Luka Doncic (r.) wird mit Anthony Davis (l.) getradet

Spektakulärer NBA-Trade Der Doncic-Wechsel - und die Suche nach Erklärungen

Stand: 03.02.2025 21:04 Uhr

Die Dallas Mavericks verabschieden ihren Superstar Luka Doncic zu den Los Angeles Lakers und akquirieren im Gegenzug Anthony Davis. Erklären lässt sich der überraschende Trade eigentlich nur dadurch, dass die "Mavs" das Vertrauen in ihren Anführer verloren haben.

Die PR-Abteilung der Dallas Mavericks setzte am Montag auf Normalität. Einen Tag nachdem die Mavericks ihren Anführer und Superstar Luka Doncic zu den LA Lakers verabschiedet hatten, im Rahmen eines spektakulären Tauschgeschäfts, bei dem Anthony Davis im Gegenzug von den Lakers nach Dallas kommt. Über ihren Instagram-Kanal veröffentlichten die "Mavs" ein Farewell-Video für "Luka Magic" - die Reaktionen in den Kommentaren darunter schwankten zwischen galligem Spott und blankem Hass.

Der Zorn der Fans richtete sich vor allem gegen Nico Harrison, den General Manager der "Mavs", der völlig überraschend den Mann vom Hof jagte, der Dallas noch im vergangenen Juni in die NBA Finals geführt hatte, erstmals seit dem Triumph 2011 mit Dirk Nowitzki. Schon am Tag zuvor waren bei Social Media Videos von Dallas-Fans kursiert, die vor der Arena der "Mavs" einen Sarg abstellten.

Manager Harrison stellte in der ersten Pressekonferenz nach Bekanntwerden des umstrittenen Transfers klar, dass die Entscheidung alleine in seiner Verantwortung lag. Auch Trainer Jason Kidd, der neben ihm auf dem Podium saß, sei zuvor nicht eingeweiht gewesen, sagte Harrison. Sie seien aber bei Kaderfragen grundsätzlich auf einer Linie.

Mavericks fädelten Tauschgeschäft mit Lakers ein

Unbestritten scheint es inzwischen, dass das Tauschgeschäft einzig und allein von der Mavericks-Organisation angestoßen wurde, wie die in der Regel sehr gut informierten Insider bei "ESPN" berichteten. Dallas hatte demnach schon dreieinhalb Wochen zuvor das Lakers-Management kontaktiert, um über einen möglichen Trade zu verhandeln: Sie wollten Anthony Davis, den zweiten Superstar der Lakers neben LeBron James, unbedingt nach Texas holen.

Die Lakers wiederum werden nicht lange überlegt haben: Die Frage, wer das neue Gesicht der Franchise werden soll, wenn der inzwischen 40-Jährige "King James" mal abtritt, beantwortete sich damit praktisch von selbst, durch das völlig unvermittelte Exklusiv-Angebot aus Dallas: Die Lakers können sich nun in den nächsten Jahren daran machen, eine neue Mannschaft um Doncic herum aufzubauen, einen fünffachen Allstar, Topscorer der vergangenen Saison.

Überraschender Trade - auch für Doncic

Dem Vernehmen nach traf offenbar auch Doncic der Trade völlig unvorbereitet. "Ich dachte eigentlich, ich bringe meine Karriere hier zu Ende. Mein großes Ziel war, euch die Meisterschaft zu schenken", postete der Slowene in einem Abschieds-Statement an die Fans in Dallas und bedankte sich für den Support in den vergangenen sechs Spielzeiten.

Doncic ohne "No-Trade-Clause" - auch Kleber zu den Lakers

Obwohl Doncic einer der größten Stars der Liga ist, besitzt er keine sogenannte "No-Trade-Clause". Er hat also keine Mitsprache bei den Trades, die allein von den beteiligten NBA-Franchises ausgehandelt werden. Gemeinsam mit Doncic wurden auch der Würzburger Maxi Kleber, zurzeit verletzt, und Markieff Morris nach L.A. geschickt. Im Gegenzug bekommen die "Mavs" neben Davis den 21-jährigen Youngster Max Christie.

Bleibt die Frage, über die weiter auf allen US-Sportkanälen gerätselt wird: warum die Mavericks offenbar fest entschlossen waren, ihren Franchise-Player, der mit 25 Jahren den Großteil seiner Karriere wohl noch vor sich hat, für einen Spieler wie Davis einzutauschen: Einen zehnfachen Allstar, NBA-Champion 2020 mit den Lakers, aber eben auch schon 31 Jahre alt, und außerdem anfällig für Verletzungen.

