Basketball-Olympiasiegerin Svenja Brunckhorst

Neustart bei Alba Svenja Brunckhorst - das emotionale Jahr der 3x3-Olympiasiegerin

Stand: 13.12.2024 08:44 Uhr

In Paris gewann Svenja Brunckhorst sensationell Gold im 3x3-Basketball. Es folgte der Wechsel ins Management von Alba Berlin. Die 33-Jährige blickt auf ein ereignisreiches Jahr zurück - und es könnte noch eine besondere Ehre hinzukommen.

Für Svenja Brunckhorst geht ein emotionales und ereignisreiches Jahr zu Ende. Zeit zum Durchatmen blieb der 33-Jährigen bislang nicht. Während sie sich bei Alba Berlin in ihren neuen Job einarbeitet, folgt eine Preisverleihung der anderen. Die Nächste könnte am 15. Dezember bei der Wahl "Sportler des Jahres" sein, denn die Olympiasiegerinnen im 3x3-Basketball um Kapitänin Brunckhorst haben in der Kategorie Mannschaft gute Chancen.

Daher freut sich Brunckhorst umso mehr, dass es an Weihnachten endlich wieder nach Hause zu ihrer Familie geht. "Seit dem Sommer war ich nicht mehr dort", erzählt sie. "Das wird guttun, um ein bisschen runterzukommen." Zuhause, das ist im bayerischen Wasserburg. Dort, wo Brunckhorsts Basketball-Karriere begann.

Svenja Brunckhorst im Trikot ihres Jugendvereins TSV Wasserburg im Jahr 2021

Svenja Brunckhorst im Trikot ihres Jugendvereins TSV Wasserburg im Jahr 2021

Immer wieder zurück nach Wasserburg

Mit zehn Jahren war sie mit ihrer Familie aus Niedersachsen nach Oberbayern gezogen und hatte beim TSV Wasserburg alle Jugendmannschaften durchlaufen. "Jeden Tag nach dem Training war ich noch zwei Stunden in der Halle, und wenn wir dort rausgeworfen wurden, sind wir eben noch auf den Freiplatz gegangen", erinnert sich Brunckhorst. Nach kurzen Gastspielen beim USC Freiburg, beim spanischen Erstligisten Cadí Le Seu und dem französischen Erstligisten Cavigal de Nice kehrte Brunckhorst immer wieder nach Wasserburg zurück.

Insgesamt sechs Meistertitel und vier Pokalerfolge feierte Brunckhorst mit ihrem Heimatverein. Als sie nach neuen Herausforderungen suchte, fand sie zum 3x3-Basketball und trieb die Entwicklung der Straßenvariante in Deutschland voran. Gemeinsam mit ihrer langjährigen Freundin Sonja Greinacher prägte sie die Szene und stand schließlich im Sommer dieses Jahres in Paris vor dem Highlight ihrer Karriere. Und dem Ende.

Krönendes Karriere-Ende in Paris

Die Teilnahme an den Olympischen Spielen sollte Brunckhorsts Basketballkarriere krönen. Diese Krone glänzte am Ende golden - als wohl eine der größten Überraschungen bei Olympia. "Es ist unglaublich, was da passiert ist. Ich kann das noch immer nicht in Worte fassen", sagt die 33-Jährige noch Monate nach dem Großereignis. Das perfekte Ende einer nicht immer ganz reibungslosen Karriere.

Denn die Erfolge mit der Nationalmannschaft blieben lange aus. Einige Trainerwechsel, Niederlagen in entscheidenden Spielen und manchmal auch das fehlende Quäntchen Glück haben den kompetitiven Charakter Brunckhorsts auf eine harte Probe gestellt. Sie erinnert sich an die Qualifikation zur Europameisterschaft 2021 und das Qualifikationsturnier in Riga, Lettland, als die deutschen Frauen kurz davor waren, endlich mal wieder die Qualifikation zu schaffen.

