Die Spieler des MT Melsungen bejubeln ihren Sieg über Hannover-Burgdorf

Kurz nach der WM Handballer hetzen zum Bundesliga-Neustart

Stand: 06.02.2025 10:01 Uhr

Am vergangenen Sonntag hat Mathias Gidsel Dänemark zum WM-Titel geführt - jetzt wartet schon wieder die Bundesliga auf den Turnier-MVP und all die anderen Stars, die in der HBL aktiv sind. Los geht es mit dem Auftritt des Spitzenreiters MT Melsungen.

Dass der deutsche Meister der am stärksten besetzten Handball-Liga der Welt in diesem Jahr aus einem 14.000-Einwohner-Städtchen im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis kommt, ist längst im Bereich des Wahrscheinlichen angekommen. Die Melsunger Turngemeinde hat von den ersten 17 Saisonspielen 15 gewonnen, führt die Tabelle vor dem Neustart am Samstag (08.02.2025, 18.30 Uhr) gegen Frisch-Auf Göppingen mit nur vier Minuspunkten souverän an. Die direkten Verfolger Füchse Berlin, THW Kiel und TSV Hannover-Burgdorf haben bereits acht Minuspunkte, der SC Magdeburg liegt bei sieben, hat aber auch drei Spiele weniger ausgetragen. Wie sich die Mini-Pause nach der WM in Norwegen, Dänemark und Kroatien nun auf die Bundesliga auswirkt, wird die spannende Frage. Feststehen dürfte: Sie hat den Titelgewinn von MT Melsungen nicht unwahrscheinlicher gemacht.

Melsungens Spieler allesamt frühzeitig draußen

Zumindest gilt das für den Fall, dass am Ende der Saison der Kräfteverschleiß der HBL-Profis der ausschlaggebende Faktor wird. Insgesamt stellte die Bundesliga bei der Weltmeisterschaft rund 100 Akteure. Die SG Flensburg-Handewitt war mit zwölf Teilnehmern, davon allein sieben bei Weltmeister Dänemark, das höchstbelastete Team. Kiel stellte zehn Profis für das dreiwöchige Turnier, Magdeburg und Gummersbach folgen mit sieben.

Von der MT Melsungen wurden sechs Spieler berufen, doch nach dem Viertelfinale war keiner mehr am Start: Der Portugiese Alexandre Cavalcanti hatte das Turnier schon vorzeitig wegen Rückenproblemen verlassen müssen, Adam Morwaski schied mit Polen schon in der Vorrunde aus. Auch für Ian Barrufet (Spanien),  Adrian Sipos (Ungarn), Elvar Örn Jonsson (Island) endete die WM, bevor es um die Medaillen ging.

Der deutsche Rechtsaußen Timo Kastening bekam zunächst von Bundestrainer Alfred Gislason nur überschaubare Einsatzzeiten. Im Viertelfinale gegen Portugal (30:31 nach Verlängerung) saß der Melsunger dann angeschlagen auf der Bank und war nur als Backup für die Siebenmeter vorgesehen. Doch Lukas Zerbe (spielt am Samstag, 20.30 Uhr, mit Kiel gegen Magdeburg, Live-Ticker bei sportschau.de) agierte fehlerlos, sodass Kastening draußen blieb.

Superstar Gidsel spielt am liebsten durch

Wie der WM-Superstar und Führende der HBL-Torschützenliste das Turnier verkraftet hat, wird sich am Sonntag zeigen. Um 18 Uhr empfangen die Füchse Berlin mit Mathias Gidsel im Derby den 1. VfL Potsdam. Gidsel hat bei der WM in allen neun Partien der Dänen große Spielanteile gehabt, insgesamt kam er auf eine durchschnittliche Einsatzzeit von rund 54 Minuten.

Schon während der Weltmeisterschaft kam in Dänemarks Medien die Diskussion auf, warum Nationalcoach Nikolaj Jacobsen Gidsel nicht viel mehr Pausen einräumt. Selbst in den bedeutungslosen Spielen saß der Rückraum-Zauberer kaum mal auf der Bank.

Grgic, Lichtlein und Fischer mit Nachholbedarf

Doch Jacobsen reagierte während eines Pressetermins ziemlich wütend auf die fetten Schlagzeilen, die ihn dafür kritisierten. "Wenn es nach Mathias selbst geht, hätte er am liebsten immer komplett durchgespielt", sagte der Coach mit hochrotem Gesicht. "Der ist jedesmal sauer auf mich, wenn ihn mal auswechsle." Das bestätigte Gidsel nach dem Finale auch am Sportschau-Mikrofon: "Ich will tatsächlich am liebsten jede Minute auf dem Platz sein."

Mathias Gidsel - "Ich will jede Minute spielen"

Sportschau Handball-WM 2025, 31.01.2025 22:25 Uhr

Bei den deutschen Spielern ist das Wiedersehen mit ihren Arbeitsgebern völlig individuell zu betrachten. So werden beispielsweise die Youngster Marko Grgic (21, am Sonntag um 19 Uhr mit Eisenach gegen Lemgo), Nils Lichtlein (22, mit den Füchsen gegen Potsdam) oder Justus Fischer (22, mit Hannover am Sonntag um 16.30 Uhr gegen Leipzig) darauf brennen, Bundestrainer Gislason zu beweisen, dass der ihnen bei der WM zu Unrecht so wenig Vertrauen geschenkt hat.

Rätsel um Uscins' Form

Im Team von Fischer spielt auch der deutsche WM-Toptorjäger Renars Uscins, der gegen Turnierende allerdings seine Form verlor und ähnlich überspielt wirkte wie phasenweise auch schon im November und Dezember in der Liga. Wie er die Zeit in Dänemark und Norwegen nun verkraftet hat, wird mitentscheidend für die Frage sein, ob Hannover-Burgdorf nochmal in den Titelkampf eingreifen kann.

Ob nach der WM nicht generell mal eine Auszeit vor allem für die Vielspieler sinnvoll wäre, beantwortete Nationalmannschafts-Manager Benjamin Chatton gegenüber der Sportschau so: "Einen Automatismus gibt es da nicht, das muss jeder Verein mit jedem Spieler im Einzelfall regeln. Natürlich hast du Profis, die nach so einer kraftraubenden Zeit auch mal kurz abschalten oder durchschnaufen müssen. Aber es gibt auch die, die am liebsten sofort wieder auf die Platte wollen."

"Schöne Abwechslung" zum harten Vereinstraining

Der am Ende der ersten WM-Woche nachnominierte Hannoveraner Marian Michalczik brachte in Dänemark zu dem Thema noch einen interessanten Aspekt ein, der die Belastung der Turnierspieler möglicherweise auch ein wenig relativiert: "Ich bin total froh, hier beim Nationalteam zu sein. Es ist eine Ehre - und natürlich auch eine schöne Abwechslung zum knallharten Training gerade bei den Recken."