Europameister startet Titelfavorit England gegen Haiti - hohe Erwartungen an Bright und Co.
Die Europameisterinnen aus England treffen in ihrem ersten Gruppenspiel der Frauen-WM auf die Weltmeisterschafts-Debütantinnen aus Haiti. Alles andere als ein klarer Sieg der "Lionesses" wäre eine riesengroße Überraschung.
Am Samstag (22.07.2023) um 11.30 Uhr rollt auch in Vorrundengruppe D endlich der Ball: Mit England gibt einer der Titelfavoriten zum ersten Mal eine Kostprobe seines Könnens. Viel mehr wird es wohl nicht werden können in dem ungleichen Duell mit Haiti in Brisbane: Die Engländerinnen belegen in der Weltrangliste Rang 4, haben im vergangenen Jahr den EM-Titel im eigenen Land gewonnen, bei den Weltmeisterschaften 2019 in Frankreich und 2015 in Kanada jeweils das Halbfinale und bei den Olympischen Spielen 2021 immerhin das Viertelfinale erreicht.
Die Mannschaft von Trainerin Sarina Wiegman verkörpert seit Jahren Weltklasse. Zur Krönung fehlt eigentlich nur noch der erste WM-Titel.
Haiti sammelt zum ersten Mal WM-Erfahrungen
Englands Auftaktgegner Haiti ist dagegen beim Turnier Down Under krasser Außenseiter. Mit Dänemark und China als weiteren Kontrahentinnen in Gruppe D scheint der vierte und letzte Platz bei der ersten WM-Teilnahme überhaupt schon vor dem ersten Anstoß festzustehen. Aber wer weiß: Vielleicht können die Spielerinnen aus dem Karibik-Staat ja für Überraschungen sorgen - oder zumindest die favorisierten Teams ein bisschen ärgern.
Prämienstreit überschattete Vorbereitung der "Lionesses"
Bei den Engländerinnen schien in den letzten Tagen die sportliche Vorbereitung auf die WM in den Hintergrund zu treten. Die weiter ungeklärte Prämien-Regelung mit dem nationalen Fußballverband FA sorgte für Schlagzeilen.
Anfang der Woche verkündeten die "Lionesses" in einem offenen Brief, die seit Monaten andauernden Verhandlungen über leistungsbezogene Prämien zu unterbrechen und erst nach dem Turnierende wieder aufzunehmen. "Wir sind enttäuscht, dass es immer noch keine Lösung gibt", hieß es in dem Brief, den alle Spielerinnen unterschrieben haben.
"Wir sind Europameisterinnen - wir haben das Spiel in England massiv verändert", sagte die erfahrene Rechtsverteidigerin Lucy Bronze auf einer Pressekonferenz zu dem Thema. "Wenn wir für uns selbst Maßstäbe setzen können, können wir das auch für andere Nationen. Das alles muss man in einem größeren Zusammenhang sehen."
Englands lange Verletztenliste
Doch zunächst wollen die Engländerinnen weitere Argumente auf dem Rasen liefern. Nach ihrem fulminanten Heimsieg bei der Europameisterschaft im eigenen Land sind die Erwartungen hoch.
Allerdings muss Trainerin Wiegman auf eine Reihe von Hauptdarstellerinnen der EM verzichten. Die Veteraninnen Ellen White und Jill Scott haben ihre Karriere beendet. Beth Mead, Torschützenkönigin und beste Spielerin der EM, und Kapitänin Leah Williamson fehlen nach Kreuzbandrissen. Mittelfeld-Strategin Fran Kirby musste sich ebenfalls einer Knieoperation unterziehen.
Bright, Stanway, Russo - Englands Hoffnungen
Es gibt aber auch gute Nachrichten: Millie Bright vom FC Chelsea, die sich im Vorfeld ebenfalls mit Knieproblemen herumplagte, füllt die Rolle als Kapitänin und Abwehrchefin aus. Im defensiven Mittelfeld ist Georgia Stanway seit ihrem Wechsel zu Bayern München im vergangenen Jahr noch stärker geworden.
Und im Angriff ruhen die Hoffnungen auf Alessia Russo. Die Angreiferin vom FC Arsenal hat in 22 Länderspielen immerhin elf Tore geschossen und könnte in die Fußstapfen von White und Mead treten. Nicht zu vergessen: Flügelstürmerin Chloe Kelly von Manchester City, die den deutschen Fußballerinnen im EM-Finale mit ihrem Tor in der Verlängerung den K.o.-Schlag verpasste.
Wiegman: "Wir sind bereit"
In den letzten vier Spielen hat Wiegmans Team allerdings nur ein Tor geschossen. Und die bei der Heim-WM glänzende Offensive ist nunmehr eine Baustelle. Aber England ist bei fünf WM-Teilnahmen noch nie in der Vorrunde gescheitert und hat bei den vergangenen beiden Turnieren jeweils das Spiel um Platz drei erreicht.
Und wie es sich anfühlt, in einem WM-Finale zu stehen, weiß zumindest Trainerin Wiegman. Die Niederländerin führte ihr Heimatland vor vier Jahren ins Endspiel gegen die USA (0:2). "Wir sind mit einem Traum hierher gekommen", sagte Wiegman dem englischen Sender Sky jetzt in Australien. "Und wir sind bereit."
England begeistert auch Down Under
Wirklich überrascht war die Trainerin von der Begeisterung für das englische Team "am anderen Ende der Welt". 3.000 Zuschauer kamen zur ersten öffentlichen Trainingseinheit der "Lionesses". Das sei für alle wirklich "speziell" gewesen.
- Spiele gegeneinander: keine
- FIFA-Ranking: England Platz 4 / Haiti Platz 53
- Beste WM-Platzierung: England - 3. Platz 2015 / Haiti - 1. Teilnahme
- Fun Fact: Debütant Haiti will es besser machen als das Männer-Team des Landes, das bei seiner einzigen WM-Teilnahme 1974 alle drei Vorrundenspiele verlor. Doch Haiti ist in der Gruppe D das schlechtplatzierteste Team im FIFA-Ranking, die anderen drei Mannschaften rangieren unter den Top 20.