Stanway trifft gegen Haiti Europameister England quält sich zum WM-Auftaktsieg
Vom Schwung des Vorjahres war nicht viel zu sehen: Europameister England tat sich in seinem WM-Auftaktspiel gegen Außenseiter Haiti enorm schwer. Am Ende siegte der Favorit mühsam mit 1:0 (1:0). Den goldenen Treffer erzielte Bayern-Spielerin Georgia Stanway per Strafstoß (29.).
"Sie haben uns herausgefordert. Waren fit und haben sehr gute Konter gespielt. Aber wir haben gewonnen. Das ist zum Auftakt erst einmal das Wichtigste", freute sich nach dem Spiel Torschützin Stanway. So beurteilte auch Trainerin Sarina Wiegman die Partie: "Es war ein schweres Spiel. Haiti hat unberechenbar gespielt. Damit hatten wir unsere Probleme. Aber die drei Punkte zählen."
England mit vielen Ausfällen
Die Engländerinnen müssen bei der WM auf gleich drei ganz wichtige Spielerinnen verzichten: Mittelfeld-Motor Fran Kirby fehlt nach einer Knie-Operation, die EM-Torschützenkönigin Beth Mead sowie Kapitänin Leah Williamson sind aufgrund von Kreuzbandrissen nicht dabei.
Andere müssen in die Bresche springen. Alessia Russo beispielsweise, die von Trainerin Wiegman am Samstag (22.07.2023) als Startstürmerin in die Partie gegen Haiti geschickt wurde. Und die auch gleich mal eine gute Abschlusschance bekam. Nach sechs Minuten fiel ihr der Ball an der 16er-Grenze vor die Füße. Ihr Abschluss landete aber in den aufnahmebereiten Armen von Haitis Keeperin Kerly Théus.
Borgella lässt Haiti-Führung liegen, Stanway vergibt vom Punkt
Haiti, in dessen Mittelfeld mit Melchie Dumornay (gerade zu Olympique Lyon transferiert worden) die überragende Spielerin steckt, spielte gerade zu Beginn der Partie aber mutig mit. Und die frisch gebackene Frankreich-Legionärin war es auch, die fast die Sensationsführung für den Außenseiter eingeleitet hätte. Ihr Steckpass bei einem der zahlreichen Konter erreichte Roselord Borgella, die allein auf das englische Tor zulaufen konnte. Ihren Abschluss legte sie jedoch knapp links am Tor vorbei (14.).
So musste den Europameisterinnen in der 26. Minute ein Strafstoß den Weg ebnen. Doch auch dies entpuppte sich als zähe Angelegenheit. Die Entstehung noch klar: Haiti-Verteidigerin Batcheba Louis hatte den Ball im eigenen Strafraum deutlich mit der Hand gespielt. Georgia Stanway trat an, scheiterte aber an der fantastisch reagierenden Torhüterin Théus. Sie durfte aber noch einmal ran - Théus hatte sich minimal zu früh bewegt. Diesmal verwandelte die Spielerin vom FC Bayern zum 1:0 in der mittlerweile 29. Minute.
Haiti spielt frech nach vorn
Die Freude über die Führung war bei Stanway und Co. riesig - als erhoffte Initialzündung entpuppte sich der Treffer aber nicht. Englands Vortrag blieb bieder. Kaum etwas war zu sehen vom furiosen Angriffsspiel, mit dem die Britinnen im Vorjahr bei der EM noch so begeistert hatten.
Sie mussten nun im australischen Brisbane eher aufpassen, nicht von Haiti überrascht zu werden. Denn die Gegnerinnen spielten frisch nach vorn. Und hätten in der Nachspielzeit der ersten Hälfte um ein Haar zum 1:1 getroffen, als Borgella aus sechs Metern frei hätte köpfen können, den Ball aber irgendwie verfehlte.
England mit Problemen
Das Bild veränderte sich im zweiten Abschnitt kaum. Haiti blieb gegen den Favoriten gefährlich. Englands Keeperin Mary Earps musste in der 52. Minute bei einem knallharten Fernschuss von Dumornay die Fäuste hochreißen, um zu parieren und wenig später hätte sich Lauren Hemp nicht über einen Platzverweis beschweren dürfen, nachdem sie Nerilia Mondesir rüde umgeholzt hatte.
Torszenen blieben hingegen Mangelware. Russos eher ungefährlicher Kopfball in der 63. Minute und Millie Brights verzogener Abschluss nach einem Eckball (66.) konnten noch am ehesten auf dem Chancenkonto verbucht werden. Haitis letzte Chance zum Ausgleich verstrich in der 83. Minute, als die eingewechselte Roseline Eloissant mit einem starken Flachschuss an der toll parierenden Earps im englischen Tor scheiterte.
Für England geht's am Freitag (28.07.2023, 10.30 Uhr MESZ) gegen Dänemark weiter. Haiti bekommt es am gleichen Tag ab 13 Uhr mit China zu tun.