Fabian Ruiz im Trikot der spanischen Nationalmannschaft

Spanien gegen Niederlande Fabián Ruiz - mehr als nur Rodris Nebenmann

Stand: 19.03.2025 14:52 Uhr

Fabián Ruiz gilt bei Europameister Spanien nach wie vor als unterschätzter Spieler, stellt seinen großen Wert aber auch bei seinem Verein mehr und mehr unter Beweis.

Wenn Spanien am Donnerstagabend (20.03.2025) in Rotterdam bei den Niederlanden antritt, geht es um den Einzug ins Halbfinale der Nations League. Auf dem Spiel steht aber auch die Erfolgsserie des Europameisters: Seit 16 Spielen und ziemlich genau einem Jahr hat Spaniens Nationalmannschaft kein Spiel mehr verloren. Die bislang letzte Niederlage gab es am 22. März 2024, ein 0:1 in einem Freundschaftsspiel gegen Kolumbien.

Fabián - "El Invencible"

Fabián Ruiz saß seinerzeit auf der Bank, seine persönliche Bilanz blieb deshalb unangetastet: Der Mittelfeldspieler hat im Trikot von "La Roja" 35 Spiele in Folge nicht verloren. Bei seinem Klub Paris Saint-Germain sind es sogar 48 Spiele ohne Niederlage, wenn Fabián, wie er selbst genannt werden möchte, auf dem Platz stand. Spaniens Sportzeitung "Marca" hat das Interview mit ihm vor dem Nations-League-Duell gegen die Niederlande deshalb auch mit "El Invencible" überschrieben, "der Unbesiegbare".

Schon bei der Europameisterschaft spielte der Andalusier, der in der Jugend bei Betis ausgebildet wurde, eine tragende Rolle in Spaniens Mittelfeld. Bis auf die letzte Vorrundenpartie gegen Albanien, als Nationaltrainer Luis de la Fuente komplett durchrotierte, hatte Fabián seinen Stammplatz im Mittelfeld.

Der 28 Jahre alte Linksfuß bespielt bevorzugt das defensive Zentrum und die linke Spielfeldhälfte. Eine seiner größten Stärken ist, dass er in Drucksituationen, auch gegen mehrere Gegenspieler, den Ball behaupten und sich befreien kann, vor allem in der für Ballverluste besonders anfälligen Zone an der Außenlinie. Dies ist ein zentrales Element im spanischen Erfolgskonzept, das auf Ballbesitz und Kontrolle gründet. Bei der EM hatte er im Schnitt fast genauso viele Ballkontakte wie Mittelfeld-Chef Rodri (87 gegenüber 88 pro Spiel), wie die Opta-Statistiker errechnet haben, nach Rodri (71) brachte er auch die meisten Pässe an die MItspieler (67).

Weil Fabián oftmals etwas höher postiert ist, kann er auch offensiv Impulse setzen oder selbst für Torgefahr sorgen: Beim kniffligen EM-Auftakt gegen Kroatien sorgte er mit dem zweiten, überlegt herausgespielten Treffer für die Vorentscheidung.

Spaniens Coach de la Fuente über "Weltklasse-Spieler" Fabian

Dass sein Wert auf dem Weg zum EM-Titel womöglich etwas unter den Tisch fiel, lag vermutlich auch daran, dass er an der Seite des besten defensiven Mittelfeldspielers der Welt auflief. Am Ende stand aber auch Fabián neben Rodri in der Sportschau-Elf des Turniers. Auch Spaniens Nationaltrainer hob beim EM-Triumph im vergangenen Sommer Fabians besondere Rolle hervor. Er sei "ein außergewöhnlicher, ein Weltklasse-Spieler", sagte de la Fuente. Fabián stehe stellvertretend für all jene Spieler, die in der heimischen La Liga "zu Unrecht im Schatten stehen und auch in den Medien nicht die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdienen".

Der für seinen ausgeprägten Patriotismus bekannte Nationalcoach zielte mit seiner Kritik nicht nur auf die spanischen Großklubs ab, allen voran Real Madrid, die weiter auf ausländische Superstars setzen. Auch Fabián wurde von seinem Heimtaklub Betis einst weggeschickt, erst bei Napoli und später bei PSG reifte er zum internationalen Top-Spieler.

Seinen herausragenden Wert für ein Team stellt Fabian auch mehr und mehr in Paris unter Beweis, erst recht, seit die katarische Fußball-Filiale die Abkehr von ihrem galaktisch-teuren, aber erfolglosen Superstar-Konzept eingeleitet hat. Nach dem Abschied von Kylian Mbappé hat PSG den Umbruch unter Coach Luis Enrique erstaunlich erfolgreich bewältigt.

Fabian auch Teil des Aufschwungs bei PSG

Zwar sind bei PSG in der Offensive immer noch Ausnahmekönner wie Ousmane Dembélé und Khvicha Kvaratskhelia im Kader. Doch Coach Enrique baut vor allem auf ein starkes Kollektiv und taktische Geschlossenheit. Für den Aufschwung bei PSG steht deshalb auch das Mittelfeld: mit Vitinha, Joao Neves und eben Fabián, der als verlängerter Arm des spanischen Coaches gilt. Luis Enrique, der zuvor die spanische Nationalmannschaft trainierte, hat bei PSG eine stabile 4-3-3-Grundausrichtung etabliert, das gleiche System, das auch die spanische Nationalelf überwiegend bei Ballbesitzphasen spielt.

Manche Beobachter sprechen schon von einer "Hispanisierung" beim unter Luis Enrique erfolgreich reformierten PSG. Die Pariser haben zuletzt vor allem in der Champions League für Furore gesorgt: Brest wurde mit einem nach Hin- und Rückspiel aggregierten Ergebnis von 10:0 überrollt. Und im Achtelfinale setzte sich PSG gegen den hochgehandelten FC Liverpool, das dominierende Team in der mächtigen Premier League, durch. Womöglich kann Fabián mit PSG Ende Mai den nächsten großen europäischen Pokal in die Luft strecken.