvor sein ziemlich erfolgloses Flensburg-Abenteuer beendet und war nach Leipzig zurückgekehrt. Er wolle wieder "zur alten Form zurückfinden und international spielen", so hatte er diesen Schritt begründet. International spielen - dieses Ziel hatte er in Dänemark tatsächlich gerade erreicht, er war zurück auf der ganz großen Bühne. Aber nur für siebeneinhalb Minuten.