Lauren James trifft England nach Sieg gegen Dänemark auf Kurs Achtelfinale
England hat bei der Frauen-WM in Australien und Neuseeland vor dem letzten Vorrundenspiel gute Chancen für den Achtelfinal-Einzug. Die Europameisterinnen gewannen am Freitag (28.07.2023) ihre zweite Partie gegen Dänemark mit 1:0 (1:0). Eine Verletzung trübte den Erfolg der Britinnen jedoch.
Lauren James erzielte vor rund 40.000 Zuschauern in Sydney früh das goldene Tor für die "Lionesses" (6.). England war über weite Phasen des europäischen Duells tonangebend und zeigte die fußballerisch reifere Vorstellung. "Wir mussten in der zweiten Halbzeit für den Sieg hart kämpfen - und genau das haben wir getan. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft", sagte Trainerin Sarina Wiegman nach dem Spiel im Sportschau-Interview.
Ihr Team musste den verdienten Sieg allerdings teuer bezahlen: Mittelfeld-Strategin Keira Walsh vom FC Barcelona schied bereits im ersten Abschnitt mit dem Verdacht auf eine schwere Knieverletzung aus. Ein offizielles Statement des englischen Verbands mit einer Diagnose liegt bislang nicht vor.
Unentschieden gegen China reicht zum Weiterkommen
Der zweite 1:0-Sieg in der zweiten WM-Partie reichte den "Lionesses" nicht ganz für die vorzeitige Qualifikation für die Runde der letzten 16, da einige Stunden später China gegen Haiti mit 1:0 (0:0) gewann. Im letzten Gruppenspiel am kommenden Dienstag (01.08.2023, 13 Uhr MESZ, im Live-Ticker auf sportschau.de) gegen China ist für die in Gruppe D vorne liegenden Engländerinnen aber bereits ein Remis ausreichend zum Weiterkommen.
James bringt Europameisterinnen früh in Führung
"Sie kann alles am Ball. Hoffentlich ist sie gegen uns nicht zu gut." Dieser Satz stammt aus dem Munde von Pernille Harder. Das überschwängliche Lob der Dänin - ihrerseits auch eine gar nicht einmal so unbegabte Fußballerin - galt Lauren James, mit der die Stürmerin in der vergangenen Serie noch gemeinsam bei Chelsea gespielt hatte. Die Neu-Münchnerin wusste also nur zu gut um die Qualitäten der Engländerin, die in der Auftaktpartie des Europameisters gegen Haiti (1:0) nur auf der Bank gesessen hatte.
Gegen Dänemark rutschte die 21-Jährige wie auch Rachel Daly in die Startelf und war bei ihrem WM-Debüt sofort Dreh- und Angelpunkt im Spiel der "Lionesses". Und dass James - wie von Harder korrekt beobachtet - mit dem Ball alles kann, zeigte die Offensivfrau in der sechsten Minute, als sie Keeperin Lene Christensen mit einem Schlenzer aus 17 Metern zum 1:0 überwand. Josefine Hasbo hatte James allerdings auch zu spät und vor allem zu zögerlich angegriffen.
Dänemark findet offensiv kaum statt
Mit der Führung im Rücken lief der Ball anders noch als gegen Haiti flüssig durch die englischen Reihen. Das Team von Trainerin Wiegman hatte deutlich mehr Ballbesitz und schnürte die Däninnen in der eigenen Hälfte ein. James blieb dabei omnipräsent. Zwei weitere Male kam sie aus guten Positionen zum Abschluss, fand ihre Meisterin aber jeweils in Torsteherin Christensen (20., 21.).
Und was machte Dänemark? Die Skandinavierinnen liefen sehr viel - allerdings primär hinterher. Offensiv fanden die Nordeuropäerinnen 24 Minuten lang praktisch nicht statt, um dann wie aus dem Nichts fast zum Ausgleich zu kommen: Rikke Madsen wurde nach einem Fehler in Englands Aufbauspiel in Szene gesetzt, verfehlte mit ihrem Schuss aus spitzem Winkel jedoch ganz knapp das Ziel. Es war die beste Möglichkeit der Mannschaft von Coach Lars Søndergaard vor der Halbzeit.
Walsh muss verletzt raus - Kreuzbandriss?
Die Engländerinnen, die mit einem Trauerflor in Gedenken an den am 24. Juli im Alter von 69 Jahren verstorbenen Ex-Nationalspieler Trevor Francis aufliefen, blieben das tonangebende Team. Aber im letzten Drittel des Feldes agierte der Europameister nicht entschlossen genug. Schlimmer noch als die mangelnde Effizienz im Abschluss war für die "Lionesses" jedoch die verletzungsbedingte Auswechslung von Walsh. Die defensive Mittelfeldspielerin - auf der "Sechs" eigentlich unverzichtbar für England - blieb in der 35. Minute im Rasen hängen und musste daraufhin mit einer Trage vom Platz getragen werden.
Englands Mittelfeld-Strategin Keira Walsh wird mit einer Trage vom Platz gebracht.
Dass die 26-Jährige dabei weinte und einen verzweifelten Gesichtsausdruck machte, lässt das Schlimmste befürchten: einen Kreuzbandriss. Walsh wäre nach Beth Mead und Leah Williamson, die wegen denselben Verletzungen die WM verpassen, bereits die dritte Leistungsträgerin, auf die Wiegman verzichten müsste.
Vangsgaard scheitert am Pfosten
Laura Coombs ersetzte Walsh und feierte damit im zarten Alter von 32 Jahren ihr Weltmeisterschafts-Debüt. Die promovierte Betriebswissenschaftlerin - älteste Akteurin im Aufgebot des Europameisters - machte ihre Aufgabe gut. England blieb nach dem Seitenwechsel zunächst dominant. Erst nach rund 60 Minuten legten die Däninnen ihre Zurückhaltung etwas ab und versuchten, mehr Offensiv-Akzente zu setzen. Zwingend war das alles aber nicht, was die Skandinavierinnen in der englischen Hälfte vortrugen. Mit der Hereinnahme von Amalie Vangsgaard (71.), der Siegtorschützin gegen China, versuchte Søndergaard, dem Angriffsspiel seines Teams mehr Wucht zu verleihen.
Und tatsächlich hätte die "Jokerin" beinahe gestochen: In der 87. Minute stand nach ihrem Flugkopfball nur der Pfosten dem dänischen Ausgleich im Wege. Es war die beste und letzte Chance für Dänemark im ganzen Spiel. Søndergaard war trotz der Niederlage zufrieden und lobte seine Mannschaft für eine "sehr gute Leistung". Auf der gelte es jetzt aufzubauen. "Wir schauen jetzt nach vorne", sagte der Coach der Sportschau. Gegen Haiti gehe man "voll auf Sieg".
Englands Kapitänin Millie Bright atmete im BBC-Interview auf und lobte ihr Team: "Mentalität und Charakter haben vor allem in der zweiten Halbzeit eine große Rolle gespielt. Das war eine enorme Leistung von uns. Wir werden alles für den WM-Titel geben."