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Elf BBL-Klubs international Chaos im Europapokal - welche Klubs wo europäisch spielen

Stand: 24.09.2024 15:30 Uhr

Euroleague, Eurocup, Champions League, Europe Cup - und jetzt auch noch ein "Nordsee-Pokal": Im europäischen Basketball gibt es eine verwirrende Vielzahl an Wettbewerben. Elf Klubs aus der Basketball-Bundesliga (BBL) spielen in der neuen Saison international. Die Sportschau versucht sich an einem Überblick.

Bamberg ist eine absolut basketballverrückte Stadt, den Titel "Freak City" tragen die Fans seit Jahren mit Stolz, auch wenn die große Zeit des einstigen Serienmeisters schon einige Jahre zurückliegt: Bis 2018 spielten die Bamberger in Europa sogar in der Königsklasse, in der Euroleague. Real Madrid, Olympiakos Piräus oder ZSKA Moskau, die besten Klubs Europas, waren regelmäßig zu Gast in der "Frankenhölle".

Auch in der neuen Saison werden die Bamberger international starten, in der European North Basketball League (ENBL) - eine Liga, die bislang nur absoluten Basketball-Nerds untergekommen sein dürfte. Statt Mailand oder Barcelona heißen Bambergs Gegner nun unter anderem Bakken Bears Aarhus, Bristol Flyers oder Fyllingen Lions - ein Klub, der im norwegischen Bergen zu Hause ist.

Bamberg spielt im "Nordsee-Cup"

Die ENBL ist eine im Jahr 2021 gegründete eigenständige Liga mit Sitz in Estland. Die Liga ist kein offizieller Wettbewerb des Europa-Verbands FIBA. Die Macher möchten nach eigenen Angaben vor allem Klubs aus Nord-, Mittel- und Osteuropa die Möglichkeit geben, internationale Spiele auszutragen. Der ehemalige Nationalspieler Bastian Doreth sprach beim Sender "Dyn" liebevoll-scherzhaft vom "Nordsee-Cup" - bei dem nun auch ein Team aus Oberfranken an den Start geht.

Zuletzt spielten die Bamberger, die in den vergangenen Jahren auch finanziell kürzer treten mussten, international im Europe Cup, in der Hierarchie der kleinste der offiziellen europäischen Wettbewerbe. Dort hätten sie aber vor der neuen Saison erst eine Qualifikation bestreiten müssen. Wegen der größeren Planungssicherheit nahm der Klub deshalb die Einladung zur ENBL an, erklärte Geschäftsführer Philipp Höhne im Fachmagazin "BIG".

Mit ihrer Zusage für die ENBL haben die Bamberger nun auch einen weiteren europäischen Wettbewerb auf die Landkarte geholt. Dabei ist das System mit bislang vier Wettbewerben eigentlich schon schwer genug zu überblicken, Sportinteressierte außerhalb der Basketball-Bubble kommen schon längst nicht mehr mit.

Euroleague und Eurocup als geschlossene Ligen

Die Euroleague und der Eurocup sind die beiden höchsten und bestbesetzten Wettbewerbe im europäischen Basketball. Sie werden von der Euroleague-Dachorganisation ECA betrieben, eine rein privatwirtschaftliche Klubvereinigung. Es sind geschlossene Ligen, bei der die Euroleague-Zentrale in Barcelona die Startplätze vergibt.

In der Euroleague haben die 13 Gesellschafter-Klubs mit sogenannter A-Lizenz, darunter der FC Bayern, einen garantierten Startplatz. Alba Berlin, der zweite deutsche Klub in der Königsklasse, gehört zu den Anwärtern auf eine Dauerlizenz für die Euroleague und nimmt mit einer Wildcard teil. Ein weiterer Platz im Teilnehmerfeld mit 18 Klubs ist für den Eurocup-Sieger reserviert.

Champions League - sportliche Quali, aber kaum Champions

Der europäische Basketballverband FIBA Europe hat als Konkurrenzprodukt im Jahr 2016 die Champions League gegründet. Dort werden die Teilnehmer, wie aus dem Fußball bekannt, über eine sportliche Qualifikation und eine entsprechend hohe Platzierung in den nationalen Ligen zugelassen.