Enormer Ehrgeiz

Aufgrund schwerwiegender Ausfälle wurde aber wieder nichts daraus. "Das hat was mit einem gemacht, da ging ein bisschen der Glaube an uns selbst verloren", gibt Brunckhorst zu, die enorm ehrgeizig ist. Freundin und Mit-Olympiasiegerin Sonja Greinacher kennt Brunckhorst wie kaum eine andere. Und sie weiß: "Svenja kann vor allem sich selbst viel Stress machen." Dieser Ehrgeiz hat Brunckhorst aber in diesem Jahr dahin gebracht, wo sie schon so lange sein wollte: zu den Olympischen Spielen.

Deutschlands Basketballerin Svenja Brunckhorst (r.) und Kanadas Kacie Bosch beim 3x3

Deutschlands Basketballerin Svenja Brunckhorst (r.) und Kanadas Kacie Bosch beim 3x3

Ob bei der Verleihung der "Goldenen Henne" dabei zu sein, beim NFL-Spiel in München vor Millionen Zuschauern geehrt zu werden oder ein 3x3-Basketballplatz in Wasserburg, der nun nach Svenja Brunckhorst benannt ist: Die Goldmedaille in Paris wirkt noch lange nach. Dabei steckt Brunckhorst schon tief in einem neuen Lebensabschnitt. Bei Alba Berlin ist sie seit September als Managerin der Mädchen- und Frauenabteilung tätig. "Ich mache also dort weiter, wo ich aufgehört habe", sagt sie und lacht.

Beinahe immer Kapitänin gewesen

Mit ihrem Sportmanagement-Studium und jahrzehntelanger Erfahrung im Frauen-Basketball ist Brunckhorst für eine solche Position genau die Richtige. Führungserfahrung bringt sie schließlich auch eine Menge mit, immerhin war sie beinahe ihr gesamtes Basketballleben lang auch Kapitänin. Dabei habe sie sich nie für diese Rolle gemeldet, sondern wurde immer von anderen dafür vorgeschlagen. "Ich habe immer versucht, dass es für alle passt und jede eine Stimme hat. Ich wollte für die Spielerinnen ein 'safe place' sein", sagt Brunckhorst. Auch bei Alba Berlin will sie für die Basketballerinnen als Anlaufstelle zur Verfügung stehen.

Ansonsten ist sie noch beschäftigt, sich in viele Projekte und Abläufe einzuarbeiten. "Das war nach der eigenen Karriere ein extremer Turnaround", gibt Brunckhorst zu. Ohne Pause nach den Olympischen Spielen weiterzumachen, hatte aber auf jeden Fall sein Gutes: Für eine Post-Olympia-Depression hatte Brunckhorst gar keine Zeit. Die will und muss sich die 33-Jährige jetzt aber dann nehmen, um auch aufzuarbeiten, was in den vergangenen Jahren und Monaten passiert ist. Zum einen sportlich, denn ein Leistungssportler muss den Körper nach dem Karriereende auch abtrainieren.

Ungewohnter Blick von außen

Zum anderen mental. "Es war wirklich schwierig für mich, bei der Nationalmannschaft zuzusehen", gibt Brunckhorst zu. Ihre Nummer wurde weitergegeben - für die 33-Jährige ein klares Zeichen, dass dieses Kapitel nun geschlossen ist. "13 Jahre lang habe ich kein Fenster verpasst und jetzt saß ich auf der anderen Seite, das war sehr ungewohnt." Mit ihrer Sportpsychologin will Brunckhorst über diese Themen sprechen.

Nicht nur ihre Rückennummer 21 hat Brunckhorst vererbt. Sie hat den deutschen Damen-Basketball jahrelang geprägt. "Svenja hat 3x3 auf ein neues Niveau gehoben und auch in Nationalmannschaft und Liga ihre Spuren hinterlassen. Im deutschen Damen-Basketball wird sie immer einen Namen haben", ist Frauen-Co-Trainerin Sidney Parsons sicher. Sie kennt die 33-Jährige seit vielen Jahren - als Gegnerin, als eigene Spielerin, als Kapitänin, als Freundin. Die neue Stelle in Berlin sei für Brunckhorst genau das Richtige. "Ich habe Svenja immer voller Leidenschaft erlebt, ganz egal, was sie macht."