Schaut bei allen Themen genau hin: Bundestrainer Christian Wück

Dänemark setzt Zeichen Equal Pay wieder Thema beim Frauen-Nationalteam

Stand: 27.02.2025 16:59 Uhr

Dänemarks Fußball-Verband hat ein Zeichen gesetzt, weil Frauen- und Männer-Nationalmannschaft ab sofort in der Nations League gleich bezahlt werden. Auch Deutschlands Fußballerinnen werden jetzt Fragen gestellt.

In solch einen Luxus werden deutsche Nationalspielerinnen bald kaum mehr kommen, wenn die Frauen-Bundesliga auf 14 Vereine aufgestockt ist: nach einer Länderspielphase ein freies Wochenende zu genießen.

Insbesondere der FC Bayern und VfL Wolfsburg hatten den Deutschen Fußball-Bund (DFB) nach der Februar-Abstellungsphase auf eine Pause gedrängt. Also ist kurz noch mal Winterschlaf, doch etwas hält die Protagonisten wach: Equal Pay. Ein Thema, das von außen in regelmäßigen Abständen meist ans Nationalteam herangetragen wird.

Christian Wück sieht ein Zeichen

Auch nach dem Nations-League-Sieg gegen Österreich (4:1), weil Dänemarks Fußball-Verband Anfang des Monats einen wegweisenden Beschluss fällte: Das Frauen-Nationalteam wird künftig bei Heimspielen der Nations League die gleichen Siegprämien bekommen wie die Männer-Nationalmannschaft. Dahinter steckt natürlich Symbolwirkung.

Wück erklärte in der Pressekonferenz, er sei fest davon überzeugt, dass eine Anpassung von Prämien und Gehälter gewiss "irgendwann" erreicht werde, aber der 51-Jährige wird das nach seinem Dafürhalten wohl nicht mehr erleben. Die Schritte müssten langsam erfolgen, "wir dürfen auch hier nicht den Fehler machen, Männer- und Frauenfußball zu vergleichen", mahnte Wück. Gleichwohl hätte Dänemark, zweiter EM-Gruppengegner der DFB-Frauen, natürlich "ein Zeichen gesetzt".

Der DFB erlöst das meiste Geld mit den Männern

Der Verband hatte im Wirtschaftsjahr 2023 knapp mehr als 423 Millionen Euro als Einnahmen ausgewiesen, wovon Sponsoring (163 Millionen Euro) und TV-Einnahmen (178 Millionen Euro) die größten Posten waren. Entscheidender Treiber: die Männer-Nationalmannschaft, die im Grunde bis heute das Frauen-Nationalteam quersubventioniert.

DFB-Sportdirektorin Nia Künzer bat um eine differenzierte Betrachtung der Thematik: Man sei bei den finanziellen und sportlichen Rahmenbedingungen "sehr gut aufgestellt, um gute Leistungen zu erbringen". Verband wie Vereine seien daran interessiert, dass die Entwicklung weitergehe. Künzer verwies auf andere Sportarten, wo Spielerinnen deutlich geringer entlohnt würden.

Der Deutsche Handballbund hat die Tagegelder angepasst

Gleichwohl: Der Deutsche Handballbund (DHB) hat kürzlich gerade die Tagegelder für die Nationalmannschaften der Männer und Frauen erstmals gleichgestellt. Es geht allerdings um bescheidene Summen, die je nach Länderspielzahl von 65 bis 260 Euro reichen. Die Handballerinnen profitieren von der neuen Regelung erstmals beim Lehrgang ab dem 3. März im Trier.

Die Fußballerinnen verdienen im Schnitt in den Vereinen viel besser als früher. Gerade die deutschen Nationalspielerinnen kommen inzwischen auf fünfstellige Monatsgehälter. Zuletzt hatte der DFB öffentlich gemacht, dass das durchschnittliche Grundgehalt einer Spielerin der Frauen-Bundesliga in der Spielzeit 2023/24 bei rund 4000 Euro gelegen habe. Ohne Prämien und Werbeeinnahmen aus Privatverträgen. Ein Anstieg von 20 Prozent zur Vorsaison.

Markus Högner wäre vorsichtig

Deshalb ist auch Markus Högner, langjähriger Trainer der SGS Essen, mit dem Status quo im Frauenfußball gar nicht unzufrieden. "Wir müssen immer sehen, wie wir im Vergleich zu anderen Sportarten aufgestellt sind: Wir haben gerade den Olympiastützpunkt besucht, wo Kanuten oder Ruderer dreimal am Tag trainieren." Man könne nur mit dem Geld arbeiten, dass der Markt hergebe.

Der Ausbildungsverein in Essen-Schönebeck ist einer der ganz wenigen Klubs, der keine roten Zahlen schreibt. "Wir geben nur aus, was wir einnehmen", sagt Högner. "Der Frauenfußball sollte beim Geld auch nicht dem Männerfußball nacheifern. Dieses Streben ist ungesund."

252.000 Euro hätte es für den WM-Titel 2023 gegeben

Der DFB ist überdies seit längerem bemüht, dass sich die Prämien angleichen. 2022 hätten Manuel Neuer und Co. bei der WM 2022 in Katar für den Turniersieg 400.000 Euro erhalten, Alexandra Popp und Co. für die WM 2023 in Australien und Neuseeland immerhin schon 252.000 Euro. Beide Missionen endeten bekanntlich in Bruchlandungen mit einem Vorrundenaus.

Spannend wird, wie sich die Führungsriege um Kapitänin Giulia Gwinn für die EM 2025 in der Schweiz in den Prämienverhandlungen positioniert: Für die Vizeeuropameisterschaft 2022 in England gab es 30.000 Euro, der Titel hätte das Doppelte gebracht. Wenn nun vermutlich am Rande der nächsten Länderspiele gegen Schottland (4. und 8. April) mit der DFB-Spitze gesprochen wird, dürfte es um deutlich höhere Anreize gehen.

Legendärer Tweet von Olaf Scholz

Während der letzten EM hatte (Ex-)Bundeskanzler Olaf Scholz die Equal-Pay-Debatte via Twitter befeuert: "Wir haben 2022. Frauen und Männer sollten gleich bezahlt werden. Das gilt auch für den Sport, besonders für Nationalmannschaften. Spanien hat da die Nase vorn." Der SPD-Politiker bezog sich damals den spanischen Fußballverbands RFEF, der eine Gleichbehandlung in Aussicht gestellt hatte.

Wer den Skandal um den inzwischen verurteilten Ex-RFEF-Boss Luis Rubiales und andere Vorfälle rund um das Frauen-Nationalteam betrachtet, kann nur froh sein, dass der DFB nicht diesem Beispiel gefolgt ist. Damals hatte Lena Lattwein den Scholz-Vorstoß in London mit dem Verweis gekontert, es sei immer einfach, so was zu sagen, ohne die Einblicke zu haben, wie die Bezahlungen zustande kommen. Auch in Nürnberg gab es keine Nationalspielerin, die gleich nach mehr Geld rufen wollte.