Engländerin vom FC Barcelona Keira Walsh - das große Finale gegen die Wahlheimat
Beim FC Barcelona ist sie Taktgeberin im Mittelfeld. Am Sonntag (20.08.2023, 12 Uhr MESZ, im liveticker bei sportschau.de) hat Keira Walsh nichts übrig für ihre spanische Wahlheimat. Sie will mit England Weltmeisterin werden. Ebenso wie ihre Teamkollegin Lucy Bronze, die im Kluballtag auch die Schuhe für "Barca" schnürt.
Es war im Spiel gegen Dänemark nach einer guten halben Stunde Spielzeit, da stockte allen Fans des englischen Frauenteams der Atem: Keira Walsh war unglücklich im Rasen hängengeblieben und ging zu Boden. Ihr verzweifeltes Rudern mit den Armen ließ Schlimmstes befürchten.
Schließlich hatten die Engländerinnen mit Leah Williamson, Beth Mead und Ellie Brazil schon vor der WM drei wichtige Spielerinnen aufgrund von Kreuzbandrissen verloren. Fran Kirby musste wegen einer anderen Knieverletzung passen.
Doch bei Mittelfeldmotor Walsh gab es schnell kollektives Aufatmen: Tags darauf vermeldete der englische Fußballverband, die Befürchtung eines Kreuzbandrisses habe sich nicht bestätigt. Die mit ihrer taktischen Raffinesse so wertvolle 26-Jährige falle lediglich für das dritte Gruppenspiel gegen China aus, danach sehe man weiter.
White: "Das ganze Spiel läuft über sie"
Walsh zählt ohne Frage zu den besten Mittelfeldspielerinnen der Welt und kann das Spiel unnachahmlich lesen - wie kürzlich Ex-Mitspielerin Ellen White erklärte. "Das ganze Spiel läuft über sie", sagte die englische Rekordtorschützin der "BBC" und fügte hinzu: "Ich weiß nicht, wer sie ersetzen könnte. Es gibt keinen Plan B."
Tatsächlich war Walsh schon im Achtelfinale gegen Nigeria (Sieg nach Elfmeterschießen) wieder an Bord und stand auch im Viertel- und Halbfinalspiel der Engländerinnen in der Startformation. So unscheinbar Walsh auf dem Spielfeld agiert, so wichtig ist sie für ihre Teams. Nicht zufällig gewann England mit ihr im vergangenen Jahr die Europameisterschaft und der FC Barcelona mit ihr in diesem Sommer die Champions League.
FC Barcelona: Walsh und Bronze im Doppelpack
Nicht ohne Überlegung hatte Barcelona vor der abgelaufenen Saison eine Weltrekordablöse für Walsh auf den Tisch gelegt, um die zentrale Akteurin zu bekommen: 400.000 Pfund (gut 460.000 Euro) flossen kurz vor Transferschluss aus Barcelona auf das Konto Manchester Citys.
Etwas weniger hatte sich "Barca" wenige Wochen zuvor die Verpflichtung von Lucy Bronze (ebenfalls von Manchester City) kosten lassen. Die Investitionen machten sich bezahlt: Die Verpflichtung von Walsh nach dem Transfer von Bronze wird in Barcelona als entscheidendes Puzzleteil für den Triumph in der "Königinnenklasse" gesehen.
Spanien - neunmal FC Barcelona
Im WM-Finale Spanien geht es nun auch gegen einen Großteil ihrer Klubmannschaft. Neun von Walshs Teamkolleginnen vom FC Barcelona stehen im spanischen Kader, darunter die so auffälligen Mittelfeldspielerinnen Alexia Putellas und Aitana Bonmati. Aber Walsh sagte in der Pressekonferenz am Donnerstag (17.08.2023), England solle zuversichtlich sein. Es gelte in dem Match, die formstarken Stürmerinnen aus dem Mittelfeld bestmöglich zu unterstützen und sie ins Spiel zu bringen.
"Ich denke, viele Leute sagen, das Spiel wird im Mittelfeld gewonnen und verloren", erklärte sie. "Aber wir haben dort auch einige riesige Talente." Sie nannte Georgia Stanway (FC Bayern), Ella Toone (Manchester United) und Lauren James (Chelsea), die England im Endspiel nach ihrer Roten Karte wieder zur Verfügung steht.
Australiens Sam Kerr am Boden - Walsh obenauf
Walsh: "Kann mir vorstellen, dass Sarina fragt"
Naheligend ist natürlich, dass Englands Trainerin Sarina Wiegman das spezielle Wissen ihrer Spielerinnen über die Gegnerinnen wird nutzen wollen. Glaubt auch Walsh: "Ich kann mir vorstellen, dass Sarina um Rat fragen wird." Das Wissen fließe aber nicht nur in die eine Richtung. "Die Spanierinnen wissen von mir und Lucy, also funktioniert es in beide Richtungen."
Walsh glaubt: "Die Barcelona-Mädels sind offensichtlich unglaubliche Spielerinnen und ich bin mir sicher, was auch immer ich sage, sie werden sich wahrscheinlich etwas anderes einfallen lassen, weil sie ganz besondere Spielerinnen sind."