Das Fußball-Jahr 2024 Etwas besser als San Marino
Sébastien Haller schießt die Elfenbeinküste zum Gewinn des Afrika-Cups, zwei Jahre nach seiner Krebsdiagnose. San Marino gewinnt in Liechtenstein sein zweites Pflichtspiel in der Geschichte und steigt in die Division C der Nations League auf. Das und viel mehr hätte es in einen Fußball-Jahresrückblick geschafft, aber: Hier soll es um den deutschen Fußball gehen, und auch da muss streng selektiert werden.
Die Nationalmannschaft
Die deutsche Fußball-A-Nationalmannschaft der Männer beginnt das Jahr mit einem Ruf etwas besser als der von San Marino. Dann kommt Toni Kroos zurück, Florian Wirtz schießt in Frankreich das schnellste Tor der Länderspielgeschichte, Deutschland gewinnt, Deutschland hat die Mannschaft, die nicht mehr "Die Mannschaft" heißt, wieder lieb. Die Euphorie trägt bis ins Viertelfinale der Europameisterschaft gegen Spanien. Der Kopf von Mikel Merino beendet die Reise, wahlweise die Hand von Marc Cucurella. Bundestrainer Julian Nagelsmann sagt, dass er dann eben Weltmeister wird. Dazu in zwei Jahren mehr.
Bundestrainer Julian Nagelsmann mit Rückkehrer Toni Kroos
Die Rücktritte
"Bis bald", sagt Kapitän İlkay Gündoğan angeblich bei der Verabschiedung von Nagelsmann aus dem Teamquartier. Ein paar Wochen später gibt er seinen Rücktritt bekannt. Auch Kroos hört auf, genau wie Manuel Neuer und Thomas Müller. Die drei Weltmeister von 2014 werden bei den Weltmeistern von 2026 nicht mehr mitspielen.
Die Bundesliga
Bayer Leverkusen wird Meister, ohne in der Liga ein Spiel zu verlieren. Das 3:0 im Februar gegen Bayern München ist der Knackpunkt. Danach wird es historisch und langweilig, aber eben anders langweilig als in den elf Spielzeiten vorher. Xabi Alonso ist der Meistertrainer. Susi Hoeneß, die Ehefrau von Uli, bescheinigt ihm einen guten Charakter, weil er nicht zu den Bayern geht (wie einige andere auch). Das ist in gewissen Kreisen deutlich mehr wert als die Auszeichnung "Trainer des Jahres".
Jonathan Tah (M.) feiert mit seinen Teamkollegen die erste Bayer-Meisterschaft.
Die Trainer des Jahres
Xabi Alonso klar, aber auch Christian Streich, der beim SC Freiburg ein Lebenswerk hinterlässt, dass vermutlich erst beim Rückblick auf das Jahrzehnt entsprechend gewürdigt wird. Frecher Neuling ist Fabian Hürzeler, der St. Pauli zum Aufstieg führt und auch in England gut ankommt. Vor allem eckt er auch gerne an. "Sportlich war es kein überragendes Turnier. Wir haben gegen keine Topnation gewonnen, sondern gegen die erste Topnation verloren", sagt Hürzeler über die EM.
Die Vorgänger Hürzelers
Thomas Tuchel wird Nationaltrainer in England und erhöht damit die Spannung auf den Jahresrückblick 2025. Jürgen Klopp gibt im Januar bekannt, dass er den FC Liverpool nach der Saison verlassen werde, weil er keine Energie mehr habe. Aus dem angekündigten Mindestmaß von einem Jahr Pause wird nichts, weil er einen Energydrink-Konzern findet, der ihn überredet, "Head of Global Soccer" (Titel des Jahres) zu werden. Klopp verspielt schneller die Liebe von etlichen Fußballfans als Fortuna Düsseldorf den 3:0-Vorsprung in der Relegation gegen den VfL Bochum.
Die Champions League
Klopps ehemaliger Klub Borussia Dortmund hat im Finale der Champions League auch einen deutlichen Vorsprung, allerdings nur an Chancen. Eine nach der anderen bleibt ungenutzt, und dann erinnert sich der Gegner Real Madrid daran, dass er ja Real Madrid ist - und gewinnt 2:0.
Die Frauen
Bayern München wird Meister ohne Niederlage. Der VfL Wolfsburg gewinnt den DFB-Pokal als verbiete die Satzung des DFB, dass ein anderer gewinnen dürfe. Lena Oberdorf wechselt für eine Rekordablöse von Wolfsburg nach München. Die Ablöse soll bei 400.000 Euro liegen. Die Dimension des Jahres im Vergleich zu den Männern. Christian Wück wird neuer Bundestrainer, Alexandra Popp tritt aus der Nationalmannschaft zurück, mit dem VfL will sie noch weitere Pokale gewinnen.
Alexandra Popp bei ihren letztem Länderspiel
Die Entscheidung des Jahres
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sagt, er höre sich alles genau an, um dann zu sagen, dass er alle Warnungen in den Wind schlagen werde, weil er sonst isoliert sei. Klatschen für Saudi-Arabien - die Geste des Jahres.
Die Erinnerungen
Franz Beckenbauer stirbt im Januar. Der beste deutsche Fußballer ist tot. Er wird alle Rückblicke des deutschen Fußballs überleben. Bei Christoph Daum werden es einige sein, bei Kay Bernstein wenige.