Fußball bei Olympia 2024 Bronze für DFB-Frauen nach Sieg gegen Weltmeister Spanien
Die deutschen Fußballerinnen haben im Spiel um Platz drei bei den Olympischen Spielen gegen Weltmeister Spanien mit viel Drama in der Schlussphase die erwünschte Medaille erkämpft. Für Trainer Horst Hrubesch war der Bronze-Gewinn am Freitag (09.08.2024) der erfolgreiche Schlusspunkt seiner langen Karriere.
"Noch einmal alle Kräfte bündeln für Platz drei und die Medaille" - mit diesem Motto waren Coach Hrubesch und seine Mannschaft nach der unglücklichen 0:1-Niederlage im Halbfinale gegen die USA in das sechste und letzte Turnierspiel gegangen. Und genau das machten die DFB-Frauen im nur sehr spärlich gefüllten Stade de Lyon dann auch: Sie erkämpften sich gegen die Weltmeisterinnen mit vollem Einsatz und letzter Kraft einen knappen 1:0 (0:0)-Erfolg. Verantwortlich dafür zeichnete unmittelbar vor Schluss Keeperin Ann-Katrin Berger, die in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter von Alexia Putellas stark parierte (90.+9).
Gwinn: "Haben uns das größte Geschenk selbst gemacht"
"Wir konnten uns belohnen. Jetzt hier zu stehen, der Mannschaft mit meinem Elfmeter helfen zu können, da sind mir wirklich die Tränen runtergeflossen", sagte Torschützin und Mit-Matchwinnerin Giulia Gwinn nach dem Schlusspfiff im Sportschau-Interview. "Das ist eine besondere Geschichte für mich persönlich, aber auch fürs Team. Und ich freue mich auch für Horst Hrubesch." Vor einem Jahr war das DFB-Team bei der WM in Australien und Neuseeland in der Gruppenphase ausgeschieden. Gwinn war da nach ihrem Kreuzbandriss noch nicht wieder im Team gewesen.
Für Deutschlands Fußballerinnen ist es nach 2000, 2004 und 2008 die vierte olympische Bronzemedaille. 2016 in Rio hatte das DFB-Team Gold gewonnen - auch damals war die heutige Kapitänin Alexandra Popp mit dabei, die nun einen "Medaillen-Doppelpack" in ihrem Besitz hat. "Mehr Krimi geht irgendwie nicht. Wir haben einfach eine 'Elfmeter-Maschine' im Tor stehen. Einfach unfassbar. Ich bin extrem glücklich", versuchte Popp ihre Gefühle im Sportschau-Interview in Worte zu fassen. Ob sie ihre Karriere im Nationalteam fortsetzt, ließ sie offen: "Wir schauen mal, wo die Reise hingeht."
Trainer Horst Hrubesch geht in Fußballrente
Definitiv vorbei ist dagegen die Trainer-Karriere von Horst Hrubesch: Der 73 Jahre alte Interims-Bundestrainer feuerte seine Mannschaft vom Anpfiff bis zum Schlusspfiff noch ein letztes Mal lautstark und erfolgreich von der Seitenlinie aus an. Die Bronzemedaille mit den DFB-Spielerinnen ist das i-Tüpfelchen auf seine vier Jahrzehnte währende Karriere als Fußballlehrer. Nach der Sommerpause übernimmt Christian Wück das Amt des Bundestrainers von ihm.
Hrubesch hatte 2016 mit der deutschen Männer-Mannschaft in Rio Olympia-Silber gewonnen - und vor dem Anpfiff des Bronze-Spiels betont, wie sehr er sich wünscht, dass nun "die Mädels eine Medaille gewinnen. Ich habe ja schon eine." Und diesen Gefallen taten die Spielerinnen ihrem Trainer dann auch. Entsprechend groß war bei allen Beteiligten nach dem Schlusspfiff um kurz vor 17 Uhr der Jubel. "Ich muss den Mädels ein Kompliment machen: Was die investiert haben, das ist überragend", lobte Hrubesch im Sportschau-Interview die Leistung seiner Mannschaft im gesamten Turnier. "Wenn man diese 90 Minuten gesehen hat, dann haben wir die Medaille auch verdient."
