Knapper Sieg gegen Kolumbien Europameister England zieht mühsam ins WM-Halbfinale ein
Die Europameisterinnen aus England haben am Samstag (12.08.2023) den letzten freien Platz für das Halbfinale der Frauen-WM 2023 in Down Under gebucht. Die "Lionesses" konnten aber auch beim 2:1 (1:1) im Viertelfinale gegen Kolumbien nicht restlos überzeugen. Im Halbfinale kommt es nun zum Duell mit WM-Co-Gastgeber Australien.
Die durchwachsene Leistung gegen die Südamerikanerinenn passte sich nahtlos ein in den bisherigen Turnierauftritt der Engländerinnen: In der Gruppenphase konnten die Schützlinge von Coach Sarina Wiegman nach knappen Erfolgen gegen Haiti (1:0) und gegen Dänemark (1:0) nur beim 6:1 gegen Außenseiter China überzeugen. Im Achtelfinale gegen die überraschend starken Nigerianerinnen gelang der Sieg erst im Elfmeterschießen.
In der Runde der letzten Acht wurde England gegen kämpferisch starke Kolumbianerinnen nach dem Rückstand kurz vor der Halbzeit durch Leicy Santos (44.) wach. Lauren Hemp gelang noch vor dem Pausenpfiff der Ausgleich (45.+6), den Siegtreffer zum 2:1 erzielte Alessia Russo bei einem der wenigen gelungenen Angriffe der "Lionesses" (63.). "Unsere Fans und wir dürfen weiter vom Titel träumen. Ich bin froh, dass wir gegen ein Topteam weitergekommen sind", sagte die Angreiferin vom FC Arsenal nach dem Spiel im ZDF.
Im Halbfinale wartet WM-Co-Gastgeber Australien
England steht zum dritten Mal in Folge im WM-Halbfinale und trifft dort am Mittwoch (16.08.2023, 12 Uhr MESZ, live im Ersten und auf sportschau.de) in Sydney auf die WM-Co-Gastgeberinnen aus Australien. "Sie haben tolle Spielerinnen, vor denen wir Respekt haben. Aber wir haben auch viel Selbstvertrauen und werden unser Bestes geben, zu gewinnen", blickte Hemp auf diese Partie voraus.
Die "Matildas" hatten sich in ihrem Viertelfinale im Elfmeterschießen gegen Frankreich durchgesetzt. Im ersten Halbfinale am Dienstag (15.08.2023, 10 Uhr MESZ, im Audiostream und im Live-Ticker auf sportschau.de) Spanien und Schweden den anderen Finalteilnehmer aus.
Ella Toone ersetzt gesperrte Lauren James
Englands niederländische Trainerin Wiegman ersetzte die nach dem Achtelfinale rotgesperrte torgefährliche Lauren James vom FC Chelsea im Mittelfeld durch Ella Toone. Bei den Kolumbianerinnen kehrte Abwehrspielerin Manuela Vanegas, die gegen die DFB-Elf in der Vorrunde zum 2:1 getroffen hatte, nach Gelbsperre im Achtelfinale für Ana Guzmán zurück in die Startelf. Da sich aber Carolina Arias früh verletzte, kam die 18-jährige Guzmán bereits in der zehnten Minute als Einwechselspielerin doch wieder zum Zug.
Viel Leerlauf im ersten Durchgang
Beide Mannschaften setzten im Viertelfinal-Duell auf hohes Pressing gegen den Aufbau des Gegners. Europameister England versuchte, das Spiel mit viel Ballbesitz und Passspiel zu bestimmen, die Südamerikanerinnen hielten mit einer kompakten Defensivformation und ihrem schon aus den vorangegangenen Partien bekannten robusten Zweikampfverhalten dagegen. Dabei kam spielerisch wenig Aufregendes zustande. Zwei Versuche von Rachel Daly (27., 28.) brachten das von der Neu-Bremerin Catalina Perez gehütete Tor der Kolumbianerinnen nicht in Gefahr.
Beide Torhüterinnen patzen
Die Endphase des ersten Durchgangs entschädigte die Zuschauerinnen und Zuschauer im Stadium Australia dann aber für die zuvor servierte Schonkost. In der 44. Minute senkte sich eine von der 1,71 Meter großen Keeperin Mary Earps unterschätzte hohe Hereingabe von Santos zur überraschenden Führung für Kolumbien ins Tor. Nach ihrem ersten Gegentor aus dem Spiel heraus bei der WM in Down Under lagen die "Lionesses" erstmals im Turnier in Rückstand. Das allerdings nur für sieben Minuten: Sekunden vor dem Ende der Nachspielzeit bestrafte die energisch nachsetzende Hemp einen Fehler von Kolumbiens Schlussfrau Perez mit dem Ausgleich (45.+6).
Alessia Russo trifft nach Stanway-Pass
Auch nach dem Seitenwechsel machten die vielen Fans der Südamerikanerinnen jede Menge Lärm: Bei eigenem Ballbesitz gab es Anfeuerung und Jubel für die Kolumbianerinnen, bei fast jeder Aktion der Engländerinnen laute Buhrufe. Die Führung für die "Lionesses" konnten sie damit aber nicht verhindern: Beim ersten richtig guten Angriff im zweiten Durchgang schickte Harry Kanes FC-Bayern-Club-Kollegin Geogia Stanway mit einem Steilpass Russo in die Box. Die Arsenal-Stürmerin setzte sich geschickt von Daniela Arias ab und überwand Keeperin Perez mit einem Flachschuss ins lange Eck (63.). Kurz danach musste die kolumbianische Torhüterin angeschlagen ausgewechselt werden (67.).
Kolumbien rennt vergeblich an
In der Schlussphase setzten die Weltranglisten-25. auf Offensive, einen gefährlichen Distanzschuss von Lorena Bedoya wehrte Earps aber stark ab (71.). Das Mittelfeld war in der Folge nur Durchgangsstation: Kolumbien setzte auf lange Bälle in die Spitze, England konterte nach Balleroberungen durch freie Räume schnell an den gegnerischen Strafraum. Großchancen ergaben sich auf beiden Seiten bis zum Schluss nicht mehr, auch das 18-jährige kolumbianische "Wunderkind" Linda Caicedo konnte den Außenseiter nicht mehr in die Verlängerung retten. Mit der Viertelfinal-Teilnahme haben die Südamerikanerinnen bei ihrer dritten WM-Teilnahme aber ihren bislang größten Erfolg erzielt - und dürfen erhobenen Hauptes nach Hause zurückkehren.