Dominik Paris beim Abfahrtsrennen in Kitzbühel.

Hahnenkamm-Rennen Kitzbühel ist bereit für die Ski-Party des Jahres

Stand: 22.01.2025 16:56 Uhr

Es gibt nur wenige Orte im Ski-Alpin-Zirkus, die so eine Strahlkraft haben wie Kitzbühel. Auch dieses Jahr sticht der Klassiker bei seiner 85. Auflage wieder aus dem Kalender heraus. Die Veranstalter warten mit Rekordzahlen auf, die Prominenten geben sich die Klinke in die Hand. Für die Athleten geht es in der Abfahrt neben viel Prestige aber auch um die eigene Gesundheit.

Rekordpreisgeld, riesige Ausgaben und Einnahmen sowie jede Menge Party - und mittendrin noch drei mitunter waghalsige Skirennen. So in etwa lässt sich der Wahnsinn zusammenfassen, der alljährlich Mitte Januar in der kleinen, österreichischen 8.000-Seelen-Stadtgemeinde Kitzbühel vor sich geht. Die Rennen am Hahnenkamm (24. bis 26. Januar) zählen zu den spektakulärsten Veranstaltungen im Wintersport. Während die Elite der alpinen Skifahrer ihr Können unter Beweis stellt, feiert sich das "Who's who" der Sport- und Unterhaltungswelt auf den Tribünen.

Insgesamt 45.000 Fans werden ihre Helden am Samstag beim Hahnenkamm-Rennen frenetisch bejubeln. Jeder, der es auf einer der anspruchsvollsten Strecken des Winters ins Ziel schafft, gilt schon als Gewinner. Die weiteren Rennen sind der Super G am Freitag und der Slalom am Sonntag. Vor allem das Comeback des Super-G nach drei Jahren Pause sorgt bei den Aktiven und Verantwortlichen für Freude.

Die Rennen in der Übersicht
Tag Rennen Uhrzeit
Freitag, 24. Januar Super-G 11.30 Uhr im Liveticker
Samstag, 25. Januar Abfahrt 11.30 Uhr im Liveticker
Sonntag, 26. Januar Slalom 10.15 Uhr/13.30 Uhr im Liveticker

Heimstar fehlt wegen Verletzung

"Aufgrund der Exklusivität waren zwei Abfahrten eine Inflation, vor dem Hintergrund ist es schon lässig, dass wir wieder bei einer Abfahrt sind. Ich habe viel mit den Athleten geredet und war überrascht. Viele freuen sich riesig auf den Super-G, weil sie ihn hier brutal gern fahren, er für sie einer der tollsten überhaupt ist", erklärte Hahnenkamm-Rennleiter Mario Mittermayer-Weinhandl der österreichischen Presseagentur APA.

Dass mit Vincent Kriechmayr der beste Abfahrer der Gastgeber verletzt ausfällt, ist für die Veranstalter natürlich ein Nackenschlag. "Wenn große Namen abgehen, Topathleten, die um den Sieg kämpfen, ist das schade wegen der Spannung. Und wenn Österreichs klare Nummer eins fehlt, tut das weh", so Mittermayer-Weinhandl weiter.

Eine Frage der Sicherheit

Eine Favoritenrolle ist in der Abfahrt wie in jedem Jahr nur schwer zu vergeben. Die Sieger der Hahnenkamm-Rennen der Vorjahre sucht man übrigens vergeblich in der Startliste. Ein Triumphator, der auch in diesem Jahr an den Start geht, ist Dominik Paris. Der Italiener war 2019 zum dritten Mal in der Abfahrt erfolgreich und ist damit zugleich der Aktive mit den meisten Siegen in Kitzbühel. Die Sieger von 2020, 2021 und 2022, Matthias Meyer aus Österreich und der Schweizer Beat Feuz (2x), sind inzwischen zurückgetreten. Der 2023-Champion Aleksander Aamodt Kilde und der Vorjahres-Erste Cyprien Sarrazin fehlen aktuell wegen schwerer Verletzungen.

Die sind auch in Kitzbühel immer wieder ein Thema. Denn den Reiz der Rennen macht vor allem die spektakuläre Strecke aus. Auf den knapp 3,3 Kilometern Richtung Tal gibt es extreme Gefälle, weite Sprünge und Hochgeschwindigkeitspassagen zu meistern. Zusammen mit den Weiterentwicklungen im Materialbereich kommen einige Athleten an die Grenze des Beherrschbaren.