Zähes Spiel in der ersten Halbzeit
Im ersten Durchgang war die Partie eine Art Geduldspiel. Beide Mannschaften setzten gegen den Ball im 4-4-2 auf eine kompakte Defensivformation - und nach vorne fand schnelles Umschalten eher selten bis gar nicht statt. Zwar zeigte die DFB-Elf keinerlei Respekt vor den Weltmeisterinnen, kam aber im Vorwärtsgang kaum zur Geltung. Ein 16-Meter-Schuss von Klara Bühl genau auf Keeperin Cata Coll (19.) und ein ebenso harmloser Abschluss von Marina Hegering nach einem Freistoß (42.) waren die einzigen Aktionen vor dem Tor der Spanierinnen.
Auch die Spielerinnen von der iberischen Halbinsel kamen selten in Schusspositionen, doch ihre Chancen bis zur Pause waren deutlich nennenswerter: Teresa Abelleira zirkelte einen Freistoß aus 30 Metern auf die Torlatte (21.), Weltfußballerin Aitana Bonmati traf nach einer der wenigen flüssigen Kombinationen freistehend aus 16 Metern ebenfalls den Querbalken (44.).
Gwinn trifft entscheidend vom Punkt
Nach dem Seitenwechsel spielte bei Deutschland Lea Schüller für Klara Bühl in der Offensive. Beide Mannschaften schoben nun im Angriff ihre Reihen mutiger weiter nach vorne, das Spiel wurde bei Temperaturen um 30 Grad Celsius offensiver und hitziger. Janina Minge (55.) verpasste mit einem Flachschuss die Führung für das DFB-Team noch knapp.
Die fiel aber knapp zehn Minuten später, als Gwinn im Strafraum von Torhüterin Coll über den Haufen gerannt wurde und den fälligen Foulelfmeter abgezockt flach unten rechts verwandelte (65.). Schüller ließ die Vorentscheidung liegen, als sie bei einer Eins-gegen-eins-Situation Torhüterin Coll aus elf Metern nicht überwinden konnte (71.).
Berger wehrt Foulelfmeter in der Nachspielzeit ab
Am Ende wirkte sich diese vergebene Großchance aber nicht negativ aus, obwohl es noch einmal äußerst turbulent wurde: Erst wehrte Torhüterin Berger einen Kopfball von Jennifer Hermoso ab (75.) - und als die siebenminütige Nachspielzeit gerade abgelaufen war, rückte die Keeperin vollends in den Mittelpunkt: Schiedsrichterin Katia Garcia aus Mexiko entschied zum Entsetzen der DFB-Spielerinnen nach einem Zweikampf zwischen Minge und Lucia Garcia auf Foulelfmeter für Spanien. Doch Berger ließ sich nicht aus der Ruhe bringen: Die Matchwinnerin des Viertelfinal-Elfmeterschießen-Krimis gegen Kanada wehrte den von Putellas nach rechts geschossenen Ball mit beiden Fäusten stark ab. "Der gehaltene Elfmeter ist einfach nur der Dank an meine Mannschaft, die mir die Arbeit so leicht gemacht hat. Ich habe höchsten Respekt vor ihr. Ich bin sprachlos", sagte Berger, die genau wie ihren Mitspielerinnen nach dem Spiel erschöpft und erleichtert zugleich war, im Sportschau-Interview.
Medaillen werden nach dem Finale überreicht
Das Hrubesch-Team belohnte sich mit dem knappen Sieg gegen Spanien am Ende mit etwas Glück, aber auch verdient für ein gutes Turnier mit der ersehnten Medaille. Die bekommt die Mannschaft am Samstag (10.08.2024) nach dem Ende des olympischen Fußballfinales in Paris überreicht. Danach kann dann der Trainer reich dekoriert und mit bestem Gewissen in den wohlverdienten Ruhestand gehen.
Im Endspiel um die Goldmedaille spielen am Samstag (17 Uhr, im Livestream auf sportschau.de) im Prinzenpark die USA und Brasilien gegeneinander.