Das Basketball-Jahr 2024 Euphorie und Enttäuschung unterm Eiffelturm
Es wäre zu schön gewesen: Nach dem Basketball-WM-Titel im Jahr darauf eine Medaille bei Olympia. Doch es kam anders. Dafür schrieben die deutschen Basketballerinnen neue Erfolgsgeschichten, nicht nur mit dem Olympia-Gold im 3x3.
Gold-Sensation im 3x3-Basketball
Bei der Sportler-des-Jahres-Wahl ging der Titel für das beste Team zum zweiten Mal in Folge an den Basketball: Nach den Weltmeistern im Vorjahr führte diesmal kein Weg an den 3x3-Basketballerinnen vorbei: Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Elisa Mevius und Marie Reichert gewannen bei den Olympischen Spielen in Paris sensationell Gold.
Die 3x3-Olympiasiegerinnen nach dem Finalsieg in Paris
Der Weg der beiden Anführerinnen Greinacher und Brunckhorst verdeutlicht aber zugleich die Probleme im deutschen Frauenbasketball: Beide sind langjährige Basketball-Nationalspielerinnen, haben viel internationale Erfahrung, wechselten aber zum 3x3-Basketball, auch weil die Perspektiven für Spitzenbasketballerinnen in Deutschland nach wie vor überschaubar sind.
DBB-Frauen - Olympia-Premiere mit Ausrufezeichen
Aber es bewegt sich was. Zum ersten Mal überhaupt schaffte ein DBB-Frauen-Team im (traditionellen) Basketball die Qualifikation für Olympia. In Paris setzte das Team um Kapitänin Marie Gülich und WNBA-Star Satou Sabally gleich zu Beginn mit dem Sieg gegen Europameister Belgien ein dickes Ausrufezeichen und setzte sich auch in der starken Vorrundengruppe mit den USA durch.
Die Enttäuschung über das Aus im Viertelfinale gegen Frankreich wich schnell, auch wegen der Erkenntnis, dass unter Bundestrainierin Lisa Thomaidis ein Team gewachsen ist, das bei einem großen Turnier auch mit den Top-Nationen mithalten kann. 2025 findet die Vorrunde der EM in Hamburg statt, 2026 dann die WM in Berlin. Vereine verzeichnen schon jetzt mehr Mädchen, die Basketball spielen wollen.
Meistertitel für Leonie Fiebich und Nyara Sabally in der WNBA
Leonie Fiebich und Nyara Sabally, die jüngere Schwester von Satou, schrieben in diesem Jahr ihr ganz eigenes Basketball-Märchen: Die zwei Nationalspielerinnen gewannen mit New York Liberty den Meistertitel in der WNBA. Für Spielmacherin Fiebich war es der nächste logische Schritt in ihrer bislang bemerkenswerten Karriere: Schon in Spanien, in der besten Liga Europas, war sie zweimal in Folge als wertvollste Spielerin ausgezeichnet worden, bevor sie im Sommer 2024 in die US-Profiliga wechselte. Dort schaffte sie gleich in ihrer ersten Saison das, wofür Dirk Nowitzki seine halbe Karriere gebraucht hatte: Sie gewann den Meistertitel in der US-Profiliga.
Nationalspielerinnen Leonie Fiebich (r.), Nyara Sabally bei der Meisterfeier mit New York Liberty.
In der Kabine bekam das Team Besuch von Soul-Superstar Alicia Keys, nach dem Titelgewinn fuhren Fiebich und Sabally im offenen Doppeldeckerbus bei der Meisterparade durch Manhattan. Einer von vielen "surrealen Momenten", wie die Landsbergerin erzählte, die wohl weiter in Erinnerung bleiben werden.
Keine Medaille zum Abschied von Gordon Herbert
Für die Basketball-Weltmeister von 2023 ging im Jahr 2024 ein Zyklus zu Ende, wie Gordon Herbert vor seinem letzten Turnier als DBB-Chefcoach betont hatte: Nach EM-Bronze und WM-Gold sollte es bei Olympia in Paris die dritte Medaille in Folge geben, so das ausgegebene Ziel vor den Spielen. Dass es am Ende knapp nicht reichte, lag daran, dass das Team um Dennis Schröder und Jungstar Franz Wagner zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt eine Schwächephase hatte: im Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich, den man noch in der Vorrunde demontiert hatte. Am Ende verlor das DBB-Team auch das Spiel um Platz drei gegen Serbien.
Dass der vierte Platz, zugleich das beste Abschneiden bei Olympia, am Ende als Enttäuschung hingenommen wurde, zeigt aber auch den Status, den die deutschen Basketballer inzwischen unter den Top-Nationen erreicht haben. Auch um die Zukunft muss sich der DBB offenbar wenig Sorgen machen: Die U18-Junioren gewannen im Sommer den EM-Titel.
Europas Basketball weiter auf dem Vormarsch
Die US-Amerikaner traten bei Olympia erstmals seit langem wieder mit allen Superstars an. Am Ende brauchte es auch zwei echte Superhelden-Auftritte, von LeBron James im Halbfinale gegen Serbien und von Steph Curry im Endspiel gegen Frankreich, um das fest eingeplante Basketball-Gold tatsächlich mit ins Mutterland zu nehmen. Olympia war ein erneuter Beleg dafür, dass der europäische Basketball weiter aufgeholt hat.
In Europa vermarktet sich die Euroleague zunehmend selbstbewusst als Alternative zur US-Profiliga, mit härterem Wettbewerb und europäischer Fankultur. Dazu zählen aber auch Auswüchse wie beim Final Four im Mai in Berlin, als es zu gewalttätigen Zusammenstößen zwischen Fans aus Istanbul und Athen kam. Sportlich setzte sich Panathinaikos im Finale gegen Real Madrid durch und schwang sich mit dem fünften Titel zum Euroleague-Rekordsieger auf.
Polizeikräfte beim Final Four in Berlin vor der Tribüne mit Panathinaikos-Fans
Wirtschaftlich ist die Euroleague in der Vielzahl der europäischen Wettbewerbe klar die Nummer eins. Abu Dhabi hat sich nach Medienberichten wohl die Ausrichtung des Final Four 2025 gesichert, für angeblich 50 Millionen Euro. Davon profitiert auch ein deutscher Klub, der bislang einzige, der auch Gesellschafter der privatwirtschaftlich organisierten Euroleague ist: der FC Bayern. Es riecht nach Vormachtstellung, in der BBL gewannen die Bayern souverän das Double aus Meisterschaft und Pokal.
Acht deutsche Basketballer in der NBA - so viele wie nie
Die besten deutschen Basketballer zieht es nach wie vor in die USA. Gleich acht deutsche Spieler standen mit Beginn der Saison 2024/25 in der NBA unter Vertrag, so viele wie nie zuvor. Und sie stoßen dabei auch bei den Gehältern in völlig neue Dimensionen vor.
Isaiah Hartenstein sorgte Anfang Juli für Aufsehen, mit seinem neuen Vertrag bei den Oklahoma City Thunder über 87 Millionen Dollar für drei Jahre. Getoppt wurde dies aber nur wenige Tage später, als Franz Wagner bei den Orlando Magic einen Fünfjahres-Vertrag über mehr als 200 Millionen Dollar erhielt. Summen, die bisher in der NBA nur für absolute Top-Stars gezahlt wurden.
Hartenstein kündigte zuletzt auch ein mögliches Comeback in der Nationalmannschaft an - eine verheißungsvolle Nachricht, auch im Hinblick auf die Europameisterschaft im Herbst 2025.