Biathlon-WM Laegreid schnappt Bö die Sprintkrone weg - Deutsche abgeschlagen
Was für ein Sprintkrimi in Nove Mesto: Der Norweger Sturla Holm Laegreid hat seinem Landsmann Johannes Thingnes Bö am Samstag (10.02.2024) den WM-Titel noch entrissen. Für die Deutschen lief das Rennen enttäuschend.
Im Schießen zu fehlerhaft und auf der Strecke zu langsam: Die deutschen Biathleten sind im ersten Einzelrennen bei der Weltmeisterschaft in Nove Mesto deutlich am Podest vorbeigelaufen. Benedikt Doll war mit zwei Strafrunden als 13. (+ 1:41,2 Minuten) der Beste. Johannes Kühn (14./+ 1:41,9/1 Fehler), Philipp Nawrath (16./+ 1:44,8 min/1) und Philipp Horn (25./+ 2:11,5 min/2) verpassten ebenfalls die Top Ten. Vor allem die Laufzeiten stimmten nachdenklich. Die DSV-Skijäger waren über 10 Kilometer mehr als eine Minute langsamer als die Besten und haben damit schon deutlichen Rückstand im Verfolgungsrennen am Sonntag (ab 17.05 Uhr im Livestream bei sportschau.de).
Laegreid mit irrer Energieleistung
Im Duell der Giganten ließ Bö zunächst seine Muskeln spielen und düpierte die Konkurrenz mal wieder in der Loipe. Der Norweger lief trotz einer Strafrunde auf Goldkurs. Sein 18. WM-Titel war zum Greifen nah, doch dann machte ihm ausgerechnet sein Teamkollege Sturla Holm Laegreid einen Strich durch die Rechnung. Mit der hohen Startnummer 50 blieb er fehlerfrei und mobilisierte auf der Schlussrunde alle Kräfte. Am Ende war er 3,5 Sekunden schneller als Bö, der in dieser Saison noch nicht einen Sprint gewinnen konnte. Das rein norwegische Podium machte Vetle Sjästad Christiansen als Dritter (1 Fehler / + 18,6 Sekunden) perfekt.
"Ich bin wirklich enttäuscht", sagte Bö, der sich über Silber nicht freuen konnte: "Ich habe mich eigentlich gut gefühlt, aber auf der letzten Runde hatte ich nicht mehr genügend Energie. Mein Finish war am Ende vielleicht nicht gut genug." Laegreid war dagegen nach seinem WM-Titel außer sich vor Glück: "Ich bin heute Morgen wach geworden und hab gedacht: Puh, es sind so viele gute Norweger. Es ist unmöglich, eine Medaille zu holen. Als ich auf der letzten Runde hörte, dass ich führe, konnte ich es gar nicht glauben. Ich habe mir dann gesagt, Sturla, Du musst es packen. Es tat so weh, aber es hat sich gelohnt", sprudelte es auf dem frischgebackenen Weltmeister heraus.
Doll schießt sich früh aus dem Rennen
Mit einem wilden Schießen verabschiedete sich Benedikt Doll früh aus dem Kreis der Medaillenkandidaten. Zwei der fünf Scheiben blieben im Liegendanschlag stehen - und das bei Laborbedingungen. Im Stehendanschlag räumte der Routinier dann alles ab, verhinderte damit einen totalen Fehlstart und war am Ende als 13. sogar bester Deutscher. "Es war ein gutes Rennen, aber ich hätte heute am Schießstand fehlerfrei bleiben müssen und meine Laufleistung hätte besser sein müssen. Überall gute Leistungen, aber das 'sehr gut' hat gefehlt", sagte Doll in der ARD-Sportschau.
Die Probleme am Schießstand waren schon bei den vergangenen Weltcups eklatant: In den fünf Individual-Rennen vor der WM schoss der erfahrenste Athlet im deutschen Männer-Team insgesamt 19 Mal daneben. Die Serie setzte sich bei seinem ersten Auftritt in Nove Mesto fort. Dafür stimmte die Laufform. Doll ging das Rennen relativ "bummelig" an, hatte aber auf der Schlussrunde noch Reserven und war sogar einen Wimpernschlag schneller als sein Teamkollege Johannes Kühn, der nur einmal in die Strafrunde musste.
Kühn patzt beim letzten Schuss
Ausgerechnet der verflixte letzte Schuss verdarb Kühn (14. Platz) eine bessere Platzierung. Neun Treffer landeten im Ziel, der Zehnte ging vorbei. Kühn musste in die Strafrunde abbiegen und hatte keine Chance mehr auf eine gute Platzierung. Und das, obwohl die Konkurrenz ebenfalls nicht fehlerfrei blieb, allerdings war Kühn auf der Strecke von Beginn an zu langsam unterwegs.
Nawrath - "Konnte mich nicht so schnell bewegen"
Auch Philipp Nawrath (16. Platz) hatte keine schnellen Beine, dazu musste er einmal in die Strafrunde - gleich der erste Schuss war daneben gegangen. "Ich konnte mich heute nicht so schnell bewegen und weiß nicht, woran es gelegen hat", so Nawrath, der insgesamt "mit dem Einstand in die Einzelrennen zufrieden war", allerdings zugab, "schon mit einem Top-Ten-Platz geliebäugelt zu haben".
Horn sauer "nach schlechtestem Sprint"
Philipp Horn (25. Platz) war auf der ersten Runde der schnellste Deutsche. Doch mit jeweils einem Fehler im Liegend- und Stehendanschlag war der Thüringer chancenlos und verfehlte die Top 20. "Es war mit Abstand der schlechteste Sprint, den ich in dieser Saison angeboten habe. Es war total unnötig, vorbeizuschießen. Auf der zweiten und dritten Runde konnte ich meine Pace nicht halten."
Damit wird es für das deutsche Quartett am Sonntag (11.02.2024) im Jagdrennen schon eine äußerst schwierige Aufgabe. Die Zeitrückstände auf die furiosen Norweger, aber auch starken Franzosen und Schweden sind schon groß.