
Spanien gegen Niederlande Fabian Ruiz - mehr als nur Rodris Nebenmann
Fabian Ruiz gilt bei Europameister Spanien nach wie vor als unterschätzter Spieler, stellt seinen großen Wert aber auch bei seinem Verein mehr und mehr unter Beweis.
Wenn Spanien am Donnerstagabend (20.03.2025) in der Nations League bei den Niederlanden antritt, geht es um den Einzug ins Halbfinale. Auf dem Spiel steht aber auch die Erfolgsserie des Europameisters: Seit 16 Spielen und ziemlich genau einem Jahr hat Spaniens Nationalmannschaft kein Spiel mehr verloren. Die bislang letzte Niederlage gab es am 22. März 2024, ein 0:1 in einem Freundschaftsspiel gegen Kolumbien.
"El Invencible" Fabian
Fabian Ruiz saß seinerzeit auf der Bank, seine persönliche Bilanz blieb deshalb unangetastet: Der Mittelfeldspieler hat im Trikot von "La Roja" 35 Spiele in Folge nicht verloren. Bei seinem Klub Paris Saint-Germain sind es sogar 48 Spiele ohne Niederlage, wenn Fabian, wie er selbst genannt werden möchte, auf dem Platz stand. Spaniens Sportzeitung "Marca" hat das Interview mit ihm vor dem Nations-League-Duell gegen die Niederlande deshalb auch mit "El Invencible" überschrieben, "der Unbesiegbare".
Schon bei der Europameisterschaft spielte der Andalusier, der in der Jugend bei Betis Sevilla ausgebildet wurde, eine tragende Rolle in Spaniens Mittelfeld. Bis auf die letzte Vorrundenpartie gegen Albanien, als Nationaltrainer Luis de la Fuente komplett durchrotierte, hatte Fabian seinen Stammplatz im Mittelfeld.
Der 28 Jahre alte Linksfuß bespielt bevorzugt das defensive Zentrum und die linke Spielfeldhälfte. Eine seiner größten Stärken ist, dass er den Ball in Drucksituationen, gegen mehrere Gegenspieler behaupten kann, besonders in der für Ballverluste anfälligen Zone an der Außenlinie. Dies ist ein zentrales Element im spanischen Erfolgskonzept, das auf Ballbesitz und Kontrolle gründet.
Weil Fabian oftmals etwas höher postiert ist als Rodri, sein kongenialer Nebenmann, kann er auch offensiv Impulse setzen oder selbst für Torgefahr sorgen: Beim kniffligen EM-Auftakt gegen Kroatien sorgte er mit seinem zweiten, überlegt herausgespielten Treffer für die Vorentscheidung.
Spaniens Coach de la Fuente über "Weltklasse-Spieler" Fabian
Dass sein Wert auf dem Weg zum EM-Titel womöglich etwas unter den Tisch fiel, lag vermutlich auch daran, dass er an der Seite des besten defensiven Mittelfeldspielers der Welt auflief. Am Ende stand aber auch Fabian neben Rodri in der Sportschau-Elf des Turniers. Auch Spaniens Nationaltrainer hob beim EM-Triumph im vergangenen Sommer Fabians besondere Rolle hervor. Er sei ein "außergewöhnlicher, ein Weltklasse-Spieler", sagte de la Fuente. Fabian stehe für all jene Spieler, die in der heimischen La Liga "zu Unrecht im Schatten stehen und auch in den Medien nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen".
Der für seinen ausgeprägten Patriotismus bekannte Nationalcoach zielte mit seiner Kritik auf die spanischen Großklubs ab, allen voran Real Madrid mit seinen ausländischen Superstars. Doch de la Fuente hat durchaus einen Punkt, auch Fabian wurde von seinem Heimtaklub Betis einst weggeschickt, erst bei Napoli und später bei PSG reifte er zum internationalen Top-Spieler.
Seinen herausragenden Wert für ein Team stellt Fabian auch mehr und mehr in Paris unter Beweis, erst recht, seit die katarische Fußball-Filiale die Abkehr von ihrem galaktisch-teuren, aber erfolglosen Superstar-Konzept eingeleitet hat. Nach dem Abschied von Kylian Mbappé hat PSG den Umbruch unter Coach Luis Enrique erstaunlich erfolgreich bewältigt.
Fabian auch Teil des Aufschwungs bei PSG
Zwar sind bei PSG in der Offensive immer noch Ausnahmekönner wie Ousmane Dembélé und Khvicha Kvaratskhelia im Kader. Doch Coach Enrique baut vor allem auf ein starkes Kollektiv und taktische Geschlossenheit. Für den Aufschwung bei PSG steht deshalb auch das Mittelfeld: mit Vitinha, Joao Neves und eben Fabian, der als verlängerter Arm des spanischen Coaches gilt. Luis Enrique, der zuvor die spanische Nationalmannschaft trainierte, hat bei PSG eine stabile 4-3-3-Grundausrichtung etabliert, das gleiche System, das auch die spanische Nationalelf überwiegend bei Ballbesitzphasen spielt.
Manche Beobachter sprechen schon von einer "Hispanisierung" beim unter Luis Enrique erfolgreich reformierten PSG. Die Pariser haben zuletzt vor allem in der Champions League für Furore gesorgt: Brest wurde mit einem nach Hin- und Rückspiel aggregierten Ergebnis von 10:0 überrollt. Und im Achtelfinale setzte sich PSG gegen den hochgehandelten FC Liverpool, das dominierende Team in der mächtigen Premier League, durch. Womöglich kann Fabian mit PSG Ende Mai den nächsten großen europäischen Pokal in die Luft strecken.