Davis Wunschspieler für die "Mavs"

Wenn er fit ist, dann ist Davis "einer der besten Two-way-Player der Liga", wie Dallas-GM Harrison betonte - also ein Spieler, der an beiden Enden des Felds glänzen kann: als Scorer, Rebounder und "Rim-Protector" in der Zone. "Defensive gewinnt Titel", zitierte Harrison einen NBA-Evergreen, "er wird unser Team besser machen."

Genau darüber aber gehen die Meinungen bei vielen Experten auseinander. Dass die Verteidigung nicht zu den Stärken von Luka Doncic zählt, ist bekannt. Und dass das Gesamtpaket in der Defensive bei den "Mavs" nicht für den Titelgewinn reicht, wurde zuletzt in den NBA Finals deutlich, als Dallas von den Boston Celtics überrollt wurde. Ein starker "Big Man" wie Davis dürfte den Mavericks in jedem Fall die ersehnte Defensivpower geben.

Davis, Irving und Thompson als neues Trio bei den "Mavs"

Die Kombination mit Spielmacher Kyrie Irving und Dreier-Spezialist Klay Thompson, der mit seiner Wurfstärke von draußen den gegnerischen Defensivverbund auseinanderreißen kann, erscheint auch im Angriff durchaus vielversprechend. Doch den Impact, den Doncic den "Mavs" bislang gebracht hat, dürfte dies wohl kaum aufwiegen: Der Slowene, nominell Spielmacher, ist offensiv eine Maschine, der an guten Tagen ein Spiel alleine entscheiden kann. Für Dallas erzielte er im Schnitt 28,7 Punkte, 8,7 Rebounds und 8,3 Korbvorlagen pro Spiel.

Davis gegen Doncic - ein schlechter Deal für Dallas?

Um einen Megastar wie Doncic zu bekommen, müssen Klubs bei einem Trade normalerweise ein ganzes Paket von Spielern abgeben, meistens noch garniert mit ein paar wertvollen künftigen Draft-Picks. Doch das Geschäft zwischen Dallas und den Lakers ging praktisch als Eins-zu-eins-Tausch über die Bühne: Doncic gegen Davis, die Lakers mussten keinen weiteren Leistungsträger abgeben. Für Dallas wirkt dies zunächst wie ein schlechter Deal - zumal die Mavericks-Verantwortlichen bekannten, nur mit den Lakers über einen möglichen Trade verhandelt zu haben, und nicht auch mit weiteren Klubs.

Über die weiteren Motive in Dallas kann weiter nur spekuliert werden. Eine erste Spur führte zur Vertragssituation von Doncic: Er hätte bei den "Mavs" im Sommer einen neuen, sogenannten Supermax-Kontrakt über 345 Millionen Dollar unterzeichnen können und wäre damit weiter das Gesicht der Franchise geblieben, so wie zuvor Dirk Nowitzki.

Zweifel im "Mavs"-Management an Doncic

Offenbar gab es aber im "Mavs"-Management intern doch erhebliche Zweifel, das Team über die nächsten Jahre Doncic anzuvertrauen. Dazu passen die immer wiederkehrenden Meldungen, der Slowene würde nicht genügend auf seine Fitness und seine Ernährung achten. Immer wieder gerne hervorgeholt wird dabei eine Szene aus den letztjährigen Playoffs, als Doncic in den Katakomben den Einzug in die Finals gemeinsam mit seinen Vater Sasa feierte. Michael Finley, Vizepräsident der "Mavs", kommt vorbei und nimmt dem verdutzten Superstar eine Dose Bier aus der Hand, wie einem ertappten Achtklässler auf der Schulfahrt.

Nach "ESPN"-Berichten wurden die häufig wiederkehrenden Verletzungsprobleme des Superstars, der in dieser Saison schon 27 Spiele verpasste, bei den Dallas-Verantwortlichen zunehmend mit seinem Fitnesszustand in Zusammenhang gebracht. "Mavs"-GM Harrison bekräftigte, er werde niemals etwas Schlechtes über seine Spieler sagen. Er sprach dann aber auch vielsagend von "Spielern die zu unserer Teamkultur passen", und von "Spielern, die hinzukommen und unsere Teamkultur bereichern".

Doncic-Abgang in Dallas: "Ein echtes Statement"

Das plötzliche, vorzeitige Ende von Doncics Zeit in Dallas ist für "ESPN"-Kommentator Stephen A. Smith "ein echtes Statement" der Mavericks, dies werde auch nachhaltig Auswirkungen auf die gesamte NBA haben. "Jemanden von einem Kaliber wie Luka zu traden, zu diesem Zeitpunkt in der Saison, ohne dass er oder sein Agent etwas davon wussten, das ist eine klare Botschaft der Klubbesitzer: Wir haben immer noch die Kontrolle, nicht ihr."