Debatte nach Stürzen neu entfacht

Schon in den ersten beiden Trainings hat es zwei Fahrer erwischt, darunter den deutschen Rennläufer Jacob Schramm. Er verlor am Mittwoch die Kontrolle und krachte beinahe ungebremst ins nahe Fangnetz. Er musste mit einem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden. Tags zuvor hatte sich der österreichische Nachwuchsfahrer Felix Hacker bei einem Schlag einen Kreuzbandriss zugezogen.

Schon zuvor hatten der tragische Tod der italienischen Nachwuchsathletin Matilde Lorenzi und zahlreiche Stürze - auch von Topathleten wie Mikaela Shiffrin, Kriechmayr oder eben Sarrazin - die Sicherheitsdebatte bei den Alpinen wieder heftig entfacht. Sportschau-Experte Felix Neureuther hatte diesbezüglich schon strengere Regeln gefordert.

Baumann im ersten Training mit dabei

Aus deutscher Sicht kann man sich in der Abfahrt wohl nur wenig Hoffnungen auf eine Überraschung wie 2018 machen. Damals fuhr Thomas Dreßen zum viel umjubelten ersten Kitzbühel-Sieg für den Deutschen Skiverband seit Sepp Ferstl 1979. Nach zahlreichen Verletzungen hatte Dreßen im vergangenen Jahr auf der Streif seinen emotionalen Abschied gefeiert. In diesem Jahr gehen nach dem Ausfall von Schramm mit Romed Baumann, Simon Jocher und Luis Vogt drei Deutsche an den Start, von denen vor allem Erstgenannter noch die besten Chancen auf eine Top-Platzierung hat.

Aber der 39-jährige Tiroler, der seit 2019 für Deutschland startet, ist in dieser Saison nicht wirklich in Tritt gekommen. Ein siebter Platz in Gröden kurz vor Weihnachten ist sein bestes Ergebnis. Zumindest im ersten Training am Dienstag ließ er aufhorchen und wurde Fünfter. "Es war gestern im ersten Training eine ganz coole Fahrt. Linienmäßig habe ich den Großteil zumindest ganz gut getroffen. Die erste Fahrt ist immer ein Abtasten, am Limit war glaube ich heute noch keiner", so Baumann. Trotz Reserven fuhr er schon mit knapp 135 Kilometern pro Stunde durch den Zielschuss.

Straßer hofft auf Konstanz in beiden Läufen

Deutlich langsamer wird es am Sonntag bei den Slalom-Fahrern zugehen. Dann will auch Linus Straßer endlich wieder auf dem Podest stehen. Nach zuletzt aufsteigender Form mit Platz sechs in Madonna di Campiglio und Rang vier in Adelboden hatten seine Ambitionen in Wengen einen kleinen Dämpfer kassiert. Dennoch: Wie man auf dem Ganslernhang schnell um die Kurven kommt, hat der Münchner im Vorjahr mit Bestnote unter Beweis gestellt, als er seinen vierten Weltcupsieg einfuhr.

Dass es in diesem Jahr noch nicht zu einem Ergebnis unter den Top 3 gereicht hat, hängt mit der Konstanz innerhalb der Rennen zusammen. "Was mir noch fehlt, sind zwei komplette Läufe, die ich auf dem Niveau runterbringe", hatte er nach dem 13. Platz in Wengen gesagt. Dennoch freute er sich auf "zwei coole Rennen", die nun anstehen. Denn nach Kitzbühel geht es in Schladming weiter, auch da war Straßer im Vorjahr der Schnellste.

Linus Straßer - "Es fehlen noch zwei Läufe auf dem Niveau"

Sportschau Wintersport, 19.01.2025 09:00 Uhr

100.000 Euro für die Sieger - Millionen für die Region

Erst einmal aber gilt der volle Fokus dem anstehenden Rennen am Wochenende. Neben der "Goldenen Gams" (Siegerpokal) und dem eigenen Namen auf einer Gondel der Hahnenkammbahn wartet auf die Sieger auch jede Menge Preisgeld. Wie schon im Vorjahr werden in jedem Rennen 333.500 Euro an die Fahrer ausgeschüttet. Macht zusammen über eine Million Euro. Allein die drei Sieger erhalten jeweils 100.000 Euro. Auch dieser Superlativ ist - wie es sich für Kitzbühel eben gehört - einmal mehr ein Rekord.

Insgesamt kostet das Spektakel nach Angaben der Veranstalter knapp 8,5 Millionen Euro, aber auch die Einnahmen im Großraum Kitzbühel lassen sich sehen. Das Wochenende soll der Region wahnwitzige 47 Millionen Euro bescheren. Wenn schon Streif, dann aber richtig!

Gams vor dem Zieleinlauf der Streif

Dem Sieger eine Gams - so sieht die Trophäe in Kitzbühel aus.