Allerdings ist die Champions League seit ihrer Gründung eine Liga, in der nahezu keine Champions spielen - zumindest nicht jene aus den wichtigsten Basketball-Nationen. Die besten Klubs Europas gehen weiter bevorzugt in den zwei Euroleague-Wettbewerben an den Start. Wegen der Strahlkraft der beiden Top-Ligen ist das Teilnehmerfeld der Champions League ein "Best of the Rest".

Mit dem "Europe Cup" betreibt die FIBA noch einen weiteren Wettbewerb, der von der Besetzung her unterhalb der Champions League anzusiedeln ist.

Elf deutsche Klubs spielen international

Mit den Baskets Bonn, Champions-League-Sieger 2023, und den Niners Chemnitz, die im vergangenen April den Europe Cup gewannen, konnten zuletzt zwei deutsche Klubs in den FIBA-Wettbewerben Titel gewinnen.

Die Vielzahl der Wettbewerbe und die scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten im europäischen Basketball führen zu der kuriosen Konstellation, dass in der neuen Saison elf deutsche Klubs, von insgesamt 17 in der BBL, international spielen.

BBL-Klubs in europäischen Wettbewerben in der Saison 2024/25
Verein Wettbewerb
FC Bayern München Euroleague
Alba Berlin Euroleague
Ratiopharm Ulm Eurocup
Hamburg Towers Eurocup
Niners Chemnitz Champions League
Würzburg Baskets Champions League
Rasta Vechta Champions League
Telekom Baskets Bonn Champions League
MHP Riesen Ludwigsburg Europe Cup
Basketball Löwen Braunschweig Europe Cup
Baskets Bamberg European North Basketball League

Streit zwischen den Verbänden im europäischen Basketball

Der Wildwuchs der Wettbewerbe ist auch das Ergebnis eines Streits zwischen den großen Verbänden im europäischen Basketball. Der Europaverband FIBA führte nahezu gleichzeitig mit der Gründung der Champions League zwei Länderspielfenster während der Saison ein, die es zuvor im Spielkalender nicht gab. Die europäischen Topklubs, mehrheitlich unter dem Dach der Euroleague versammelt, weigerten sich aber, ihre Stars für Länderspiele abzustellen. Die Euroleague, mit den größeren Namen und vor allem den größeren Geldgebern, saß dabei bislang am längeren Hebel.

Zuletzt gab es in dem festgefahrenen Streit aber zaghafte Annäherungen: Die Euroleague setzte in der vergangenen Saison während des Länderspielfensters erstmals den Spielbetrieb aus. Außerdem gab es erste Gespräche über eine mögliche Fusion zwischen der Champions League und dem Eurocup - mehr bislang aber auch nicht. Insgesamt mehren sich aber von allen Seiten, Europaverband und Klub-Managern, die besorgten Stimmen, dass es zu viele europäische Wettbewerbe gibt, die dem "Produkt" Basketball insgesamt schaden.

Oldenburg verzichtet auf Europe Cup, Braunschweig rückt nach

Aus der BBL gab es sogar einen weiteren Kandidaten für den Europapokal, die EWE Baskets Oldenburg. Oldenburg landete in der Vorsaison nur auf dem neunten Platz und verpasste damit die Qualifikation für die Champions League. Weil die Oldenburger aber in den vergangenen Jahren regelmäßiger Gast in den FIBA-Wettbewerben waren, hätten sie wohl die Chance auf einen Platz im Europe Cup bekommen.

Doch der Klub verzichtete auf die Teilnahme am kleineren FIBA-Wettbewerb. Der Europe Cup sei ein Minusgeschäft, vor allem wegen der zu erwartenden geringeren Zuschauereinnahmen, hieß es von den Oldenburgern, die eine große Halle mit einem Fassungsvermögen von mehr als 6.000 Fans bespielen.

Durch Oldenburgs Verzicht durfte nun Braunschweig im Europe Cup nachrücken. Die Braunschweiger sicherten gemeinsam mit ihrem Hauptsponsor kurzfristig die Finanzierung und spielen nun international - als Zwölfter der vergangenen Saison in der Bundesliga.